Völklingen Tüv ergänzt Ausbildung in 24 Berufen

Völklingen · Firmen schicken ihre Lehrlinge zum „Tüv Nord Bildung“, denn dort werden Dinge gelehrt, die in den Betrieben nicht mehr möglich sind.

Blick in die Ausbildungswerkstatt des Tüv Nord in Völklingen: Dort arbeiten Auszubildende der Metallberufe an Werkstücken.

Foto: BeckerBredel

Tüv? Der prüft doch Autos auf ihre Fahrtauglichkeit? – Ja, diesen Tüv gibt’s auch. Doch etwas ganz anderes ist der „Tüv Nord Bildung“, der keine Gerätschaften kontrolliert, sondern – in der Größe eines mittelständischen Unternehmens – sein Geld im Bereich Aus- und Weiterbildung verdient.

Hätten Sie zum Beispiel gedacht, dass Lokführer beim Tüv ausgebildet werden? Aber zum Beispiel auch Krankenpflege-Helferinnen und -Helfer, Lkw-, Gabelstapler- und Hubbühnen-Fahrer, Schweißer, Elektroniker, Konstruktionsmechaniker und in verschiedenen Bereichen Metaller – insgesamt werden 24 verschiedene Berufsfelder angeboten.

Wir sprachen im Bildungszentrum Völklingen, dem Haupt-Standort der „TÜV Nord Bildung gGmbH“ im Stadtteil Fenne, mit Geschäftsbereichsleiter Harry Laufer, Henning Romund, zuständig für die Zusammenarbeit mit Ämtern, und der Öffentlichkeits-Beauftragten Désirée Becker über die weit verzweigten Einsatzfelder.

Die gGmbH hat etwa 800 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von knapp 60 Millionen Euro. Mit leichten Variationen von Jahr zu Jahr kommt etwa die Hälfte des Umsatzes durch Kunden aus der freien Wirtschaft, die andere Hälfte durch Jobcenter, Arbeitsamt und die RAG-Stiftung aus Essen; und die französische Entsprechung des Job-Centers trägt, dank grenzüberschreitender Projekte, in diesem Bereich mit etwa einer Millionen Euro ebenfalls zum Umsatz bei. Wegen des Frankreich-Geschäfts sprechen auch einige Mitarbeiter Französisch, und zum Ausbilder-Team gehören drei Franzosen. Allein im Bereich Ausbildung gibt es knapp 120 „Dauerkunden“ – das können zum Beispiel Unternehmen sein, die für ihre Azubis bestimmte Teilbereiche der Ausbildung nicht selbst anbieten können und diese Ausbildungsteile beim „Tüv Bildung“ einkaufen.

Henning Romund nennt als Beispiel einen modernen Metall verarbeitenden Betrieb, der mit computergesteuerten Fräsen arbeitet, jedoch nicht mehr über klassische Werkbänke verfügt, an denen Metall von Hand bearbeitet wird – was aber nun mal zur Ausbildung gehört.

Etwa 350 Azubis werden vom „Tüv Nord Bildung“ betreut, darunter rund 60 junge Leute, die hier überbetrieblich im Auftrag der Agentur für Arbeit, des Jobcenters im Regionalverband und der RAG-Stiftung aus Essen ausgebildet und finanziert werden. Das sind dann vorwiegend junge Menschen, die von ihrer bisherigen Schullaufbahn her nicht so ohne Weiteres einen Ausbildungsplatz in der freien Wirtschaft finden würden.

Aber, Hand aufs Herz, sind die dann überhaupt geeignet etwa für computergestützte Metallbearbeitung, was ja ein anspruchsvolles Berufsfeld ist? „Also vom Fachlichen her schaffen das fast alle“, so Romund, „wenn es Probleme gibt, dann sind es eher unentschuldigte Fehlzeiten oder andere Probleme.“

Heißt: Manchmal stehen etwa schwierige familiäre Verhältnisse und eine unstrukturierte Lebensführung im Hintergrund. So gibt es für diese überbetriebliche Ausbildung nicht nur je zehn bis zwölf Azubis einen Ausbilder, sondern auch je 24 Auszubildende sowohl eine Lehrkraft, die beim Berufsschul-Stoff hilft, als auch einen Sozialarbeiter.

Das ist dann sicher nicht gerade billig? „Ja, man weiß, dass das ein teures Arbeitsmarkt-Instrument ist“, so Romund. „Aber“, ergänzt Laufer, „das rentiert sich nicht nur für die Azubis selbst, sondern auch für die ganze Gesellschaft“, denn 75 bis 80 Prozent der Absolventen könne man letztlich in den regulären Arbeitsmarkt vermitteln, gewissermaßen weg von der Straße hin zu einer echten Chance für die Zukunft. Dazu gehört auch die überbetriebliche kaufmännische Ausbildung für junge Mütter in Teilzeit in Saarbrücken.

Geradezu „aus der Hand gerissen“, so Laufer, werden dem Tüv Nord Bildung die Triebwagenführer – also Lokführer – die hier ausgebildet werden. Sprich: Über die öffentliche Hand und somit auf Staatskosten werden Lokführer ausgebildet, die dann dankend von Unternehmen eingestellt werden, die selbst kein Geld für die Ausbildung lockermachen? „Ja, das ist schon so“, bestätigt Laufer.