675. Geburtstag und 75 Jahre Stadtrechte Sulzbach feiert sich und seine bewegte Geschichte

Sulzbach · Die Stadt Sulzbach feierte am Sonntag in der Aula 75 Jahre Stadtrecht für Sulzbach und gleichzeitig auch den 675. Geburtstag. Und dabei erfuhr man so einiges: Was etwa der Stadtteil Schnappach mit Schnaps zu tun hat.

 Schöne Festmusik: Zusammen mit Cornelia Krempel-Schwehm begeisterte Staatstheater-Sänger Stefan Röttig in einem herausragenden Duett, Pianist und Musikschulleiter Uwe Brandt begleitetet sie am Flügel in der Sulzbacher Aula.

Schöne Festmusik: Zusammen mit Cornelia Krempel-Schwehm begeisterte Staatstheater-Sänger Stefan Röttig in einem herausragenden Duett, Pianist und Musikschulleiter Uwe Brandt begleitetet sie am Flügel in der Sulzbacher Aula.

Foto: Heiko Lehmann

Als attraktiv, offen und hin und wieder sogar einmalig beschrieb der Sulzbacher Ehrenbürger und Historiker Karl Jüngst seine Heimatstadt. Er erzählte davon, wie sich die Saarbrücker Grafen im 16. Jahrhundert alle Ländereien unter die Nägel rissen und Alleineigentümer des „attraktiven“ Sulzbachs wurden. Jüngst referierte auch, wie die ersten Einwohner nach Sulzbach kamen. Einen großen Anteil daran hatte Bliesransbach an der Oberen Saar. Sulzbach war damals nämlich mit seinen tagesnahen Kohlegruben attraktiv. Mit Pferdetransporten das Holz und die Kohle bis zur Saar zu ziehen, ergab ein ordentliches Zubrot.

„Diese Wirtschaftssituation einschließlich zusätzlicher Chancen sei am Beispiel der Sippe Baum belegt. Als Stammvater gilt ein gewisser ,Baum von Ransbach’. Der Sulzbacher Baum bekam die Vogtei Nummer zehn. Die lag im Bereich der heutigen Volksbank und des unterhalb liegenden Parkplatzes“, sagte Karl Jüngst. Und wie es sich für Menschen mit Bliesransbacher Abstammung gehört, wurde in Sulzbach prompt ein Gasthaus eröffnet, in das, neben den Einheimischen auch die auswärtigen Kohle- und Holzfuhrleute einkehren konnte.

Der Sulzbacher Ehrenbürger und Historiker Karl Jüngst erzählte die Geschichte seiner Stadt.

Der Sulzbacher Ehrenbürger und Historiker Karl Jüngst erzählte die Geschichte seiner Stadt.

Foto: Heiko Lehmann

Die Stadt Sulzbach feierte am Sonntag in der Aula 75 Jahre Stadtrecht für Sulzbach und gleichzeitig auch den 675. Geburtstag von Sulzbach. Höhepunkt der gut zweistündigen Veranstaltung, zu der 100 Gäste kamen, war die Rede von Karl Jüngst, der auf interessante und humorvolle Art und Weise einen geschichtlichen Rundflug über Sulzbach und seine Stadtteile machte. Er berichtete auch von den Sulzbacher Glaswerken, die im Jahr 1833 das erste Kartell der deutschen Wirtschaft überhaupt bildeten. Es waren sieben Tafelglasfabriken aus Quierschied, Merchweiler, Friedrichthal und Sulzbach.

Auch der jüngste Sulzbacher Stadtteil, Schnappach, blieb dabei nicht unerwähnt. Eigentlich hätte es Schnapsbach heißen sollen. „Früher wurde dort bayrisches Bier getrunken und Kaffeebleche voll mit billigem bayrischen Schnaps. Das wurde auch alles mit in die Grube genommen“, so der Sulzbacher Ehrenbürger.

Die sehr kurzweilige wie niveauvolle Jubiläumsfeier in der Aula wurde umrahmt von starken Gesangs- und Theateraufführungen. Mit Begleitung von Musikschulleiter Uwe Brandt am Flügel trat Stefan Röttig als Ritter von Saarbrücken auf und auch als ehemaliger Sulzbacher Bürgermeister Karl Bernhard, der im Jahr 1946 regierte, als Sulzbach eine Stadt wurde. Zusammen mit Cornelia Krempel-Schwehm sorgte Röttig, Ensemblemitglied am Saarländischen Staatstheater, auch für ein Gesangsduett, das vom Publikum tosenden Applaus bekam.

Auch Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) überraschte in seiner Rede mit erstaunlichen Fachkenntnissen über Sulzbach. „Die Sulzbacher Eisenschmelze war die erste auf dem europäischen Kontinent, auf der Roheisen mit Kokskohle geschmolzen wurde. Das war damals ein riesiger Fortschritt, musste zuvor doch die Holzkohle hierzu verwandt werden. Und das bedeutete eine im 18. Jahrhundert geradezu dramatische Abholzung der Wälder. Roheisengewinnung mit Kokskohle war also ein frühes Projekt zur nachhaltigen Ressourcenschonung. Zudem wurde die Kokerei Altenwald gegründet und es entstand eine beachtliche Glasindustrie, die bis heute mit dem Namen Vopelius verbunden ist. Schließlich auch der Steinkohlebergbau mit den Schächten Sulzbach, Altenwald und Brefeld, der den Menschen einen bescheidenen Wohlstand bescherte. Es ist keine Frage: Im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert war Sulzbach das, was man heute „Innovationsstandort“ nennt“, so Hans.

Und wie sehen die nächsten Jahre und Jahrzehnte in Sulzbach aus? Die Zukunft liegt da auch in den Händen des aktuellen Bürgermeisters Michael Adam (CDU). „Sulzbach hat Themen wie Nachhaltigkeit, Sicherheit, Ausbau von Kitas und Grundschulen, Sanierung und Weiterentwicklung von Infrastrukturen, Verkehrsentwicklung, Umbau des Wohnumfeldes, Erhaltung und Verbesserung der ehrenamtlichen Strukturen und der Kultur auf der Prioritätenliste stehen. Gerade in Zeiten des Umbruches ist auch Zusammenhalt ein großes Ziel. Daher sprechen wir über und entwickeln gemeinsam Ideen und Machbares mit den Nachbarkommunen wie Quierschied, Friedrichsthal und Dudweiler im Rahmen der Interkommunalen Zusammenarbeit“, sagte Michael Adam in seiner Rede.

Nach Abschluss der offiziellen Feierstunde in der Aula zogen alle Gäste in Richtung Salzbrunnenensemble, wo weiter gefeiert wurde.

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