Hier gibt es 17 Sorten Eis - handgemacht Und nächstes Jahr wird wieder gebimmelt

Quierschied · Besuch bei Beniamino Amendola im Quierschieder Freibad. Sein Eisverkaufswagen ist defekt. Und so findet man ihn im kleinen Kiosk.

 Michael Bayer freut sich über das Eis von Beniamino Amendola.

Michael Bayer freut sich über das Eis von Beniamino Amendola.

Foto: Petra Pabst

Wer erinnert sich nicht gern an eines der schönsten Geräusche seiner Kindheit? Das Klingeln des herannahenden „Eismännchens“ im Sommer. Sobald man den ersehnten Klang in der Ferne vernahm, begann das Wettrennen gegen die Zeit – „dabber rinn“ ins Haus – Kleingeld zusammen betteln und dann ab zurück auf die Straße, wo wenige Augenblicke später „es Eismännje“ mit seinem Verkaufswagen hielt und seine leckere Eiscreme auf die Waffel drückte. Damals gab es nicht viele Sorten. Schokolade, Vanille und Erdbeere – etwas später auch Nuss, Zitrone und Stracciatella. Das Bällchen für 20 Pfennige.

Zum Glück gibt es Dinge, die sich auch im Laufe der Zeit nicht geändert haben. Noch immer freut man sich in den warmen Monaten über die klingende Ankündigung der gefrorenen Leckerei. In Quierschied jedoch vermisst man in diesem Jahr eines der bislang gewohnten Eismännchen. Der gelbe Verkaufsbus von Beniamino Amendola steht seit März still am Freibad in Quierschied und bewegt sich nicht vom Fleck. „Lust auf Eis?“ steht auf seiner Seite und „Eis aus eigener Herstellung“. Was ist da los?

„Mein Auto hat leider einen Motorschaden“ erzählt Amendola. „Ich war im Frühjahr gerade dabei, etwas an ihm zu reparieren und ihn auf die Saison vorzubereiten. Dabei stand er eine Weile mit offener Haube auf einem Privatgelände. Doch bei einer kurzen Probefahrt krachte es. In der Werkstatt zeigte man mir dann eine Handvoll kleiner Steine, die wohl jemand in die Öffnung des Kühlers geworfen hatte. Das hat mir den Motor völlig zerstört.“ Der Schaden beträgt mehrere Tausend Euro.

Glück im Unglück: Seit Sommer letzten Jahres betreibt Amendola auch den Verkaufs-Kiosk im Quierschieder Freibad und kann sich und seine Familie damit über Wasser halten. „Ich bin mit meiner Familie vor zehn Jahren aus Calabrien hierher gekommen, habe die Schule beendet und eine Ausbildung als Koch gemacht. Wegen einer schweren Rücken-OP konnte ich aber diesen Beruf nicht weiter ausüben. So kam ich dazu, Eis herzustellen“ erzählt er. Er hatte das Glück, den Vorgänger des Freibad-Kiosks zu kennen und wusste von dessen Plänen aufzuhören. So übernahm er im letzten Jahr den kleinen Laden und renovierte ihn. Neben Getränken, Süßigkeiten und Pommes verkauft er hier auch frische Waffeln, Nudeln und Burger – aber der Renner ist sein selbst hergestelltes Eis. Das bereitet er nach seiner Arbeit im Freibad zwei bis drei Mal in der Woche in einer Eisküche in Neunkirchen zu.

„Das nennt man Labor“ erklärt Amendola. Und: „Dieser Tagesablauf ist oft sehr anstrengend. Ich habe in den letzten Monaten  zehn Kilo an Gewicht verloren. Von morgens neun bis abends nach acht versorge ich die Schwimmbad-Gäste. Danach fahre ich nach Neunkirchen und mache dort drei bis vier Stunden lang Eis. 17 verschiedene Sorten habe ich im Angebot. Das schaffe ich momentan nur mit Unterstützung meiner Mutter und weiteren Familienmitgliedern.“

Während einer Sommer-Saison müssen so viele Einnahmen fließen, dass die kalte Jahreszeit damit überbrückt werden kann. Ansonsten verdient er sich als Pizza-Fahrer noch etwas zum Unterhalt. Doch Beniamino Amendola hat einen Traum. „Ich würde gerne von Herbst bis Frühjahr einen eigenen Pizza-Heimservice von meinem Kiosk aus anbieten. Dafür müssten aber Wasserzuleitungen gelegt werden, die auch im Winter nicht abgestellt sind. Ich bin gerade dabei, mit Handwerkern und der Gemeindeverwaltung deswegen zu sprechen“, berichtet er.

Sabrina und Frank Bayer wohnen nur 500 Meter vom idyllisch gelegenen Freibad entfernt. Gerade gönnen sie sich mit ihrem Sohn Michael an den schicken neuen Tischen und Stühlen von Amendola, den alle freundschaftlich „Benni“ nennen, jeder einen Eisbecher. „Wir sind hier jeden Tag im Sommer und Bennis Eis genießen wir täglich. Wir haben das Glück, dass wir das auch ohne Verkaufswagen tun können“ sagen sie und freuen sich bei sommerlicher Witterung.

„Aber im nächsten Jahr will ich wieder ausfahren. Dann ist der Bus repariert und die Quierschieder werden wieder zu Hause versorgt“ kündigt Amendola mit Optimismus an.

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