übergewicht Jetzt bleibt nur noch das Sozialgericht

Dudweiler · Ein ehemals schwerst übergewichtiger Patient geht gegen seine Krankenkasse vor. Sie will eine Operation nicht bezahlen.

 Ralf Peter Fritz und seine Frau Yvonne beim diesjährigen Frühlingsfest in Dudweiler. Einst schwerst übergewichtig, hat der Mann mittlerweile ungeheuer viel abgenommen.

Ralf Peter Fritz und seine Frau Yvonne beim diesjährigen Frühlingsfest in Dudweiler. Einst schwerst übergewichtig, hat der Mann mittlerweile ungeheuer viel abgenommen.

Foto: Ralf-Peter Fritz

() Ralf Peter Fritz geht es richtig gut.  ,,Gesundheitlich fast perfekt“, sagt er beim Treffen mit der SZ und lächelt vergnügt. Weil er nach unfassbarer Gewichtsabnahme sehr sportlich unterwegs ist: Es war im Juni vor zwei Jahren, als wir erstmals über den Mann  berichteten. Denn da war er auf dem Weg in ein neues Leben. Nach einer Magenverkleinerung verlor er, der zu seinen schlimmsten Zeiten  bei einer Körpergröße  von 1,83 Metern  185 Kilogramm wog,  mehr und mehr Gewicht. Und heute  bringt er nur noch 94 Kilo auf die Waage. Mit seiner Frau Yvonne geht er in jeder freien Minute wandern und freut sich auch schon auf den Firmenlauf in Dillingen Ende dieses Monats.

Es könnte für den Mitarbeiter einer Hausverwaltungsgesellschaft  in Dudweiler alles so schön sein, doch das ist es nicht. Weil seine Krankenkasse die Kostenübernahme   ablehnt für eine Operation, die für  Ralf Peter Fritz mehr als  dringlich ist: die Entfernung der überschüssigen Hautlappen, damit er  gänzlich unbeschwert leben kann. Diese Hautlappen, so der Versicherungsnehmer, müssten unbedingt weg, weil sie ständig scheuerten und sich entzündeten, vor allem jetzt im Sommer. Zudem würden sie  auf die Blase und den Unterleib drücken.

Die IKK Südwest jedoch begründet die Ablehnung dieser sogenannten Abdominalplastik wie folgt und beruft sich dabei auf   die Beurteilung des  Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK): Die Kostenübernahme für die beantragte Leistung, so heißt es unter anderem, könne „aus  sozialmedizinischer Sicht“ nicht befürwortet werden. „Erhebliche funktionelle Beeinträchtigungen“ müssten im Übrigen verneint werden. Empfohlen wird dem Antragsteller jedoch  eine ,,konsequente Hautpflege“  Auch eine psychische Beeinträchtigung  des 49-Jährigen aufgrund des ,,negativ empfundenen Körperbildes“ erscheine  „nicht primär vorrangig“. Generell bleibe festzustellen, „dass  eine psychische Problematik (...) primär mit den Mitteln der Psychiatrie  und Psychotherapie gegebenenfalls  zu behandeln wäre.“

Ralf Peter Fritz hat erst Widerspruch gegen den Bescheid der Krankenkasse eingelegt und dann einen Rechtsanwalt eingeschaltet, als sein Ansinnen erfolglos blieb. Er will  Klage einreichen beim  Sozialgericht. Weil er überhaupt nicht begreifen kann, dass sich die IKK Südwest vor der Erstattung von Kosten in Höhe von rund 5400 Euro drückt. Diese Summe nannte dem Dudweilerer der Schönheitschirung, der den Eingriff vornehmen würde. Dieser attestiert seinem Patienten überdies ,,ein sich immer wieder entzündendes Ekzem“  in den durch die Fettschürze resultierenden Hautfalten. Auch die Hausärztin von Ralf Peter Fritz, Dr. Susanne Brenner,  setzt sich vehement für die OP ihres Patienten ein. Für sie ist unverständlich, dass die Kasse  sich weigert, die Kosten zu übernehmen. „Ich werde Herrn Fritz medizinisch weiterhin zur Seite stehen und ihn auf seinem Weg begleiten, sowohl öffentlich als auch rechtlich“, sagt sie.

Der Versicherungsnehmer selbst ist sehr erbost. Und führt in seinem Schreiben an die IKK an, dass er durch seine enorme Gewichtsabnahme  der Krankenkasse   viele Kosten erspart hat. Schließlich hätte er  im noch schwerst übergewichtigen Zustand zwei künstliche Kniegelenke erhalten sollen. Das und weitere  Krankheiten internistischer Art hätten nicht allein durch die Magenverkleinerungs-Operation abgewendet werden können, sondern auch durch gewaltige eigene Anstrengung.  Und nun lasse ihn die Krankenversicherung dermaßen im Regen stehen.

Dieser teilte er im Übrigen  schriftlich folgende Worte mit: „Ich habe meine Geschichte bis hierher öffentlich gemacht und werde natürlich den weiteren Fortgang, mit allen Details, auch weiterhin öffentlich machen.“

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