Surfer Florian Jung Der Wind ist für ihn sein Boss

Saarbrücken · Windsurf-Profi Florian Jung aus Saarbrücken wartete vier Jahre lang auf die perfekte Welle. In Namibia wurde sein Traum zur Wirklichkeit.

 „Die Welle läuft lang und gleichmäßig, ihre Form ist perfekt“: Surfer Florian Jung erwischte vor Namibia die perfekte Welle.

„Die Welle läuft lang und gleichmäßig, ihre Form ist perfekt“: Surfer Florian Jung erwischte vor Namibia die perfekte Welle.

Foto: Pierre Bouras

Früh am Morgen ist er in der Natur unterwegs: Florian Jung (34) ist Profisurfer und startet meistens mit einer Trainingssession in den Tag. Dabei könnte er sich keinen schöneren Arbeitsplatz wünschen als Meer und Strand in weit entfernten Winkeln der Welt. An diesem Morgen ist er noch mit seinem eineinhalbjährigen Sohn Keano auf einem Spielplatz in Saarbrücken, am nächsten Tag geht es für die beiden nach Fidschi.

Dort will Jung auf die Schönheit, aber auch auf die Verschmutzung der Ozeane aufmerksam machen. Umweltschutz ist ein Thema, das ihm schon lange am Herzen liegt. 2008 surfte er vor schmelzenden Meeresgletschern in der Arktis, um auf die Gefahren des Klimawandels hinzuweisen. 2015 segelte er zweieinhalb Monate lang mit einer neunköpfigen Crew über den Atlantik, um die Konsequenzen der Plastikverschmutzung zu dokumentieren. Als erfolgreicher Wassersportler sieht er sich selbst in einer besonderen Verantwortung, das Bewusstsein für die Folgen und das Ausmaß von Umweltverschmutzung zu schärfen.

In Fidschi will Jung mit einem Team von Meeresbiologen und anderen Sportlern die Konzentration von Plastikpartikeln im Meer messen, aber auch Strandsäuberungsaktionen mit Kindern durchführen. Als Familienvater macht sich Jung auch um die nächste Generation Gedanken: „Die Reise ist eine Chance, Keano diese Schönheit des Ozeans zu zeigen. Ich weiß nicht, wie lange wir noch auf diesem Planeten leben können, wie wir es jetzt tun, und ob es zum Beispiel noch intakte Riffe oder seltene Fischarten geben wird.“

In den Sommermonaten reist er von Wettkampf zu Wettkampf, den Winter verbringt er in Südafrika. In seiner Karriere hat er eine stattliche Reihe sportlicher Erfolge vorzuweisen. 2015 belegte er den 13. Platz in der Weltrangliste, erst im letzten Jahr gewann er die deutsche Meisterschaft auf Sylt. Am wichtigsten sind ihm allerdings die Erfahrungen, die er auf dem Wasser macht. „Das sind Geschenke der Natur“, schwärmt Jung. „Diese Momente sind ganz selten im Leben, in denen man das, wovon man träumt, auch wirklich erreicht.“

In Namibia erlebte der Sportler einen solchen Moment. Dort gelang es ihm vergangenen Monat an einem relativ unbekannten Spot, die perfekte Welle zu reiten. Zuvor hatte er den Ort bereits vier Jahre lang beobachtet – mit Wetterkarten und Prognosen versuchte er, den richtigen Augenblick abzupassen. Aber was macht diese Welle eigentlich so besonders? „Die Welle läuft lang und gleichmäßig, ihre Form ist perfekt“, erklärt Jung. „Sie ist relativ hohl und glatt. Man kann sich ohne große Gefahr auf sie einlassen und sich in das Element Wasser einfügen. Wellenritte von fast drei Minuten sind möglich und damit einmalig in der Welt. So etwas kommt nur zweimal im Jahr vor, wenn überhaupt.“ Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, so heißt die Devise. Gar nicht so leicht für einen Surf-Star, der schließlich einen vollen Terminkalender hat. Florian Jung muss zu Wettkämpfen und Sponsoren-Veranstaltungen gehen, die Natur steht bei ihm aber immer an erster Stelle. „Das Meer ist mein Office und der Wind ist mein Boss“, sagt er stolz. In ständiger Berührung mit der Natur macht er außergewöhnliche Erfahrungen. In Namibia schauten ihm die Robben beim Windsurfen zu: So etwas hatten sie noch nie gesehen. Das eine oder andere Tier scheute sich nicht, dem Sportler einen Besuch abzustatten – und sprang flugs auf das Board auf.

 In der Welt unterwegs: Surfer Florian Jung aus Saarbrücken.

In der Welt unterwegs: Surfer Florian Jung aus Saarbrücken.

Foto: Pierre Bouras

Florian Jung kommt trotzdem noch gerne nach Saarbrücken, und sei es nur auf Kurzvisite. Auf das Jahr gerechnet, verbringt er ungefähr drei bis vier Monate in seiner Heimatstadt. „Saarbrücken ist meine Basis in Europa im Sommer“, sagt Jung.

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