Moschee in spe in Sulzbach Überbordende Harmonie im religiösen Dialog

Sulzbach · Besichtigung der Moschee in spe in der Sulzbacher Ortsmitte. Wann das Gebetshaus eröffnet, ist noch weitgehend unklar.

 Die Mitglieder des Arbeitskreises „Dialog der Religionen“ mit Gastgeber Burhan Yagci (rechts) im Innenhof der Moschee in spe.

Die Mitglieder des Arbeitskreises „Dialog der Religionen“ mit Gastgeber Burhan Yagci (rechts) im Innenhof der Moschee in spe.

Foto: Thomas Seeber

Reichlich ratlos und leicht verdaddert fühlte sich die Chronistin des Geschehens nach jenem speziellen Besichtigungstermin am frühen Montagabend. Da war der Arbeitskreis „Dialog der Religionen“ inklusive zweier Vertreterinnen aus dem Rathaus im künftigen Sulzbacher Gebetshaus (wir berichteten mehrfach) zugange.

Empfangen wurden die Teilnehmer von Burhan Yagci,  Chef des Vereins „Muslimische Gemeinde Saarland“, und seinem Glaubensbruder Muharrem Cetinkaya. In freundlichem Ton ging die Besichtigungstour der zehnköpfigen Besuchergruppe durch das Gebäude vonstatten. Auch der evangelische Pfarrer Rolf Kiwitt war zugegen sowie sein  Kollege Ulrich Hammer. Der Letztgenannte wurde nicht müde, die Gastgeber bis ins letzte religiöse Detail auszufragen. So erkundigte er sich etwa  nach einer islamischen Ökumene (,,wir haben uns ja auch mal die Köpfe eingeschlagen“) weil da  auch einige unterschiedliche Glaubensrichtungen bestünden.

Derweil bemühte sich Anneliese Maaß von der Katholischen Kirchengemeinde Sulzbach hörbar um größtmögliches Verständnis hinsichtlich der streng konservativen Glaubensgemeinschaft, die vom saarländischen Verfassungsschutz observiert wird. Ihre Bemühungen gipfelten zu Beginn schon darin, Muharrem Cetinkaya nach der genauen Aussprache seines Namens zu fragen, weil sie die doch unbedingt lernen wolle.

In schönster Harmonie ging es durch alle Räume, die gerade saniert werden. Zwischen Glaswolle und neuen Stromleitungen kam dann auch ein wenig weltliche Oberflächlichkeit zum Vorschein. Beispielsweise wollte jemand wissen, ob die neuen Fenster doppelt oder dreifach verglast sein werden. Ansonsten war vom Bauherrn Yagci viel zu hören  von getrennten Bereichen für Frauen und Männer, vom Freitagsgebet als religiöser Pflichtveranstaltung nur für die Männer und davon, dass Sulzbach wohl nicht in den „Genuss“ eines weithin rufenden Predigers kommen wird.  Ein Minarett auf der neuen Moschee? „ Haben wir nicht vor“, meinte der Chef der Muslimischen Gemeinde. Zur Zeit des Propheten habe es so etwas ja auch nicht gegeben, das Türmchen sei im Islam erst später hinzugekommen.

Im kommenden Jahr soll das Gebetshaus eröffnet werden, zu welchem Zeitpunkt  steht allerdings noch nicht fest. Wer sich in dem Gemäuer derzeit umsieht, stellt aber fest, dass hier noch einiges zu tun ist, um als Gebets- und Versammlungsstätte genutzt werden zu können. Und  dass Brandschutz-Auflagen auch vor Moscheen nicht halt machen.  Wo nun Mekka liegt, auch das konnten die „Dialog der Religionen“-Mitglieder erfahren, der Gastgeber hielt damit nicht hinterm Berg.

Und was hat die Immobilie überhaupt gekostet? Darüber, so Yagci, wolle er zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht in der Öffentlichkeit reden, vielleicht zur Eröffnung in 2018 - sonst gäbe es ja nichts mehr Neues zu erzählen.

Nun denn, noch rasch die künftige Teeküche besichtigen, den Trakt für die rituellen Waschungen, und andere Räumlichkeiten, die, wie gesagt, Männer und Frauen sorgsam auseinander dividieren.  Und die Kinder? Die, so Yagci, seien erfahrungsgemäß eher bei ihren Müttern zu finden. Bis zur Pubertät übrigens dürften die Mädchen sich im Dunstkreis von Männern aufhalten und dann eben nicht mehr.

800 Quadratmeter Nutzfläche, so der Vereinschef, seien vollkommen ausreichend für die Zwecke der Muslimischen Gemeinde. Und für  maximal knapp 200 Personen, die sich möglicherweise zum Freitagsgebet und zu anderen Großveranstaltungen in der ehemals alten Post nach Sulzbach bemühen.

So überaus harmonisch wie die Besichtigungstour begann, so endete sie auch, bar jeglicher tiefschürfender Fragen. Und so  verließen die Gäste  wieder die in ihrem Nutzungszweck  sich wandelnde Immobilie. Viele scheinen sicher, dass hier, mitten in der Sulzbacher City, das religiöse Experiment gelingt.  Wobei man auch der Auffassung sein kann, dass es genau in die Mitte der Gesellschaft gehört und nicht an den Rand. Denn hier lässt es sich doch besser beobachten – vom Verfassungsschutz. Weil kein Mensch ins Gehirn eines anderen blickt.

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