1074 Stimmen für die Kunstschule

Völklingen · Die Kunstschule Kassiopeia in Wehrden ist vom Rotstift der Stadtverwaltung bedroht. Jetzt haben Bürger 1074 Unterschriften gegen die drohende Schließung gesammelt.

 Kinder und Eltern haben 1074 Unterschriften für den Erhalt der Völklinger Kunstschule Kassiopeia gesammelt, hier übergeben sie am Alten Rathaus die Listen an Vertreter der Stadtratsfraktionen. In der hinteren Reihe steht die Gründerin und Schulleiterin von Kassiopeia, Anne Herzhauser (3. von links). Foto: Andreas Lang

Kinder und Eltern haben 1074 Unterschriften für den Erhalt der Völklinger Kunstschule Kassiopeia gesammelt, hier übergeben sie am Alten Rathaus die Listen an Vertreter der Stadtratsfraktionen. In der hinteren Reihe steht die Gründerin und Schulleiterin von Kassiopeia, Anne Herzhauser (3. von links). Foto: Andreas Lang

Foto: Andreas Lang

Offenbar hat die Völklinger Kunstschule Kassiopeia sogar Anteil an paralympischem Gold. Das offenbarte die Behinderten-Sportlerin Claudia Nicoleitzik am Montag, als sie mit Eltern und Kindern der Kunstschule Vertretern der Völklinger Stadtratsfraktionen eine Liste mit 1074 Unterschriften von Bürgern überreichte, die sich für den Erhalt der Kunstschule und deren Projekten stark machen. In Kassiopeias Anfangsjahren habe sie dort Hilfe erfahren: "Vor etwa 20 Jahren war ich selbst bei Kassiopeia, ich kam dort an als ein verschüchtertes kleines Mädchen", so die 27-jährige mehrfache Saar-Sportlerin. Selbstvertrauen hat sie sich an der Nähmaschine geholt, als sie kreativ eine Meerjungfrau geschneidert hat. Weiter habe sie erste soziale Kontakte kennengelernt. Ein erster wichtiger Schritt, sich als junge Frau mit den weltbesten Leichtathleten auf Paralypics-Niveau erfolgreich zu messen.

Auch Genieve Vermandois bezeichnet sich als Kasssiopeia-Kind der ersten Generation, die eigenen Kinder gehören bereits zur zweiten und die junge Mutter hofft: "Hoffentlich erleben wir noch eine dritte Generation und weitere folgende." Als treue SZ-Leserin weiß sie, dass unter anderem das Kassiopeia-Projekt "Fantastische Begegnungen" vom Rotstift der Stadtverwaltung bedroht ist.

Dabei gehe es dem Staat doch gut: "Deutschland ist ein reiches Land, der Staat rechnet mit einem Steuerplus von 54,1 Milliarden Euro, auch viele Kommunen werden Mehreinnahmen verzeichnen." Das von Überschuldung bedrohte Völklingen gehört freilich nicht dazu. Vemandois dennoch kämpferisch: "Trotz alledem wird ein nicht zu ignorierender Teil der Völklinger Bevölkerung das Wegsparen der kulturellen Bildungsangebote unserer Kassiopeia nicht akzeptieren."

Bei den Stadtratsmitgliedern Manfred Jost (Grüne) und Klaus Degen rannte sie dabei offene Türen ein: "Wir haben diese Projekte immer unterstützt." Degen außerdem: "Wir brauchen hier nichts Neues zu erfinden, Kassiopeia funktioniert ja gut." Sozialdemokrat Erik Roskothen gab sich persönlich auch als Freund Kassiopeias und derer Projekte zu erkennen: "Es steht außer Frage, dass man solche Maßnahmen braucht." Er könne das Thema allerdings nur mit in die Fraktion nehmen, um es dort zur Diskussion zu stellen. Denn: "Wir müssen an allen Ecken und Kanten sparen, das wird auch an Kassiopeia nicht vorbeigehen - aber die Kunstschule muss unbedingt erhalten bleiben."

Auch der Oberbürgermeisterkandidat der CDU, Kevin Frank, bedauerte, für seine Fraktion keine Vorab-Zusage geben zu können. Fraktionskollegin Ulrike Müller gab zu bedenken, dass die Sparkommissare der Landesregierung ein härteres Regiment führen würden, falls die Sparmaßnahmen von Stadtrat und Verwaltung nicht als ausreichend beurteilt würden. Davon unabhängig halten beide jedoch die Kunstschule für eine wichtige Einrichtung.

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