Auf Schusters Rappen durchs Land Abseits der bekannten Waldwege

Quierschied · Beim „Haldenpanorama Trailguide“ liefen etwa 200 Teilnehmer durch den Saarkohlewald zur Grube Göttelborn.

 Eine Gruppe beim Trailguide-Lauf im Quierschieder Wald am vergangenen Wochenende.

Eine Gruppe beim Trailguide-Lauf im Quierschieder Wald am vergangenen Wochenende.

Foto: Andreas Schlichter

Sommerzeit – Läuferzeit. In diesen Tagen jagt eine Laufveranstaltung die nächste. Bei zahllosen City- oder Firmenläufen werden meist tausende Laufbegeisterte häufig zu brüllend lauter Musik durch die Städte getrieben. Massenabfertigung. Wenn man so will. Doch es geht auch anders, wie der „Haldenpanorama Trailguide“ der Leichtathletik-Abteilung des TV Quierschied am Sonntag bewiesen hat.

Bei Trailguide-Läufen wird in kleinen Gruppen, die von erfahrenen Läufern – den sogenannten Guides – geführt werden, über schmale Pfade abseits der großen Waldwege gelaufen. „Das Besondere bei unserem Lauf ist die Einbeziehung der Industriekultur“, sagte Mitorganisator Harald Thinnes, „dank der Mithilfe von Kraftwerksleiter Marc Scheller durften wir Start und Ziel hier im Kraftwerk Weiher machen. Es ging auf verschieden langen und unterschiedlich schweren Strecken durch den Saarkohlewald über die Halde zur ehemaligen Grube Göttelborn und zurück.“ Nicht alle der über 200 Teilnehmer aus dem gesamten südwestdeutschen Raum nutzten dort die Möglichkeit, auf den „Weißen Riesen“, den großen Förderturm, aufzufahren und das großartige Panorama zu genießen. Denn auch solche Abstecher gehören zum Trailguide dazu. „Es geht nicht um Zeiten oder Siege. Es geht um das Sammeln von Eindrücken“, formulierte es Martin Schedler, einer der bekanntesten Läufer der Szene, „und diese Eindrücke bietet die Veranstaltung hier in Quierschied reichlich. Es geht über Wiesen und durch Wälder. Aber auch vorbei an den Erinnerungen an den Bergbau. Für uns Saarländer ist das ja schon eine emotionale Sache und für Gäste ein Einblick in unsere Seele. Ich glaube, solche Landschafts- und Erlebnisläufe haben Zukunft.“

Für die Organisatoren bedeuten sie aber auch deutlich mehr Arbeit in der Vorbereitung. In Quierschied war vor allem Sebastian Müller in den letzten Wochen ständig im Wald unterwegs, um die individuellen Trails für die verschiedenen Gruppen zu erkunden. Dann muss man genügend Guides für die verschiedenen Anforderungsniveaus finden und schließlich auch den Wettergott auf seine Seite ziehen. In Quierschied gelang auch das. Denn nach den Regenfällen von Samstag begleitete am Sonntagvormittag die Sonne die Läufergruppen auf ihrem Weg. „Eine Aufgabe der Guides ist es, die Gruppen zusammenzuhalten“, erklärte Thinnes, oder wie Schedler es einordnete: „Wir geben aufeinander Acht. Es wird auch viel miteinander geredet während des Laufes. Auch das fördert das Gemeinschaftserlebnis.“

Wie bei Tiberius und Norman Dörsken, die extra aus Weilerbach bei Kaiserslautern zur Premiere des „Haldenpanaorama Trailguides“ gekommen waren. „Es hat viel Spaß gemacht, aber die anderen waren mir zu langsam“, sagte der siebenjährige Tiberius im Ziel, „nächstes Mal will ich in die schnellere Gruppe. Aber mir tun auch etwas die Füße weh.“ Vater Norman winkte beim Vorschlag des Sohnemanns zur Tempoverschärfung noch ab, war nach 8,5 Kilometern Strecke aber stolz und zufrieden: „Soweit ist Tiberius noch nie gelaufen. Der Weg war sehr abwechslungsreich, deutlich angenehmer zu laufen als Bahn oder Straße. Es hat einfach nur Spaß gemacht.“

Aber auch die ambitionierteren Läufer kamen auf ihre Kosten. „Die Strecke ist anspruchsvoll und nicht zu unterschätzen“, sagte Schedler, der nach über 30 Kilometern Laufstrecke fast 1000 überwundene Höhenmeter auf seiner Laufuhr ablesen konnte, „darum war es wichtig, dass sich die Leute richtig eingeordnet haben.“ Richtig gut angekommen ist diese erste Auflage dieser noch jungen Art der Laufveranstaltung in Quierschied. „Mit über 200 Teilnehmern wurde unsere Erwartung voll erfüllt“, sagte Thinnes, „was uns ganz wichtig ist: Wir haben fast nur positive Rückmeldungen bekommen.“ Auch vom „Vorläufer“ der Trail-Szene, Martin Schedler: „Ich hoffe, die Veranstalter werden den Lauf nächstes Jahr wiederholen. Er hat einen festen Platz in der saarländischen Trailrunnung-Szene verdient.“

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