Ein Schlagabtausch von ganz besonderem Interesse Umweltministerium wehrt sich vehement gegen Vorwürfe

Dudweiler · Von Michèle Hartmann

 Wohl kaum jemand, der den Wald nicht liebt. Um so heftiger wird über seine Nutzung gestritten.

Wohl kaum jemand, der den Wald nicht liebt. Um so heftiger wird über seine Nutzung gestritten.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die SZ hat das Saar-Umweltministerium mit den Behauptungen Klaus Borgers konfrontiert. Sprecherin Sabine Schorr erklärt: Bei den Äußerungen des ehemaligen Staatssekretärs im Umweltministerium habe man es mit wenig faktenbasierten Informationen zur Situation im Saarland, im Staatswald oder bei den anderen Waldbesitzern zu tun. Die Borger-Äußerung zum Wald als „Holzfabrik“ sei Unsinn: „Dem stehen ministerielle Daten und Fakten entgegen.“ Der Wald im Saarland zeichne sich aus durch großen Baumarten-Reichtum mit dem bundesweit höchsten Laubbaum-Anteil. Die Vorrats-Anreicherung innerhalb von 25 Jahren sei von ehemals zirka 200 auf 350 Kubikmeter pro Hektar gestiegen. Dies sei ein hoher Beitrag zur sogenannten „Biodiversitätsstrategie“. Dabei gehe es um die biologische Vielfalt, die es zu erhalten gilt.

Die wirtschaftlichen Funktionen, so heißt es weiter, „stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zu den ökologischen und sozialen Funktionen des Waldes und der Waldbewirtschaftung. Als Beispiele seien angeführt : Zehn Prozent des Staatswaldes sind aus der Bewirtschaftung genommen“, auf 90 Prozent der Fläche erfolge die Integration der Ökologie in die Bewirtschaftung, beispielsweise durch weitere Anreicherung des Holzvorrates im Wald (aktuell würden nur 70 Prozent des laufenden Holzzuwachses genutzt) und durch eine starke Annäherung an die natürliche Vegetation. Schorr: „Alle am Wald und der Arbeit im Wald Interessierten sind jederzeit eingeladen, sich bei den Revierleitern zu informieren und ihre Kritik vor Ort anzubringen.“

Was die Zertifizierung von Waldbewirtschaftung und Forstbetrieben angeht, so sei sie ein wichtiger, auf internationaler Ebene entstandener Prozess der umweltpolitischen Einflussnahme. Umweltverbände (WWF, NABU, BUND), Arbeitnehmervertretungen, Holzindustrie und Waldbesitzer würden die Ziele, Standards und Indikatoren der Waldbewirtschaftung diskutieren. „Auf Basis dieser Ziele und Kriterien werden die Betriebe, die ein Zertifikat erhalten wollen, jährlich von unabhängigen, fachkundigen Auditoren überprüft. Externe schauen somit in die betrieblichen Abläufe und bewerten die Einhaltung der Regelungen. Am Ende steht dann die Verleihung oder Aberkennung eines Zertifikates. Die Erfahrungen mit der Zertifizierung von Forstbetrieben sind sowohl auf nationaler wie auf internationaler Ebene überwiegend sehr positiv. Die Zertifizierung leistet einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Forstwirtschaft“, so das Umweltministerium weiter.

Dass der Begriff naturnahe Waldwirtschaft dehnbar und nicht klar definiert ist, sei nicht richtig. Hier müsse man sich nur das umfangreiche Regelwerk anschauen, das im Saarland gelte. Die Waldbewirtschaftungsrichtlinien (WBRL) für den Staatswald an der Saar seien das Regelwerk, das sowohl die ökologischen als auch die ökonomischen Ziele und Maßnahmen einer naturnahen Waldbewirtschaftung beinhalte. Diese seien für den Staatswald verbindlich und auch für den Gemeindewald insofern, als die Gemeinde selbst keine anderen Richtlinie erlassen habe. Diese Richtlinien können unter www.saarforst.de heruntergeladen werden (133 DIN-A-4-Seiten). Schorr: „Somit gibt es hier sehr detaillierte Regelungen zur Waldbewirtschaftung. Eine solche Detailliertheit jedoch in ein Waldgesetz zu übertragen, würde den Rahmen eines jeden Gesetzes überschreiten.“ Im Übrigen gebe es keinerlei Handlungsbedarf für eine Novellierung des Waldgesetzes.

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