Verein PixxelCult erweitert Foto-Archiv der Großregion Neue Lichtblicke für das Bildgedächtnis

Der Verein PixxelCult erweitert sein europaweit einmaliges Online-Archiv. Es soll die kulturelle Identität der Großregion prägen – mit Fotos im dokumentarischen Stil. Jetzt hat das Archiv neue Serien aufgenommen.

Verein Pixxelcult erweitert sein Bildarchiv mit neuen Fotoserien.
16 Bilder

PixxelCult e.V.

16 Bilder
Foto: Stefanie Schulz

Seit 2015 baut der Verein PixxelCult ein europaweit einmaliges, weil grenzüberschreitendes Online-Archiv mit dokumentarischen Fotoserien auf: Die virtuelle Sammlung soll als Bildgedächtnis der Großregion zu deren kultureller Identität beitragen, indem sie Entwicklungen vergegenwärtigt und künstlerisch deutet. Parallel will man Fotoschaffende über die Landesgrenzen hinweg vernetzen und die Bevölkerung für die besondere Qualität fotografischer Bildkultur sensibilisieren. Pate stand das Pixelprojekt_Ruhrgebiet, das auch Partner ist. Amateure sind dem bewusst nicht elitär auftretenden Forum herzlich willkommen: Bilderserien einreichen kann jeder, solange die Fotos (egal, ob freie Arbeit oder Auftragswerk) in Lothringen, Luxemburg, Rheinland-Pfalz, Saarland oder Wallonien entstanden sind.

Über Neuaufnahmen entscheidet alle zwei Jahre eine international besetzte Jury mit Fotografie-Kuratorinnen und -Kuratoren großer Museen und Ausstellungshäuser aller Teilregionen, die ihr Urteil laut Verein nach anonymer Sichtung fällt.

Im Frühjahr dieses Jahres wurden nun aus insgesamt 92 Einreichungen 42 vom Umfang her sehr unterschiedliche neue Serien ausgewählt, die auch formal und thematisch stark variieren: Das Spektrum reicht vom Strukturwandel bis zu persönlichen Migrationserfahrungen. Aktuelle Aufnahmen, die häufig die Auswirkungen von Corona sichtbar machen, sind ebenso zu finden wie Serien älteren Datums, die oft über mehrere Jahre hinweg entstanden sind und Veränderungen skizzieren.

Beim Betrachten kommen allerdings mitunter Zweifel auf, dass die Jury ihre eigenen hehren Ansprüche an Bildkomposition, konsequente Bildsprache, stringente Narration und inhaltliche Relevanz beherzigt hat. So verwundert es nicht, dass der Vereinsvorsitzende Thomas Roessler auf der Pressekonferenz am Freitag von heftigen Debatten innerhalb des Entscheidungsgremiums berichtete – der Termin im Pingussonbau lief in Kooperation mit dem Ministerium für Bildung und Kultur, das die Arbeit von PixxelCult unterstützt. Kurios, oder (nicht zuletzt wegen des oft über lange Zeiträume investierten Herzbluts) vielmehr folgerichtig: Es sind oft die ambitionierten Autodidakten, die hier die ausdrucksstärksten und überdies häufig auch ästhetisch überzeugendsten Serien vorlegen, während bei einigen gelernten Fotografen oder studierten Fotokünstlerinnen akademisches Kalkül und Anspruch über das Ergebnis triumphieren. Umgekehrt beweist mancher Amateur ein gutes Auge und soziologisches Talent, dafür hapert es beim Handwerk.

Sowohl in der Kür wie in der Pflicht punktet etwa Oliver Dietze, der bei seinen Auftragsarbeiten den für zwischenmenschliche Begegnungen und Situationen geschärften Blick des Fotojournalisten beweist. Gleichfalls in der hier dominierenden Rubrik „Menschen und Soziales“ beeindruckt auch die Serie „Die Manu-Gang“ des Franzosen Dominique Ferveur, der eine Aussteigersiedlung südlich von Metz porträtiert, mit viel Sympathie für vom Leben verwitterte Existenzen. Ähnlich gelagert ist die Serie „Les Intimes“ des Belgiers Vincen Beeckman, der als privater Chronist einer alleinerziehenden Mutter mit fünf Kindern ein intimes Familien-Album aufblättert. Noch mehr gesellschaftlichen Sprengstoff haben Stefanie Zofia Schulz‘ Aufnahmen aus der Landesaufnahmestelle für Asylsuchende  in Lebach: Das Gefühl, nur geduldet zu sein, hat sie eindringlich veranschaulicht. Zumeist menschenleer präsentieren sich dagegen Serien aus den Rubriken „Architektur und Urbanistik“, „Arbeit und Produktion“ und „Landschaft und Ökologie“. Mit verstörenden Vorher-Nachher-Vergleichen dokumentiert Luc Dufrene den Verfall einer Metzer Tabakmanufaktur – erschütternd, binnen wie kurzer Zeit eine Fabrik, die über 150 Jahre hinweg 4000 Menschen Arbeit gab, zum Lost Place verfällt. Direkt beschaulich wirken daneben Dieter Walters Aufnahmen der Lisdorfer Au oder Kurt Schappers lichte Erkundungen des Elsass, in denen Industrie und Leben zusammen rücken – ähnlich wie in den Lothringen-Ansichten Angelika Perhocs, bei denen außerdem Freunde von Schwarzweiß-Fotografie auf ihre Kosten kommen. Monochromes gibt’s zuhauf: Ein ganz wunderbares Nocturne gelingt Andreas Schindler, der wiederholt „Nachts zwischen Liège und Saarbrücken“ unterwegs war, um ländliche Straßen auf stilsichere Stillleben zu bannen.

Alle Infos und Fotoserien: www.pixxelcult.de

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