Absage im Sulzbacher Kellertheater „Streichquartett“ wurde gestrichen

Sulzbach · Das Sulzbacher Kellertheater, eine ambitionierte Laienbühne, hat viel Energie in die Proben für den Einakter „Streichquartett“ gesteckt. Doch der Name des Stücks ist zu einem bösen Omen geworden.

 Leo Klein, Markus Wantz, Andreas Salm und Peter Neu (von links) bei der Probenarbeit. Auch sie sind traurig, dass sie ihr Können nicht dem Publikum präsentieren können.

Leo Klein, Markus Wantz, Andreas Salm und Peter Neu (von links) bei der Probenarbeit. Auch sie sind traurig, dass sie ihr Können nicht dem Publikum präsentieren können.

Foto: Petra Pabst

„Kennen Sie dieses Cello?“ „Nein, nie gesehen.“ „Aber das ist doch Ihr Instrument.“ Wenn vier unmusikalische Angestellte bei der Abendgesellschaft ihres Chefs ein Streichquartett spielen müssen, obwohl keiner von ihnen einen Ton spielen kann, sind die Verwicklungen beträchtlich. Ob sie ihren Chef zufriedenzustellen oder ob sie gefeuert werden: Das sollte das Publikum des Sulzbacher Kellertheaters Anfang Dezember in den Aufführungen der Kultkomödie „Streichquartett“ des ungarischen Autors Szöke Szakall erfahren.

 Darsteller des Sulzbacher Kellertheaters bei den Proben für den Einakter  „Streichquartett“. Ob die Gste des Firmendirektors zu einem Hörgenuss kommen werden? Das Publikum muss sich noch  gedulden, um das zu erfahren. Die Aufführungen im Dezember 2021 wurden wegen Corona abgesagt.

Darsteller des Sulzbacher Kellertheaters bei den Proben für den Einakter  „Streichquartett“. Ob die Gste des Firmendirektors zu einem Hörgenuss kommen werden? Das Publikum muss sich noch  gedulden, um das zu erfahren. Die Aufführungen im Dezember 2021 wurden wegen Corona abgesagt.

Foto: Petra Pabst

Viele Freunde des Sulzbacher Ensembles hatten sich bei der Ankündigung Anfang November verwundert gefragt: „Streichquartett? Stand nicht ursprünglich ein anderes Stück auf dem Spielplan?“ „Das ist richtig“, bestätigt ein Sprecher der Theatertruppe. „Aber die Unwägbarkeiten der Pandemie hatten uns dazu veranlasst, das ursprünglich geplante Jerry-Cotton-Stück zu verschieben“, erklärt der Sprecher der SZ. Jerry Cotton hätte im Frühjahr 2020 Premiere gefeiert, wenn nicht die Corona-Pandemie die Kulturlandschaft und damit auch das Sulzbacher Kellertheater ausgebremst hätte. Die Plakate hingen schon seit Wochen, Vorstellungen waren ausverkauft. Doch zwei Tage vor der ersten Vorstellung kam der Lockdown.

Aber: „Kein Virus wird Jerry Cotton aufhalten – er wird wieder auftauchen, nach welcher Welle auch immer!“, lautete das Corona-trotzende Versprechen der Mitwirkenden. Bis dahin wollten sie dennoch mit dem Einakter „Streichquartett“ gut unterhalten. Aber es kam erneut anders – und man fühlt sich wie in einem schlechten Déja vù. Kaum 20 Tage hat es gedauert, da hatte das Virus schon wieder alle Pläne über den Haufen geworfen. Aus den geplanten Terminen Anfang Dezember wird nichts. Kurz vor den Aufführungen nächste Woche war wieder eine „Vollbremsung“ nötig – aus dem „Streichquartett“ wird ein „gestrichenes Quartett“. „Schon wieder müssen wir aufgrund der dramatischen Entwicklungen der letzten Tage rund um das Infektionsgeschehen unsere geplanten Vorstellungen absagen und bitten um Verständnis“, teilten die Mitwirkenden enttäuscht mit.

Dabei klappte das Stück bereits wie am Schnürchen. Die Komödie ist ein Klassiker auf deutschen Bühnen und begeisterte schon viele Fans des Sulzbacher Kellertheaters. Seit 1990 haben sie es regelmäßig auf die Bühne gebracht. Noch in der vorigen Woche besuchte die SZ eine Probe für die geplanten Vorstellungen im Dezember. Dialoge, Pointen und Timing saßen perfekt. Vier leere Stühle und Notenpulte kündigten auf der Bühne ein musikalisches Event in einem herrschaftlichen Musiksalon an.

Zur Handlung: Firmendirektor Schwarz möchte einen Hausmusik­abend veranstalten. Kurzerhand wird aus den Reihen der Angestellten ein Streichquartett zusammengestellt. Leider beherrscht keiner von ihnen ein Streichinstrument. Glücklicherweise haben sich die verdutzten „Musiker“ Ausreden ausgedacht, um kurz vor dem geplanten Auftritt unpässlich zu sein. Es wird getrickst und geschwindelt, was das Zeug hält.

Bis die Fans des Kellertheaters all das sehen dürfen, müssen sie sich noch gedulden. Aber: Sowohl das „Streichquartett“ – vielleicht im Frühjahr – als auch „Jerry Cotton jagt den New York Ripper“ würden auf der Kellertheater-Bühne aufgeführt, heißt es von der Theatertruppe.

„Da war schon sehr viel Schönes dabei“, sagte Regisseur Enrico Tinebra am Ende der Probe. Er ist seit etwa 20 Jahren beim Kellertheater aktiv. „Hoffen wir, dass es auch zu den Aufführungen kommt“, so Tinebra. Er ahnte wohl schon, was da kommen sollte. Die Darsteller seufzten besorgt. Sie alle kennen die täglich steigenden Infektionszahlen zur Genüge. Die Konsequenzen sind nur mit Humor zu ertragen. „Wer jetzt noch das Wort Absagen in den Mund nimmt, muss einen Obolus in die Vereinskasse zahlen“, rief einer und alle lachten.

Nun sind sie traurig, dass das Unsagbare eingetreten ist und die Vorstellungen tatsächlich wieder verschoben werden müssen.

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