Wo gehobelt wird, gibt's Sauerkraut
Neuweiler. "In den 50er und 60er Jahren kam immer der Tiroler Sauerkrautschneider nach Neuweiler", erinnert sich Hermann Schmitt, "irgendwann in den 80ern war der Emil - so nannten alle Leute den Mann - dann krank und kam nicht mehr. Da habe ich mir gesagt: Du hast da so oft zugeschaut, das kannst du auch
Neuweiler. "In den 50er und 60er Jahren kam immer der Tiroler Sauerkrautschneider nach Neuweiler", erinnert sich Hermann Schmitt, "irgendwann in den 80ern war der Emil - so nannten alle Leute den Mann - dann krank und kam nicht mehr. Da habe ich mir gesagt: Du hast da so oft zugeschaut, das kannst du auch." Seither steht der heute 75 Jahre alte pensionierte Briefträger Jahr für Jahr am Krauthobel. So auch am Samstag beim dritten Sauerkrauttag der Siedlergemeinschaft Brennender Berg im gleichnamigen Vereinsheim im Sulzbacher Stadtteil. Fast dreieinhalb Zentner Weißkohlköpfe verarbeiteten Schmitt und seine Helfer zu dem deutschen Nationalgericht. "Zuerst wird das Kraut ordentlich gesäubert und dann mit einem Spezialmesser die Turche entfernt", erklärt Schmitt. Turche, so nennt der Krautschneider den weißen, ungenießbaren Innenteil des Weißkohls. "Dann wird der Kopf gehobelt", zeigt Hermann Schmitt, "das geht ganz schön in die Arme. Da weißt du abends, was du geschafft hast." Das gehobelte Kraut wird in Neuweiler stilecht in uralten Blechwannen aufgefangen. Die haben zwar mit dem späteren Geschmack wenig zu tun, sehen aber richtig gut aus. Von dort wandert das Kraut in einen Tonbehälter, wo es kräftig gestampft wird - auch das ist eine schweißtreibende Angelegenheit. "Zu jedem Kohlkopf gibt man immer eine gute Handvoll Salz dazu", sagt Krautschneider Hermann, "es gibt Leute, die geben noch Wacholderbeeren oder Lorbeer dazu. Wer's mag. Meine Frau und ich schwören auf die klassische Form nur mit Salz." Danach wird Wasser hinzugegeben, der Topf wird mit einem Handtuch und Holzbrettern verschlossen. Und das Ganze wird mit einem dicken Stein beschwert. Dieser Luftabschluss ist wichtig. Denn sonst beginnt der Inhalt zu faulen. "Nach drei bis vier Wochen im Keller ist das Sauerkraut fertig", freut sich Hermann Schmitt auf das Ergebnis der anstrengenden Arbeit. In dieser Zeit findet im Topf oder Einmachglas eine Milchsäuregärung statt. Dadurch wird das Gemüse haltbar gemacht. Sauerkraut war vor allem in früheren Jahren im Winter ein wichtiger Vitaminspender. Neben Milchsäure enthält es die Vitamine A, B, C und K, wenig Kohlenhydrate und Proteine und ist praktisch fettfrei. Gesünder geht's fast nicht mehr. Davon überzeugten sich auch die zahlreichen Besucher, die am Samstag zu Kaiserbraten mit Stampfkartoffeln natürlich eine ordentliche Portion Sauerkraut bekamen.