Wenige Leute für eine Fülle von Aufgaben

Sulzbach. Wenn man so will, ist Stefan Gorges Herr über 35 000 Liegenschaften in der Stadt Sulzbach mit insgesamt rund 18 Hektar Fläche. Der 47-jährige städtische Angestellte ist Leiter der Friedhofsabteilung, der die Verwaltung und Pflege der Friedhöfe in Sulzbach, Altenwald, Neuweiler und Schnappach obliegt

Sulzbach. Wenn man so will, ist Stefan Gorges Herr über 35 000 Liegenschaften in der Stadt Sulzbach mit insgesamt rund 18 Hektar Fläche. Der 47-jährige städtische Angestellte ist Leiter der Friedhofsabteilung, der die Verwaltung und Pflege der Friedhöfe in Sulzbach, Altenwald, Neuweiler und Schnappach obliegt. "Früher gab es auf jedem Friedhof der Stadt vier festangestellte Mitarbeiter", erklärt Gorges, "heute gibt es insgesamt noch fünf, dazu eine halbe Stelle für die Reinigungskraft." Darüber hinaus stehen ein vom Bauhof der Stadt abgestellter Mitarbeiter, zwei Saisonarbeiterinnen und sechs Helfer aus Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zur Verfügung. Die personelle Ausstattung scheint für die Fülle der Aufgaben zu klein. Herrichten der Gräber zu Beerdigungen, Grünschnitt, Entfernung von Laub und Ästen, Pflege der Wege und Gebäude, Rasenmähen - die Liste ist lang. Und häufig gibt's Kritik am Zustand der Friedhöfe, auch die Saarbrücker Zeitung berichtete mehrfach. "Wenn wir von Missständen erfahren, bemühen wir uns, sie schnellstens zu beheben", sagt Gorges, "es genügt schon ein Anruf in meinem Büro." Von morgens um sieben an ist Gorges erreichbar, Dienstschluss 16 Uhr können er und seine Kollegen selten einhalten. "Nach Starkregen wie in den vergangenen Tagen werden bis zu zehn Tonnen rote Erde vom Friedhof Sulzbach ins Kanalsystem gespült", erzählt Gorges von den "Problemzonen" der Friedhöfe, "auf weiten Teilen gibt es kein Kanalsystem". Das oberflächlich ablaufende Wasser hinterlässt tiefe Rinnen und somit Stolperfallen, die Gorges' Abteilung wieder schließen muss. "Vor zwei Jahren wurden im hinteren Teil etwa 100 Meter Weg mit Verbundsteinen ausgelegt und ein Kanal installiert. Das kostete rund 15 000 Euro." Auch am Parkplatz wurden 70 000 Euro investiert. In Altenwald (25 000 Euro) und Neuweiler (10 000 Euro) wurden die Kühlungen in den Leichenräumen auf den neuesten Stand gebracht. Für die Verbesserung der Wege sollen im Sulzbacher Haushalt in den nächsten vier Jahre jeweils 50 000 Euro eingestellt werden - ob sie bewilligt werden, ist offen. Alle Pläne der Friedhofsabteilung, altes Kopfsteinpflaster durch Verbundsteine zu ersetzen und weitere Wege auszubauen, stehen und fallen mit den finanziellen Mitteln. Zwar erwirtschaften die Sulzbacher Friedhöfe 350 000 Euro Einnahmen im Jahr, das deckt den Finanzbedarf aber gerade einmal zu 65 Prozent. "In Saarbrücken ist der Friedhof- ein Eigenbetrieb und macht sogar Gewinn", sagt Stefan Gorges ohne Neid, denn, "dort sind die Gebühren deutlich höher als bei uns".Gorges arbeitet seit 30 Jahren in der Friedhofsabteilung, seit 2004 ist er deren Leiter: "Trotz aller Büroaufgaben versuche ich, einmal am Tag auch auf den Friedhöfen zu sein. Viele Anliegen der Bürgerinnen und Bürger kann man so schnell und direkt erledigen."Der Finanzausschuss des Stadtrates befasst sich heute mit einer Änderung der Friedhofssatzung in Sulzbach. "Früher gab es auf jedem Friedhof der Stadt vier festangestellte Mitarbeiter."Stefan Gorges

HintergrundRund 250 Bestattungen gab es bislang in diesem Jahr auf den Sulzbacher Friedhöfen. "Dabei geht der Trend immer mehr zur Urnenbestattung", sagt Stefan Gorges, Leiter der Sulzbacher Friedhofsabteilung. Das habe zum einen mit den Kosten (ein Urnengrab kostet 127 Euro, ein Familiengrab rund 2500 Euro) zu tun, aber auch mit Bequemlichkeit: "Viele Menschen scheuen heute eine aufwendige Grabpflege." Darum macht man sich auch in Sulzbach Gedanken über neue Bestattungsformen. "Es gibt Überlegungen für so genannte Urnenwände", berichtet Gorges, "auch die Möglichkeit von Baumbestattungen wird geprüft." Ob es denn angesichts sinkender Einwohnerzahlen nötig sei, vier Friedhöfe in der Stadt zu unterhalten, wollte Gorges nicht kommentieren: "Das ist Angelegenheit des Stadtrats." cor

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