Saarbrücken „Beim Trial hast du Grenzerfahrungen“

Saarbrücken · Joachim Jäckel vom Paritätischen Wohlfahrtsverband hilft jungen Leuten zwischen 14 und 21 Jahren, die straffällig geworden sind. Das klappt nicht bei allen. Trotzdem macht Jäckel die Sozialarbeit viel Spaß.

 Joachim Jäckel ist begeisterter Trialfahrer und hilft mit dieser Sportart Jugendlichen in Saarbrücken, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind.

Joachim Jäckel ist begeisterter Trialfahrer und hilft mit dieser Sportart Jugendlichen in Saarbrücken, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind.

Foto: Heiko Lehmann

Seit genau 30 Jahren kümmert sich Joachim Jäckel in Saarbrücken um straffällige Jugendliche. Mit die schönsten Momente erlebt der 53-Jährige aber beim Spazieren durch die Stadt. „Es kommt immer wieder mal vor, dass ich in der Stadt ehemalige Jugendliche treffe, die ich betreut habe. Wenn man dann sieht, dass sie Familie und Beruf haben und ihr Leben nach einem schwierigen Start voll im Griff haben, dann ist das schon ein tolles Gefühl“, erzählt Joachim Jäckel.

Der geborene Schmelzer lebt seit mehr als 30 Jahren in Saarbrücken und hat, wenn man so will, sein Hobby zum Beruf gemacht. Jäckel war in den 1980er und 1990er Jahren der einzige Trialfahrer im Saarland. Trial ist Geschicklichkeitsfahren mit dem Fahrrad in schwerem Gelände. Sprünge mit dem Rad von einem Holzbalken auf einen einen Meter hohen Betonstein gehören zum Alltag der außergewöhnlichen Sportart. Eine Sportart, die ideal für die Erlebnispädagogik ist. „Beim Trial hast du Grenzerfahrungen, ohne die Geschwindigkeit zu erhöhen. Selbsteinschätzung ist ein großes Thema“, sagt der 53-Jährige. Um die Sozialarbeit in Saarbrücken voranzubringen, wurden Ende der 1980er Jahre genau solche Trainer wie Joachim Jäckel gesucht. „Eigentlich hatte ich Jura studiert, doch es gab die Chance, dass ich in die Sozialarbeit einsteige. Und da Trial mein Leben war und ist, habe ich die Chance ergriffen“, sagt der Sozialarbeiter, der beim Paritätischen Wohlfahrtsverband angestellt ist und in den 30 Jahren schon hunderten jugendlichen Saarbrückern helfen konnte.

Diebstahl, Schwarzfahren, Schlägereien, Fahren ohne Führerschein oder Drogengeschichten sind die häufigsten Gründe, warum die Jugendlichen im Alter von 14 bis 21 Jahren bei Joachim Jäckel landen. Es herrschen strenge Regeln. Wer zweimal nicht erscheint, bekommt eine Arrestandrohung, und beim dritten Mal folgt der Weg in die Jugendstrafanstalt.

„Einem Drittel der Jugendlichen können wir helfen, beim zweiten Drittel steht es auf der Kippe und ein Drittel erreichst du einfach nicht. Viele wollen sich auch nicht helfen lassen“, erklärt der Sozialarbeiter. In den Wintermonaten stehen Kraftübungen und Koordination in einem Fitnessraum auf dem Programm, und bei gutem Wetter geht es in den Trialparcours hinter der Wallenbaum-Grundschule in Saarbrücken. Joachim Jäckel hat ein Gespür für den Nachwuchs entwickelt und weiß, wie er mit ihm umgehen muss. „In den 30 Jahren gab es keinen Fall von Gewalt bei uns. Einmal haben sich zwei Jungs angeschrien, und ich musste dazwischengehen. Das waren auch noch Freunde. Ansonsten läuft alles sehr ruhig ab, und jeder ist auf den Sport konzentriert. Es ist sehr interessant zu sehen, wie sich die Jugendlichen selbst erkennen und weiterentwickeln“, sagt der Trialspezialist, der viermal pro Woche mit den Jugendlichen auf dem Trainingsgelände ist. Etwa zwei Drittel der straffälligen Jugendlichen sind Jungs, der Rest Mädels.

Darüber hinaus ist Joachim Jäckel auch noch Trial-Landestrainer und trainiert in einer eigenen Gruppe mit jungen und talentierten Saarländern, die es unter die besten Fahrer in Deutschland geschafft haben. „Bis vor sechs Jahren habe ich selber noch an Wettkämpfen teilgenommen. Mittlerweile konzentriere ich mich nur noch auf die Trainertätigkeit und meine Sozialarbeit. Die Arbeit mit den jungen Menschen bringt einem sehr viel, auch wenn der eine oder andere Problemfall hartnäckig ist. Die Arbeit macht mir großen Spaß.“

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