Sulzbach legt Klimabericht vor Kommunale Treibhausgasbilanz vorgestellt: Sulzbach setzt auf Photovoltaik

Sulzbach · Der Anteil der erneuerbaren Energie beträgt in Sulzbach gerade einmal 15 Prozent. Die Dachflächen der Privathäuser sind die Schlüssel zu mehr Solarthermie für die Wärme und mehr Photovoltaik für den Strom.

Auf vielen Dächern in Sulzbach gibt es keine Photovoltaikanlagen. Das will die Stadtverwaltung ändern.

Auf vielen Dächern in Sulzbach gibt es keine Photovoltaikanlagen. Das will die Stadtverwaltung ändern.

Foto: Heiko Lehmann

Die Stadt Sulzbach kommt, was die Klimapolitik anbelangt, weiter voran. Im vergangenen Jahr wurde der Ausschuss für Versorgungssicherheit, Energievorsorge und Zukunftsmaßnahmen gebildet und bereits vor zwei Jahren mit Jan Henning ein Klimamanager eingestellt, der komplett vom Bund bezahlt wird. Henning und Mitarbeiter des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) der Hochschule Trier mit Sitz am Umwelt-Campus Birkenfeld stellten am Mittwoch den Sulzbacher Unternehmen und Bürgern das Klimakonzept und die Treibhausgas-Bilanz von Sulzbach vor.

Die ernüchternden Zahlen gab es direkt zu Beginn. Der gesamte Stromverbrauch von Sulzbach im Jahr 2020 betrug 76 680 Megawatt-Stunden. Der Anteil der erneuerbaren Energie beträgt in Sulzbach gerade einmal 15 Prozent. Im Bundesdurchschnitt sind es 45 Prozent erneuerbare Energie. Noch schlimmer sieht es beim Gesamtwärmeverbrauch von 200 440 Megawatt-Stunden aus. Hier beträgt der Anteil an erneuerbaren Energien gerade einmal zwei Prozent (Bundesdurchschnitt: 15 Prozent). „Der gesamte Energieverbrauch in Sulzbach lag im Jahr 2020 bei rund 375 000 Megawatt-Stunden. Die privaten Haushalte sind mit 46 Prozent die mit Abstand stärkste Verbrauchergruppe. Dort besteht der größte Handlungsbedarf, und dort gibt es auch das größte Potenzial“, sagt Michael Müller vom IfaS. Der Energieverbrauch der städtischen Liegenschaften liegt im Vergleich zum Gesamtverbrauch gerade einmal bei einem Prozent. Dennoch investiert die Stadt in Photovoltaik auf dem Rathausdach und den Feuerwehrgerätehäusern. Sogar Parkplätze sollen überdacht werden, damit noch mehr Flächen mit Photovoltaik versehen werden können.

„Wir wollen als Stadt eine Vorreiterrolle übernehmen, mit gutem Beispiel vorangehen und die Menschen dazu animieren, mitzumachen. Da spielt es keine Rolle, dass der Energieverbrauch der städtischen Gebäude nur ein Prozent vom Gesamtverbrauch beträgt“, sagt Bürgermeister Michael Adam (CDU). Im Klimakonzept wurden alle Möglichkeiten für erneuerbare Energien in der Stadt überprüft. Windkraft wäre in einem Waldstück möglich, aber „hierbei handelt es sich um einen sogenannten historischen Wald, in dem das Aufstellen von Windrädern verboten ist“, sagt Jan Henning. Er hat aber eine Grünfläche in der Nähe des TÜV-Saarland und der Autobahn als Potenzialfläche für Photovoltaik ausgemacht. „Hier könnte eine Anlage entstehen, die ein Megawatt Strom liefert. Das wäre der jährliche Verbrauch von etwa 2800 Haushalten in Sulzbach. Die Fläche gehört dem Saarforst und der wusste gar nicht, dass dies dort möglich ist. Der Saarforst hat aber Interesse.“

Auch Wasserkraft (keine geeigneten Gewässer) und Biomasse (so gut wie keine Landwirtschaft) scheiden in Sulzbach aus. Das größte Einsparpotenzial liegt bei den Privathäusern. Wie das IfaS mitteilte, sind in Sulzbach doppelt so viele Gebäude vor dem Jahr 1918 gebaut worden wie im Bundesdurchschnitt. 94 Prozent aller Wohngebäude sind älter als 30 Jahre. „1850 Gebäude sind ohne Dämmung der obersten Geschossdecke und 2640 Gebäude ohne Dämmung der Kellerdecke. Hier liegt ein Einsparpotenzial bis zum Jahr 2050 bei etwa 15 000 Megawatt-Stunden pro Jahr. Das entspricht etwa 1,5 Millionen Liter Heizöl“, so Michael Müller.

Öl und Gas sind für 99 Prozent der Wärmeversorgung der Privathäuser in Sulzbach zuständig. Holz, Umweltwärme und Solarthermie bringen es zusammen nur auf ein Prozent. Die Dachflächen der Privathäuser sind die Schlüssel für mehr Solarthermie für die Wärme und mehr Photovoltaik für den Strom. Viele Bürger sind bereit, Solar oder Photovoltaik auf ihren Dächern zu installieren, um auch den eigenen Strombedarf zu decken und somit Geld zu sparen. Das Problem scheint das „Wie“ zu sein. Welche Dachdecker machen das? Welche Elektriker sind geeignet? Wie läuft so etwas überhaupt ab? Das sind die wichtigsten Fragen der Bürger, von denen sehr viele überhaupt keine Ahnung von einer solchen Installation haben.

„Wir sind dabei, ein Programm zu entwickeln, wie wir den Bürgern helfen können. Auch Bürger mit einem sehr geringen Stromverbrauch könnten ihre Dachflächen zur Verfügung stellen. Die Stadtwerke würden eine Photovoltaik-Anlage installieren und die Bürger würden dafür eine Miete kassieren. Wir sind in den Planungen, bei denen es aber auch sehr viele rechtliche Hürden zu meistern gilt“, betonte Bürgermeister Adam.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort