Wieder die Angst vor Überflutung

Sulzbach-/Fischbachtal. Für Gerlinde und Ramon Wahlen sowie alle anderen Anwohner in der Moorbachstraße in Altenwald war es wieder eine sehr unruhige Nacht. Als das Unwetter am frühen Sonntagmorgen in unserer Region losging, war für sie an Schlaf nicht mehr zu denken. Alle Viertelstunde eilte Ramon Wahlen nach draußen und schaute besorgt nach dem Wasserstand des Moorbachs

Sulzbach-/Fischbachtal. Für Gerlinde und Ramon Wahlen sowie alle anderen Anwohner in der Moorbachstraße in Altenwald war es wieder eine sehr unruhige Nacht. Als das Unwetter am frühen Sonntagmorgen in unserer Region losging, war für sie an Schlaf nicht mehr zu denken. Alle Viertelstunde eilte Ramon Wahlen nach draußen und schaute besorgt nach dem Wasserstand des Moorbachs. "Gott sei Dank hat es nach knapp zwei Stunden endlich aufgehört zu regnen", sagte er gestern Morgen: "Das Wasser war schon wieder bis einen knappen halben Meter unterhalb unseres Grundstücks angestiegen." Nachbarin Ilona Scherer äußerte sich so: "Hätte es noch eine halbe Stunde weitergeregnet, wäre das Wasser wieder in unsere Keller gelaufen." Gestern Morgen sahen sie sich dann das Gitter am Moorbach im Röchling-Park an. Wie zu erwarten, hatte sich davor wieder jede Menge Unrat, darunter Äste und Baumstämme angesammelt. Mit Hilfe von Nicola Rauti räumten Ramon Wahlen und Ilona Scherer das Gitter frei. Eine dreiviertel Stunde dauerte ihr Arbeitseinsatz. "Wir haben das Ganze selbst in die Hand genommen, weil wir keinen erreicht haben, der uns hilft", erklärte Gerlinde Wahlen. Zwar habe sie über die Notrufnummer der Stadtwerke jemanden erreicht, doch diese Person habe ihr nicht weiterhelfen können: "Alle sagen zwar, dass hier etwas getan werden muss. Aber keiner unternimmt was. Jeder schiebt die Sache auf den anderen. Und wenn man jemanden braucht, ist keiner da. Wir fühlen uns veräppelt." Gestern mussten auch die Mitglieder des Angelsportvereins Hühnerfeld eine Sonderschicht an ihren Weihern und an der Fischerhütte einlegen. Das Unwetter in der Nacht von Samstag auf Sonntag hatte vor der Hütte deutliche Spuren hinterlassen. Der Vorplatz war voller Schlamm. Und am oberen Weiher hatte der Sturm zwei Bäume gefällt. Beide hingen über dem Spazierweg. Einer hing bis in den Weiher herunter. Gestern Nachmittag kreischten dann die Motorsägen. Die Mitglieder des Vereins entfernten die Bäume. Das hatten sie zuvor mit der Polizei abgesprochen. Diese meldete am Sonntag einige Vorfälle, die auf das Unwetter in den frühen Morgenstunden des Sonntages zurückzuführen sind. Etwa von 1 bis 3 Uhr nachts waren Polizei und Feuerwehr unterwegs, weil sechs umgestürzte Bäume die Straßen blockierten. Viele Straßen waren zudem überflutet und daher nicht mehr befahrbar. Die Kanalisation konnte die Wassermengen stellenweise nicht mehr fassen. Auch die Autobahn 623 stand unter Wasser, so dass ein Quierschieder mit seinem Pkw ins Rutschen kam, wie durch ein Wunder jedoch nicht die Leitplanken berührte. Sein Fahrzeug blieb allerdings fahruntüchtig auf der Straße liegen. Das Regenwasser sammelte sich vorwiegend in den leichten Senken der Autobahn in beiden Fahrtrichtungen zwischen Saarbrücken und Sulzbach. Um kurz vor 2 Uhr fuhr ein Verkehrsteilnehmer in eine dieser Wasserlachen hinein, wodurch sein Auto einen technischen Defekt erlitt und abgeschleppt werden musste. Fünf Gullydeckel, die die gewaltigen Wassermassen aus ihren Schächten gehoben hatten, wurden der Polizei-Inspektion gemeldet. Die Anrufer mussten allerdings selbst zu Werke gehen, weil die Einsatzkräfte mehr als genug zu tun hatten. Eine 18-Jährige aus Klarenthal dagegen fuhr mit ihrem Peugeot in Hühnerfeld durch ein solches Schachtloch und beschädigte dabei ihr Auto. Die Baustellen-Absperrung in der Saarbrücker Straße in Hühnerfeld wurde derweil durch heftige Windböen umgestoßen. Notdürftig wurde sie wieder aufgestellt. In der Robert-Koch-Straße in Dudweiler kämpfte eine Anwohnerin gegen einen Wasserschaden. Zunächst konnte dessen Herkunft nicht festgestellt werden. Erst nachdem die darüber liegende, zurzeit leer stehende Wohnung von Feuerwehr und Polizei geöffnet war, stand die Ursache fest: Der Abfluss auf dem Balkon war verstopft, so dass sich das Wasser einen anderen Weg suchte und sich schließlich in besagte Wohnung ergoss. Die Feuerwehr machte den verstopften Abfluss wieder frei. Darüber hinaus wurde die Polizei in den Nachtstunden hauptsächlich wegen zahlreicher Ruhestörungen tätig, die teils von Gaststätten, teils von privaten Feiern ausgingen. Einigen Beschwerden konnten die Ordnungshüter allerdings nicht nachgehen, weil sie pausenlos in Sachen Unwetter unterwegs waren. "Auch wenn die derzeit herrschenden Temperaturen dazu einladen, sollte die nächtliche Ruhe anderer respektiert und der Lärmpegel beim Feiern entsprechend angepasst werden", heißt es abschließend im Wochenend-Bericht der Polizei-Inspektion Sulzbach. "Wenn man jemanden braucht, ist keiner da. Wir fühlen uns veräppelt."Gerlinde Wahlen

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