Zufriedene Kunden sollen das Überleben sichern

Sulzbach · Das Internet und die von vielen Geschäftsleuten kritisierte Schaffung des Einkaufszentrums am Quierschieder Markt machen vielen Sulzbacher Händlern zu schaffen. Aber sie nehmen den Kampf an, so auch Optik Honecker.

Kleffmann, Simon oder Götz - Namen von Sulzbacher Geschäften und ihren Inhabern, die es heute nicht mehr gibt. Doch ein paar alteingesessene, inhabergeführte Läden behaupten sich jeden Tag aufs Neue. Eines davon ist Optik Honecker am Markt. "1960 wurde die Firma gegründet", berichtet Iris Liebetrau-Cloos, Tochter und Nichte der Gründer Herrmann und Rudi Honecker, "mein Onkel Herrmann hatte das Schmuckgeschäft, mein Papa Rudi hat den Optiker-Bereich eingenommen." In den 1970er Jahren trennten sich die Geschäftsbereiche auch räumlich. Das Brillengeschäft zog an den oberen Markt, der heute Ravanusaplatz heißt. 2000 übernahmen Iris Honecker und ihre inzwischen verstorbene Schwester das Geschäft.

"Unser Anliegen war es immer, den Laden in Papas Sinne weiterzuführen", sagt die heute 52-jährige Inhaberin, und erklärt, was sie darunter versteht: "Auch wenn das vielleicht wenig kaufmännisch klingt, ich sehe immer den Menschen hinter der Brille und nicht sein Bankkonto. Der Kunde soll nicht die teuerste Brille kaufen, sondern die, die zu ihm passt." Diese etwas andere Grundeinstellung zeigt sich auch im Bereich Werbung und Marketing. Zwar lässt Iris Liebetrau-Cloos ihr Schaufenster immer professionell gestalten und schaltet auch Anzeigen. Die beste Werbung für ihr Geschäft sei aber eine andere: "Ich setze auf Mundpropaganda. Zufriedene Kunden, die es weitererzählen. Und ich setze auf den persönlichen Kontakt. Ich gehe durch den Ort, zu Veranstaltungen, kenne die Leute beim Namen." Persönliche Beratung und individuelle Betreuung seien auch ein Rezept gegen die Konkurrenz aus dem Internet. "Ich habe noch nie so viele schlecht sitzende Brillen gesehen", spöttelt die Expertin über die anonyme Massenabfertigung durch Internet-Anbieter.

Doch nicht nur die moderne Konkurrenz mache den Einzelhändlern zu schaffen. Die Firmenpolitik der eigenen Zulieferer habe sich auch geändert. Wer heute Ersatzteile braucht, habe vielerorts Probleme. Optiker sind da keine Ausnahme. Wochenarbeitszeiten von 60 Stunden und mehr übrigens auch nicht. Die wirtschaftliche Gesamtentwicklung des Handels hat in Sulzbach Spuren hinterlassen.

"Als ich ein Kind war, gab es Geschäfte von der Musikschule bis zum Arbeitsamt", erinnert sich die Unternehmerin und geißelt jüngere lokalpolitische Entscheidungen, die sie auch für den heutigen Leerstand verantwortlich macht: "Wer das Gewerbegebiet am Quierschieder Weg befürwortet hat, hat damit das Todesurteil für den Handel in der Sulzbachtalstraße unterschrieben." Dagegen helfe nur ein gemeinsames Vorgehen von Hausbesitzern und Ladeninhabern. "Wir müssen zusammenhalten. Egal ob Metzger, Juwelier, Wirt oder Optiker, damit nicht noch mehr Kaufkraft aus der Ortsmitte abfließ", sagt Liebetrau-Cloos.

Dass derzeit weder der eigene Sohn noch die Nichte planen, das Familienunternehmen fortzuführen, schmerzt Iris Liebetrau-Cloos. Sie haben andere Berufswünsche. Auch, dass sich für den anspruchsvollen Beruf zu wenig qualifizierte und motivierte Auszubildende finden, mache die Geschäftsführung nicht einfacher. Das Geschäft aufzugeben, kommt aber nicht in Frage. "Mein Beruf ist meine Berufung." Das spürt man in einem der letzten verbliebenen Sulzbacher Familienunternehmen.

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