Von Herz zu Herz kommunizieren

Neuweiler · Clownin Florentine Dibbelabbes besucht künftig regelmäßig das Alten- und Pflegeheim St. Anna. Die Bewohner freuen sich schon sehr auf das nächste Mal.

 Die Clownin herzt hier eine Heimbewohnerin. Foto: Ellen Ganster/St. Anna

Die Clownin herzt hier eine Heimbewohnerin. Foto: Ellen Ganster/St. Anna

Foto: Ellen Ganster/St. Anna

Sobald sie die rote Nase aufgesetzt hat, ist sie in ihrer Rolle. Blau-weiß gepunktetes Kleid, die rote Strickmütze etwas schief auf den blonden Haaren und die Gitarre immer griffbereit: Das ist Florentine Dibbelabbes. Die Clownin, die im wahren Leben Heike Laub heißt, hat über zehn Jahre als Klinik-Clown für Kinder gearbeitet und vor ein paar Jahren eine Fortbildung im Bereich "Clownerie für ältere Menschen und Menschen mit Demenz" gemacht. Mit ihrer "Musik-Clownerie" wird sie künftig regelmäßig die Seniorinnen und Senioren im Alten- und Pflegeheim in Neuweiler besuchen.

"Bei älteren Menschen braucht man immer etwas mehr Zeit und muss auch in jedem Einzelfall schauen, wen man vor sich hat und in welcher Stimmung derjenige gerade ist", weiß Heike Laub aus Erfahrung. Um ihre Rolle neu zu definieren, hat sie sich für die Besuche ein extra Kostüm genäht und tritt ruhiger und gelassener auf, wie es aus dem St.-Anna-Heim heißt. Immer mit dabei: ihre Gitarre. Denn, so die ausgebildete Schauspielerin: "Mit Musik kann man von Herz zu Herz kommunizieren."

An ihrem "ersten Arbeitstag", wie Florentine Dibbelabbes ihren Einstand in St. Anna nennt, besucht sie alle Wohnbereiche und nimmt sich viel Zeit für die Bewohner. "Ich hätte Lust auf ein Lied, ich singe jetzt mein Lieblingslied", sagt sie, als sie eine Bewohnerin im Flur trifft. Darauf folgt "Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann". Die Seniorin lacht und tippt ausgelassen mit den Fingern im Takt.

Nur wenige Meter weiter sitzt eine ältere Dame im Sessel. Der Platz neben ihr ist frei. Wie sich herausstellt, ist am Tag vorher ein Bewohner gestorben, der immer gerne dort gesessen hatte. Die Trauer ist noch spürbar. Florentine Dibbelabbes stimmt ein nachdenkliches Lied an und zupft gedankenversunken auf ihrer Gitarre. "Das war schön", sagt die Bewohnerin, die ihren Bekannten verloren hat: "Vielen Dank." Zur Aufmunterung gibt es beim Abschied ein Küsschen von der Clownin.

Im Hobbytreff im Wohnbereich St. Michael wird gerade Wäsche gefaltet. "Ich bin Florentine Dibbelabbes", stellt sich die Clownin jedem einzelnen Bewohner vor, bricht damit sofort das Eis und zaubert ein Schmunzeln auf die Gesichter. Und scherzhaft fügt sie hinzu: "Wie ich sehe, wird sich hier das Mittagessen noch selbst verdient." Sie verteilt verschiedene Rassel- und Klopfelemente: "Jetzt haben wir eine Band zusammen." Alle machen mit, schunkeln und klatschen und bei der Vogelhochzeit stimmen sie lauthals ein zu "Fiderallalalala". "Sie müssen öfter kommen", heißt es am Ende unter Applaus. "Das mache ich, versprochen", sagt die Clownin.

Nachdem sie alle Wohnbereiche besucht hat, ist Florentine Dibbelabbes erschöpft, aber glücklich. "Hier herrscht eine gute Atmosphäre", sagt Heike Laub zufrieden, als sie die rote Nase abnimmt und wieder die Clown-Rolle verlässt. "In meiner Rolle als Clown habe ich Narrenfreiheit und kann aber auch direkt auf die jeweiligen Gefühle der Personen und die unterschiedlichen Situationen einsteigen. Das macht großen Spaß." Sie freut sich schon, beim nächsten Mal dann bekannte Gesichter vorzufinden. Denn so viel ist klar: Florentine Dibbelabbes kommt jetzt häufiger nach Neuweiler.

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