Vereint in friedlichem Gedenken

Neuweiler · Eine besondere Art der Annäherung ans Thema Frieden ist die Pflege von Gräbern getöteter Soldaten. Und das gilt über Religionsgrenzen hinweg, wie jetzt in Neuweiler bewiesen wurde.

 Havva Vural (links) und Anika Abraham bei der Grabpflege. Foto: Thomas Seeber

Havva Vural (links) und Anika Abraham bei der Grabpflege. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

"Das ist eine großartige Aktion": Das fand zumindest eine Besucherin des Neuweiler Friedhofs über den Einsatz von fast 40 Schülerinnen und Schülern des Sulzbacher Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG). Sie machten sich am Reformationstag daran, 58 Gräber des Ehrenfriedhofes zu reinigen und vor Allerheiligen in einen ordentlichen Zustand zu versetzen.

"Diese Aktion ist in mehrfacher Hinsicht lobenswert", sagte Werner Hillen, der Vorsitzende des Volksbunds deutsche Kriegsgräberfürsorge und bei uns besser bekannt als früherer Rektor der ehemaligen Edith-Stein-Schule in Friedrichsthal: "Versöhnung über den Gräbern ist Arbeit für den Frieden, so lautet ein Grundsatz der Kriegsgräberfürsorge. Außerdem verwandelt der Einsatz den Friedhof in einen Lernort. Alleine die Beschäftigung mit den Grabinschriften gibt einen ganz anderen Einblick in die Geschichte."

"Man fragt sich auch, wie der betreffende Mensch gestorben ist. Was er erleiden musste", sagte Schüler Jan Kallenborn. Vorbereitet wurde das Thema hauptsächlich im Religions- und Ethikunterricht der Neuntklässer, als ein weiteres Element im Themenkomplex Frieden. "Wir hatten auch schon andere Aktionen, beispielsweise berichteten uns Flüchtlinge von ihren Erlebnissen im Kriegsgebiet und auf dem Weg nach Europa", erzählte Oberstudienrätin Birgit Neises. Einer davon ist auch THG-Schüler Mohamed Akhras, den bei der Arbeit sicher besondere Gedanken begleiteten: "Ich bin sehr traurig. Es ist schwer für mich zu sehen, dass auch hier viele junge Menschen im Krieg gefallen sind", sagt der Junge, der aus Aleppo entkommen konnte. Dass Frieden Thema aller Religionen ist, unterstreicht auch die Teilnahme der muslimischen Schülerinnen und Schüler an den Arbeiten. "Ich empfinde es auch als eine Ehre, zu zeigen, dass sie nicht umsonst gestorben sind", sagt Ariba Ajuz, "man denkt sich, wie schlimm es gewesen sein muss, so jung in den Krieg zu ziehen."

Die Pflege der Kriegsgräber ist mittlerweile fester Bestandteil dieses Unterrichtsblocks. In den vorigen beiden Jahren wurden die Ehrenfriedhöfe in Altenwald und Sulzbach aufgehübscht. Unterstützt wird die Aktion von der Stadt Sulzbach. "Um die Gräber außerhalb Deutschlands kümmert sich der Volksbund", erklärte Werner Hillen, "in Deutschland sind die Kommunen zuständig. Doch denen fehlen oft das Geld und die notwendigen Mitarbeiter." So machten sich bis zum Mittag die Schülerinnen und Schüler mit Rechen, Heckenschere oder Bürste daran, den Ehrenfriedhof wieder in einen Zustand zu versetzen, der diesen Namen rechtfertigt. Dass es danach auch eine kräftige Stärkung gab, gehört auch dazu und zum Gemeinschaftserleben an einem ungewöhnlichen Lernort.

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