Saarbrücker Passanten-Meinungen zur Impfpflicht in der Pflege „Besser ungeimpftes medizinisches Personal als gar keins“ (mit Bildergalerie)
Saarbrücken · SZ-Straßenumfrage zur Impfpflicht in Pflegeberufen und zur Befürchtung von zwei Dritteln der Krankenhäuser, dass sie dadurch Mitarbeiter verlieren.

Was die Saarbrücker zu Impfpflicht in der Pflege sagen
Die Impfpflicht ist in Deutschland seit Wochen im Gespräch, in anderen EU-Ländern aber längst beschlossen. Deutschland hat sich vorerst auf eine Impfpflicht für medizinische Berufe geeinigt. Die gilt ab 15. März. Die SZ fragte Passanten, wie sie dazu stehen.
Ramon Peschla, 24, findet die Impfpflicht für Pflegepersonal und Krankenhausangestellte sinnvoll: „Gerade diese Berufsgruppen haben viel Kontakt zu alten und kranken Menschen und diese sollten geschützt werden.“ Ob es durch die Impfpflicht zu Personal-Engpässen kommt, sei schwer einzuschätzen. Peschla: „Wenn die Impfpflicht Auswirkungen auf das Personal hat, ist die Frage, ob man eine Pflicht wirklich umsetzen kann. Es gibt in den Pflegeberufen sowieso schon einen Mangel an Fachkräften.“
Der 28-jährige Daniel Leist sieht die Sache anders: „Ich finde eine Impfpflicht eher schwierig, da jeder Mensch frei entscheiden sollte, ob er sich impfen lässt oder nicht. Durch die Impfpflicht in Pflegeberufen kann es passieren, dass diese Berufsgruppe sich benachteiligt fühlt, und das wäre nicht fair, da das Gehalt und die Arbeitsbedingungen eh schon nicht attraktiv sind. Ich habe schon von vielen gehört, die gekündigt haben, weil sie sich nicht impfen lassen wollen. Ich finde, wir haben besser ungeimpftes medizinisches Personal, als gar keins.“
Alfred Jost, 62, hält die Impfpflicht in Pflegeberufen für notwendig: „In jedem anderen Beruf muss man auch vorsichtig mit Materialien umgehen, mit denen man arbeitet. In den Pflegeberufen sind das die Menschen. Das ist nicht vergleichbar, aber bei Menschenleben muss man doch noch mehr aufpassen. Gerade, weil die Menschen in den Einrichtungen oft alt oder krank sind.“ Jost glaubt nicht, dass die Impfpflicht zu einem Personal-Engpass in der Pflege führt: „Ich glaube, dass gerade in diesen Berufen das Verständnis für die Notwendigkeit der Impfung da ist.“
Auch die Ärztin Daniela Seidel, 52, begrüßt die Impfpflicht: „Eine allgemeine Impfpflicht wäre besser, aber ich finde es gut, jetzt in den Gruppen anzufangen, die mit vulnerablen Personen zusammenarbeiten. Auch den Stichtag 15. März finde ich gut. Man kann den Termin noch ein bisschen nach hinten schieben, so dass er nicht genau in die vierte Welle fällt, aber nicht weit. Ab April sollte die Impfpflicht dann gelten.“
Ingrid Brinkmann, 73, spricht sich klar für eine Impfpflicht im Pflegebereich aus: „Die Pfleger arbeiten mit anfälligen Personengruppen zusammen, die ihnen schutzbefohlen sind. Dann müssen sich die Angestellten auch impfen lassen, um die Menschen zu schützen.“ Auch ab einem gewissen Alter findet Brinkmann eine Impfpflicht sinnvoll. Einen Schwund an Pflegepersonal und Krankenhausangestellten fürchtet sie nicht: „In den anderen Ländern hat man gesehen, dass das nicht passiert. Außerdem müssten sich die Leute einen ganz neuen Job suchen. Ich glaube, das ist für viele zu viel Aufwand.“