Kultur- und Theatermacher Patriarch der Künste: Dieter Staerk gestorben

Sulzbach/Saarbrücken · Die Kultur erfüllte sein Leben – und er erfüllte die Kultur. Wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag ist jetzt der Saarbrücker Theatermacher und langjährige Sulzbacher Kulturamtsleiter Dieter Staerk gestorben.

  
  
  
 Dieter Staerk mit einem Gemälde, das ihn als „Jedermann“ in einer Inszenierung der „gruppe 63“ aus dem Jahr 1967 zeigt. Das Theater war die große Leidenschaft des langjährigen Sulzbacher Kulturamtsleiters. Unter anderem ist ihm auch die Rettung der Historischen Salzhäuser zu verdanken, heute ein Aushängeschild der Stadt Sulzbach.

Dieter Staerk mit einem Gemälde, das ihn als „Jedermann“ in einer Inszenierung der „gruppe 63“ aus dem Jahr 1967 zeigt. Das Theater war die große Leidenschaft des langjährigen Sulzbacher Kulturamtsleiters. Unter anderem ist ihm auch die Rettung der Historischen Salzhäuser zu verdanken, heute ein Aushängeschild der Stadt Sulzbach.

Foto: Kerstin Krämer

Eine Zahl nur, die schon doch vieles sagt: Rund 3000 Spieler hatte seine „gruppe 63“ in einem halben Jahrhundert. Menschen, die Dieter Staerk für die Kultur, das Theater vor allem, entdeckt, gewonnen und begeistert hat. Menschen, die Kultur nicht nur im Saarland leben und weitertragen. Jetzt ist dieser große Sulzbacher und Saarbrücker Kulturmacher gestorben, wenige Monate vor seinem 80. Ge-
burtstag. Ein Patriarch der Künste noch vom alten Schlag. Und obwohl das eher kleine Sulzbach über Jahrzehnte seine Hauptbühne war, war Staerk  wohl wirkungsmächtiger als so mancher Generalintendant oder großstädtische Museumsdirektor.

Sicher, man könnte den Nachruf über den langjährigen Sulzbacher Kulturamtsleiter auch mit Worten über einen unglaublichen Sturkopf einleiten, der sich – meist erfolgreich  – gegen fast jeden durchsetzte, wenn es denn um die Kultur ging. Manchen wohl auch zur Weißglut trieb. Doch für die Kultur waren es goldene Jahre von 1978 bis 2007 in Sulzbach.

Dass etwa die alte Bergbau-Stadt heute noch ihr Wahrzeichen hat, das historische Salzbrunnen-Ensemble nämlich, ist wesentlich ihm zu verdanken. Staerk machte sich stark dafür (wo passte das Wortspiel besser), dass keine Planierraupe anrückte, um Platz zu machen für ein Parkhaus. Heute ist das Ensemble der Stolz der Sulzbacher.

  Dem promovierten Historiker war dieser Einsatz selbstverständlich. Der gebürtige Saarbrücker  („Ich bin e Mòòlschder Doodschläer“, sagte er gern) wusste einfach, wie bedeutsam Heimatgeschichte für Menschen sein kann. Ob nun Stein auf Stein gebaut oder aufgeschrieben. Große Orts-Chroniken über Quierschied und Sulzbach hat Staerk mit verfasst, kiloschwere Brocken, die nach wie vor ein Fundus der Regionalgeschichte sind. Bleibende Werte. Sein Saarland-Buch hat sogar ein halbes Dutzend Auflagen geschafft.

Staerk, der auch Germanistik und Geographie studiert hat, organisierte Veranstaltungen, Ausstellungen und Lesungen, stürzte sich überdies in diverse Ehrenämter, engagierte sich etwa im Präsidium des Bundes Deutscher Amateurtheater und wälzte  bis in die Nacht hinein in seiner mit über 7000 Büchern bestückten Saarbrücker Wohnung Bände, schrieb Aufsätze und an Stücken. Beruf, Berufung und Privates wurden da eins. Nicht jeder seiner Mitstreiter konnte und wollte dieses Tempo mitgehen. Und auch er selbst musste in den letzten Jahren diesem ständigen Parforceritt Tribut zollen.

Lohn freilich war, das Sulzbach kulturell glänzte: Mit den Amateurtheatertagen, zu denen Staerk in den 1990ern Ensembles aus halb Europa holte; das spornte dann auch hiesige Bühnenfans zu Höchstleistungen an. Über 160 Ausstellungen für Fotografie und Bildende Kunst hat er zudem organisiert, zig Lesungen veranstaltet. Da brachte Dieter Staerk auch manchmal Autoren zusammen, die partout nicht zusammen passten. Aber er hatte auch dieses Gespür für Talente. Eine gewisse Deana Zinß­meister las schon bei ihm, als noch niemand in ihr die Bestsellerautorin erahnte. Viele hat er so gefördert.

Nichts war ihm aber so Herzenssache wie das (Amateur-)Theater, vor allem seine „gruppe 63“ mit ihrem „Tempel“ (eine ehemalige Leichenhalle) am Echelmeyerpark. Zu Beginn selbst Akteur, dann als Regisseur, als Dramaturg, als Organisator adelte er das vermeintliche Laienspiel. Auch das große Welttheater traute er sich, traute er seinen Mitspielern zu. Wen überrascht es da noch, dass zum Beispiel auch der heutige Berliner „Tatort“-Kommissar Mark Waschke als Steppke in der „gruppe 63“ spielte. Auch der heutige Sulzbacher Bürgermeister Michael Adam (CDU) hat als 63er viel für das Schauspiel Politik gelernt. „Dr. Dieter Staerk prägte das kulturelle Leben mit seinem Engagement wesentlich, nicht nur in Sulzbach, sondern weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus. Seine besondere Leidenschaft galt beruflich wie auch privat der Historie und dem Theater“, würdigt Adam nun seinen Regisseur von einst. 

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort