Die spannende Reise in ein anderes Europa Überall sind die Saarländer willkommen

Unterwegs mit dem Deutsch-Rumänischen Freundschaftskreis in Lipova-Arad. Teil 2

 Diese beiden Kinder leben in einer winzigen Hütte in fast unbeschreiblicher  Armut.

Diese beiden Kinder leben in einer winzigen Hütte in fast unbeschreiblicher  Armut.

Foto: Michèle Hartmann

Der Besuch in dem weit abgelegenen Dorf Cuvesdia, in dem sich die siebenköpfige Delegation des Deutsch-Rumänischen Freundschaftskreises (DRFK) aus dem Saarland  in einem staatlichen  Heim für geistig schwerstbehinderte  Menschen umsah, ist beendet.   Auf der Rückfahrt zu unserer sehr manierlichen Pension in Lipova - jeden Tag gab es frische Eier, weil Hühner und zwei Hähne zum Haus gehören - berichtet Willi Gehring über das, was der Deutsch-Rumänische Freundschaftskreis dank der Spenden von unzähligen Saarländern in 30 Jahren seines Bestehens schon alles geleistet hat und immer noch leistet. Unter anderem  werden und wurden Krankenhäuser mit Betten und medizinischem Gerät bedacht, ebenso Schulen und Kindergärten mit Unterrichtsmaterial,  ein Wasserwerk instand gesetzt und Pumpen erneuert, viele Toiletten in Schulen erbaut,  Fahrräder und PCs inklusive Equipment und tonnenweise Kleidung geliefert. Immer auf der Suche nach neuen, lohnenswerten Projekten werden hier viele Nägel mit Köpfen gemacht.  Und so darf auch das eben genannte Heim für geistig behinderte Menschen auf die Unterstützung aus dem Saarland zählen. Hier wurde sehr viel an- und umgebaut. Sowohl das Außengelände als auch das Innere machen einen gepflegten Eindruck.

In dem Ort Zabalt besuchen wir eine kleine Baptisten-Schule mit zehn Kindern und einen Kindergarten im selben Gebäude, bringen Süßigkeiten, Mal- und Schreibmaterial mit. Von der Kindergärtnerin erfahren wir, dass in der örtlichen Sanitätsstation ein Ultraschallgerät dringend benötigt wird. Sanitätsstationen gibt es auf dem Dorf zur Erstversorgung, weil die Krankenhäuser zu weit entfernt sind.  Willi Gehring sagt Hilfe zu – bis spätestens Jahresende, macht fieberhaft schon erste Pläne, wie er ein solches Gerät beschafft.

In einer Schule in Lipova haben die Jungen und Mädchen eine kleine Liste  zusammengestellt mit bescheidenen Wünschen. Sie würden sich vor allem über diversen Bastelbedarf freuen. Daran soll es nicht scheitern, meint der DRFK-Vorsitzende. Das Lehrerzimmer ist etwa sechs Quadratmeter groß.  Und die Klassenräume werden im klirrend kalten Winter per Kaminofen mit Holz beheizt. Eine Zentralheizung gibt es hier nicht. Der unbefestigte Schulhof ist äußerst bescheiden, doch die Schüler stört es ganz und gar nicht. Allesamt ohne Handy spielen sie lachend ein Nachlauf- und Fangen-Spiel. Wie deutsche Kinder vor  etlichen Jahrzehnten.

Ein weiterer Termin ist  bei der Feuerwehr in Lipova angesagt. In deren Gerätehaus steht ein altes  Einsatzfahrzeug , das aber offenbar noch gut in Schuss ist. Die Feuerwehr Spiesen-Elversberg musste es vor zwei Jahren ausmustern – weil der Brandschutzbedarfsplan es so vorsah. Und davon profitierten die  rumänischen Wehrleute. Sie holten das Fahrzeug zum Schnäppchenpreis  vor zwei Jahren ab. Und nun überbrachte Alfons Ley, Wehrführer a. D. von Spiesen-Elversberg,  vier komplett überholte, vom TÜV geprüfte Atemschutzgeräte. Ein wertvolles Geschenk für die Wehrleute, die ihre Freude entsprechend auch zum Ausdruck brachten. Und warum fährt Alfons Ley seit vielen Jahren regelmäßig nach Osteuropa? Da fällt ihm sofort „die Herzlichkeit der Menschen“ ein. Er sagt, sie würden alles hergeben, obwohl sie selbst nicht viel besitzen.

Auch beim Bürgermeister von Lipova, Mircea Jichici, ist die  DRFK-Delegation zu Gast. Ebenfalls scheinen hier vor 60, 70 Jahren die Uhren stehen geblieben zu sein – vor allem in Hinblick auf das Interieur. Der Verwaltungschef gilt als äußerst fleißig und geschickt darin, Geld von der Regierung in Bukarest für seine rund 11 000 Einwohner zählende Stadt lockerzumachen Beispielsweise für ein Gotteshaus, fürs örtliche Fußball-Stadion oder zum Teeren von unbefestigten Straßen.

Zum guten Schluss besichtigt die Gruppe aus dem Saarland noch eine äußerst beeindruckende Örtlichkeit in Lipova:   die imposante Wallfahrtskirche Maria Radna. Historie und Besonderheiten erläuterte unserer Reisegruppe in druckreifem Deutsch Andreas Reinholz, der Domkapitular des Bistums Timisoara (Temeswar). Jedes Jahr am 15. August, zu Mariä Himmelfahrt, pilgern Tausende von gläubigen Katholiken aus aller Welt zur Klosterkirche im Stadtteil Radna.

 Alfons Ley (rechts), Wehrführer a. D. und DRFK-Mitglied, überbrachte den Kameraden in Lipova vier generalüberholte Atemschutzgeräte vom Unternehmen STEAG.  Mit dabei: Bürgermeister Mircea Jichici (Zweiter von links).

Alfons Ley (rechts), Wehrführer a. D. und DRFK-Mitglied, überbrachte den Kameraden in Lipova vier generalüberholte Atemschutzgeräte vom Unternehmen STEAG.  Mit dabei: Bürgermeister Mircea Jichici (Zweiter von links).

Foto: Michèle Hartmann
 Über Süßigkeiten und diverses Schulmaterial des DRFK freuten sich auch diese Kinder in einer Grundschule

Über Süßigkeiten und diverses Schulmaterial des DRFK freuten sich auch diese Kinder in einer Grundschule

Foto: Michèle Hartmann
 Domkapitular Andreas Reinholz erläuterte seinen Gästen aus dem Saarland die Historie der berühmten Wallfahrtskirche Maria Radna. 

Domkapitular Andreas Reinholz erläuterte seinen Gästen aus dem Saarland die Historie der berühmten Wallfahrtskirche Maria Radna. 

Foto: Michèle Hartmann
 Besuch bei einem Schäfer, der die Saarländer mit Schafskäse, Würsten, Speck und Schinken verköstigte, inklusive Schnaps.  Der Mann lebt nahezu autark.

Besuch bei einem Schäfer, der die Saarländer mit Schafskäse, Würsten, Speck und Schinken verköstigte, inklusive Schnaps.  Der Mann lebt nahezu autark.

Foto: Michèle Hartmann
 Pferdefuhrwerke sieht man in Rumänien nicht selten.

Pferdefuhrwerke sieht man in Rumänien nicht selten.

Foto: Michèle Hartmann
 Ein alter Ziehbrunnen in Lipova.

Ein alter Ziehbrunnen in Lipova.

Foto: Michèle Hartmann

Und nun, nach einer  mehr als beeindruckenden Woche in einem  Europa, das man auch mal gesehen haben sollte, tritt die kleine Delegation aus dem Saarland die Rückreise in die Heimat per Pkw und Kleinbus an. 1400 Kilometer liegen vor uns. Mit uns fährt die Gewissheit, dass die Spenden der Saarländer beim  Deutsch-Rumänischen Freundschaftskreis in besten Händen sind. Die Mitglieder helfen genau da, wo Menschen Hilfe am nötigsten haben.

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