Kommentar Erinnern wir uns an eine Riesendummheit
Nicht vergessen: Es war eine ungeheuerliche Dummheit und eine Art Verrat an einem Teil der Bevölkerung, als der Stadtrat unter der Ägide des Oberbürgermeisters Hajo Hoffmann im Jahr 2000 das Heizkraftwerk Römerbrücke verkauft hat – mitsamt allen Fernwärmekunden.
Dem Käufer, der damaligen Firma Suez (heute Engie), ist kein Vorwurf zu machen. Suez hat sich einfach nur ein profitables Investment gesichert. Allerdings machte die Suez-Tochter EnergieSaarLorLux (ESLL), die damals nur für den Vertrieb der Fernwärme zuständig war, zunächst mal einen dicken Fehler: Sie war für ihre Kunden praktisch nicht zu sprechen, auch nicht, als die Preise stiegen.
Daraufhin formierte sich 2009 eine Bürgerinitiative und machte sowohl ESLL als auch der Stadtverwaltung Dampf. Parallel dazu versuchte der damalige Stadtwerke-Chef Dieter Attig, die Mehrheit am Kraftwerk wieder zurückzukaufen. Eine Allianz Bürger-Stadtwerke entstand.
Ergebnis: Suez übergab das Kraftwerk 2010 an seine Tochter ESLL, und die Stadtwerke durften 49 Prozent an ESLL übernehmen. Danach führte ESLL die Preisgleitformel ein und änderte seine Kommunikationspolitik. Heute bekommen Bürger, die gegen die Preise protestieren, ausführliche schriftliche Antworten – und werden ernst genommen.
Dabei hat die Stadt eine besonders gemütliche Position: Die Stadtwerke (SWS) kassieren von ESLL ein „Netznutzungsentgelt“ für die immer noch städtischen Fernwärmerohre, und die SWS streichen 49 Prozent der ESLL-Erträge ein. Die SWS gehören der Stadt. Und wenn jemand die Preise von ESLL kritisiert, dann sagt man bei Stadt und SWS: Ja, da haben wir keinen Einfluss drauf. Wir sind nur Minderheitseigner, wir halten ja nur 49 Prozent an ESLL.
Zur Ehrenrettung von Stadt und SWS sei aber gesagt: Die SWS nutzen ihren Anteil an den ESLL-Einnahmen unter anderem, um Bus- und Bahnpreise niedrig zu halten, um die Bäder zu subventionieren und um mit ihrer „Konzessionsabgabe“ den Stadthaushalt zu stützen.
