Naturschutz Auf Entdeckungstour durch die Biosphäre

Homburg/Sitterswald · Drei Tage lang wanderten Experten und Bürger durch die Wiesen und Wälder rund um Sitterswald - und lernten dazu. Denn die Biosphäre birgt eine erstaunliche Artenvielfalt.

 Thomas Schneider, Vorstandsmitglied der Delattina, entdeckte  Heilziest in  einer extrem seltenen Pfeifengraswiese auf Kalkboden bei Sitterswald.

Thomas Schneider, Vorstandsmitglied der Delattina, entdeckte Heilziest in einer extrem seltenen Pfeifengraswiese auf Kalkboden bei Sitterswald.

Foto: Heiko Lehmann

Und da sage noch einer, das Saarland wäre nur durch den Bergbau und die Metall- und Autoindustrie geprägt. Was die Biodiversität und die Artenvielfalt angeht, ist das Saarland Spitzenreiter in Deutschland.

Und die Biosphäre Bliesgau ist wiederum Spitzenreiter im Saarland. „Einfach vorbildlich und fast schon einzigartig. Hier gibt es sehr viele Pflanzen und Tiere, die stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. In vielen anderen Bundesländern gibt es diese Tiere und Pflanzen schon gar nicht mehr“, sagt Steffen Caspari vom Zentrum für Biodokumentation des Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz des Saarlandes.

Vor zwei Wochen feierte Sitterswald den Tag der Artenvielfalt. Drei Tage lang wanderten Experten und interessierte Bürger durch die Wiesen und Wälder von Sitterswald und beobachteten und dokumentierten ihre Entdeckungen. Die Auswertung der Ergebnisse ist zwar noch nicht ganz abgeschlossen, aber die Experten gaben am gestrigen Mittwoch eine erste Wasserstandsmeldung.

„Wir stehen hier auf einer Pfeifengraswiese auf Kalk. Von dieser Sorte gibt es im Saarland vielleicht noch drei weitere – deutschlandweit fast keine mehr. Neben dem Pfeifengras gibt es hier noch weitere seltene Pflanzen, wie den Heilziest“, sagte Thomas Schneider. Er ist Vorstandsmitglied der Delattina, einer Vereinigung von ehrenamtlich tätigen Naturforschern, die sich mit der Erfassung der Flora und Fauna des Saarlandes beschäftigt.

Auch Schneider schwärmte von der Vielfalt in Sitterswald. „Bleiben sie mal stehen und riechen sie einmal“, sagte der Naturforscher zu der kleinen Gruppe von Menschen am vergangenen Mittwoch, zu der auch Stephan Strichertz, der Bürgermeister von Kleinblittersdorf, Theophil Gallo, der Verbandsvorsteher des Biosphärenzweckverbandes und Gerhard Mörsch, ein Geschäftsführer des Biosphärenzweckverbandes gehörten. Der Biosphärezweckverband ist der offizielle „Partner“ des Tages der Artenvielfalt.

Es duftete an einem kleinen Hügel in der Nähe des Sitterswalder Sportplatzes deutlich nach Thymian. „Es ist ein ganzes Feld von wildem Thymian, herrlich“, schwärmte Schneider. Steffen Caspari stellte mit dem Nachtfalter „Idaea Macilentaria“, der Roggen-Gerste und dem breitblättrigen Knabenkraut weitere Arten vor, die es fast nur noch im Saarland gibt. „Im Prinzip muss die Bevölkerung in der Biosphäre nur genauso weiter machen, wie bisher. Die Natur ist voll intakt“, erklärte Caspari.

 Steffen Caspari vom Zentrum für Biodokumentation zeigte den Wanderern die seltene Gersten-Rogge.

Steffen Caspari vom Zentrum für Biodokumentation zeigte den Wanderern die seltene Gersten-Rogge.

Foto: Heiko Lehmann

Wenig bis gar nicht düngen und erst spät, gegen Ende Juni, mähen – das sind die Vorgaben für die Wiesen und Felder, damit sie sich optimal entwickeln können. Viele Menschen möchten derzeit auch in ihren eigenen Gärten für Artenvielfalt sorgen und legen Blumenfelder, häufig mit nichtheimischen Blumen an. „Das ist allerdings höchstens für die Bienen gut, für den Rest nicht. Wer aktiv etwas für mehr Artenvielfalt in seinem Garten tun möchte, der macht einfach gar nichts, auch wenn es für den einen oder anderen, der einen englischen Rasen bevorzugt, nicht gut aussieht. Die heimischen Pflanzen und Tiere kommen von ganz alleine. Sie lassen sich automatisch nieder. Es ist ihre Heimat, hier fühlen sie sich wohl“, stellte Steffen Caspari klar.

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