Saarbrücken Ein Tüftler bringt den Zoll an der Goldenen Bremm zurück

Saarbrücken · Die Kontrollhäuschen sind weg. Informatiker setzt Gebäuden und Menschen, die dort arbeiteten, ein Denkmal.

 Winfried Kraus zeigt an seinem heimischen Computerarbeitsplatz seine Internet-Version der alten Zollhäuser an der Goldenen Bremm.

Winfried Kraus zeigt an seinem heimischen Computerarbeitsplatz seine Internet-Version der alten Zollhäuser an der Goldenen Bremm.

Foto: Heiko Lehmann

Die alten Zollhäuser an der Goldenen Bremm in Saarbrücken sind längst abgerissen. Im Jahr 2013 haben Deutsche und Franzosen ihre Häuschen plattgemacht. Was bleibt, sind die Erinnerungen an vergangene Tage – auch im Internet. Winfried Kraus aus Saarbrücken hat die gesamte Zollanlage an der Goldenen Bremm, als 3-D-Modell angelegt, im Computer nachgebaut und digital gefilmt. Die alten Zollhäuschen sind zu sehen, die Kontrollen für Pkw und Lkw, die Tankstellen und sogar das Bistro. Der 77-Jährige hat selbst Lastwagenbilder digital angefertigt und auf den virtuellen Parkplätzen arrangiert. Und Zollbeamte stehen vor den Gebäuden, als seien die immer noch in Betrieb.

Ein gutes Jahr lang hat der im Hochwald-Ort Nunkirchen geborene Tüftler an dem Modell gebastelt, bis er den Film auf der Videoplattform youtube online stellte. „Ich habe Dokumente eingebaut, auf denen jeder, der möchte, die Geschichte zur Zollanlage nachlesen kann. Zudem gibt es viel Bilder“, sagt der Bankkaufmann und Betriebswirt, der mittlerweile im Ruhestand ist.

Nach dem Betriebswirtschaftsstudium ist er mehr oder weniger in die Informatik hineingerutscht. „Ich habe sie während des Studiums als Wahlfach belegt und später in Rechenzentren gearbeitet, wo ich immer mehr zum Informatiker wurde“, sagt der Saarbrücker. Er kennt die Anfänge der Computer und hat sich seinen ersten Apparat in den 1970er- Jahren zugelegt. Sein Beruf wurde auch zum Hobby Nummer eins. Immer auf dem neuesten Stand der Technik zu sein und immer zu tüfteln, das ist seine Motivation.

Mittlerweile ist der 77-Jährige bereits Uropa. Den jungen Leuten in der Familie hat er zu Weihnachten VR-Brillen gekauft. VR steht für virtual Reality, virtuelle Realität. Er ist eben bei Computern und Internet so fit wie seine Nachfahren. „Ich musste mich jahrzehntelang um die Computer meiner Familie und Freunde kümmern, wenn diese Probleme machten. Ich mag die Technik einfach“, sagt Winfried, der selbst einen leistungsstarken Rechner und einen Laptop besitzt. Die braucht er für seine 3D-Modelle und Filme.

20 Jahre hatte er mit seiner Frau Erika in Forbach gelebt, bevor beide an die Goldene Bremm zogen. „In Forbach kam mir irgendwann der Gedanke, dass ich Informationen zum Forbacher Schloss zusammentragen sollte. Es gab zwar viele Informationen, aber die waren in der ganzen Stadt verstreut. Also habe ich recherchiert, Fotos und Videos gemacht und letztlich ein 3D-Modell mit allen Informationen entwickelt. Am Anfang wusste ich nicht, dass das herauskommt“, sagt der 77-Jährige und lacht. In Forbach hat er schon viele dieser Modelle von Gebäuden geschaffen.

Winfried Kraus ist immer noch im Vorstand des historischen Vereins in Forbach tätig. In Saarbrücken waren die alten Zollhäuschen das erste Projekt. Ob noch welche folgen, weiß er noch nicht genau. „Also die Motivation zu tüfteln habe ich, und es wird auch noch weitere Projekte geben. Ich setze mich aber nicht unter Druck, es ist ja mein Hobby. Mal sehen, ob mir noch etwas einfällt“, sagt der Informatiker. Der Ludwigspark wäre doch mal ein Modell wert. Winfried Kraus überlegt, und seine Frau Erika hat schon die passenden Gedanken. „Da kannst du dir Zeit lassen und du bist immer noch vor dem Neubau fertig“, sagt Erika, und beide lachen. Erika Kraus hat im Arbeitszimmer direkt neben ihrem Mann Winfried einen Schreibtisch mit Computer und allem was dazugehört – ein Senioren-Ehepaar eben, das auf dem neusten Stand der Technik ist.

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