Bürger reden mit Rehlinger für ein integriertes S-Bahn-Netz im Saarland

Saarbrücken · Ministerin Anke Rehlinger arbeitet am neuen Verkehrsentwicklungsplan. Am Samstag stellte sie die Pläne teilweise den Bürgern vor.

Der öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) soll im Saarland grundlegend reformiert und ausgebaut werden. Dafür arbeiten das saarländische Verkehrsministerium und verschiedene Gutachter derzeit einen neuen Verkehrsentwicklungsplan aus – der alte ist schließlich schon über 20 Jahre alt. Um die Saarländer mit einzubinden, fand am Samstag im Saarbrücker Schloss ein Bürgerdialog dazu statt. Bei diesem stellte zunächst Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) grob die Ziele des neuen Verkehrsentwicklungsplans vor.

Zum einen werde eine Vereinfachung des Tarifsystems angestrebt mit mehr Flatrate-Angeboten und niedrigeren Preisen für Schüler, Azubis, Senioren und Pendler. Was den Ausbau des Schienenverkehrs betrifft, erklärte Rehlinger, habe man bei allen Strecken, die ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis versprechen, ein Betriebskonzept erstellt. Das bisherige Regionalbahn-Netz solle zu einem integrierten S-Bahn-Netz als neue Marke weiterentwickelt werden. Zwei neue Bus-Produkte stünden außerdem zur Debatte: Der Plus-Bus im Grundtakt von einer Stunde und der Express-Bus als schnelle Verbindung in Konkurrenz zum Auto. Letzterer werde auch Autobahnen nutzen und nicht an jeder Haltestelle halten. Allein für die von den Gutachtern vorgeschlagenen Investitionen brauche man 340 Millionen Euro – wie schnell man vorankomme, hinge von den Zuwendungen von Bund und EU ab, meinte die Ministerin.

Anwesend war auch der saarländische Bundestagsabgeordnete der Linken, Thomas Lutze. Er fand es positiv, „dass wir über einen Begriff wie Streckenreaktivierung erstmalig offen diskutieren. Das war vor zwei, drei Jahren hier in der saarländischen Verkehrspolitik noch ein Fremdwort.“ Er selbst glaube nicht, dass in den nächsten zehn Jahren eine Strecke reaktiviert würde, aber: „Wir reden wenigstens drüber, das ist ein erster Schritt.“

Die drei Experten Rolf Alexander und Julian Scheer von der Dortmunder Firma Planersocietät sowie Max Bohnet vom Hamburger Planungsbüro GGR erläuterten Details der oben genannten Änderungsvorschläge. Sie moderierten dann auch das Gespräch in drei verschiedenen Räumen, das von vielen Interessierten angenommen wurde. Vor allem beim Thema der Reaktivierung von ehemaligen Bahnstrecken wurde lebhaft diskutiert – etwa, warum die Niedtalbahn im Verkehrsentwicklungsplan eine so geringe Priorität habe. Ministerin Rehlinger, die eigentlich nur zum Zuhören gekommen war, erläuterte dann doch dazu, dass die Niedtalbahn bis Bouzonville ein grenzüberschreitendes Projekt sei, daher stamme die geringe Priorität. Über die Reaktivierung werde man mit den französischen Partnern sprechen. Zu den am besten bewerteten Strecken gehörten die Verbindung von Saarbrücken nach Großrosseln und jene von Dillingen nach Schmelz. Wie hoch denn der finanzielle Anteil des Landes am Verkehrsentwicklungsplan sei, wollte ein Teilnehmer von der Ministerin wissen. „Das ist bei jedem einzelnen Projekt unterschiedlich. Aber wir werden um die 30, 40 Prozent dieser Summe zusammenbringen müssen.“

Beim Thema des Ausbaus des Eisenbahnnetzes zu einem attraktiven S-Bahn-Angebot forderten manche Teilnehmer die Einrichtung bestimmter neuer Haltepunkte. Rolf Alexander konstatierte, dass der Standort eines Bahnhofs darüber mitentscheide, welches Verkehrsmittel der Einzelne wählt. Einen Satz aus der Diskussion nehme er gerne mit: „Wenn Bürger umsteigen sollen, muss man in Vorleistung treten.“ Astrid Klug (SPD), die Leiterin der Abteilung Klimaschutz, Energie, Verkehr und Luftfahrt im saarländischen Wirtschaftsministerium, sagte im Schlusswort, man sei beim Verkehrsentwicklungsplan noch in einem frühen Stadium. Irgendwann werde er aber eine Leitfunktion für die Arbeit des Ministeriums haben. „Das gelingt uns umso besser, je mehr Rückenwind wir aus der Bevölkerung haben.“

Auf der Internetseite vep.saarland können interessierte Bürger noch bis zum 22. Februar Ideen, Anregungen und Wünsche zum Verkehrsentwicklungsplan äußern.

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