Stephan Kunz will Rathaus-Chef werdenGabriele Paulis Mini-Gastspiel in der Vopeliusstraße

Sulzbach. Als die Pestalozzischule in Neuweiler geschlossen wurde, war Stephan Kunz hellauf empört. "Damals stand ich vor der Frage, entweder nicht mehr wählen zu gehen oder selbst in der Politik mitzumachen", erinnert er sich. Der Diplom-Kaufmann und Steuerberater entschied sich für Letzteres

Sulzbach. Als die Pestalozzischule in Neuweiler geschlossen wurde, war Stephan Kunz hellauf empört. "Damals stand ich vor der Frage, entweder nicht mehr wählen zu gehen oder selbst in der Politik mitzumachen", erinnert er sich. Der Diplom-Kaufmann und Steuerberater entschied sich für Letzteres. Und so war die "Rasenmäher-Methode des damaligen CDU-Kultusministers Jürgen Schreier", wie Kunz es nennt, die Initialzündung für eine politische Laufbahn, die auf dem Chefsessel im Sulzbacher Rathaus enden könnte. Denn Stephan Kunz tritt für die Freien Wähler als Kandidat bei der Bürgermeisterwahl am 27. September an. Das gab er gestern bei einem Besuch in der Sulzbacher SZ-Redaktion bekannt.Als "unverbraucht", ausgestattet mit "vernünftigem wirtschaftlichem Verstand" und "verantwortungsbewusst" - so beschreibt Kunz sich selbst. In grauer Vorzeit sei er mal in der Jungen Union in Bischmisheim gewesen - "eine Jugendsünde", blickt der 45-Jährige zurück. "Es war aber nur ein kurzes Gastspiel", sagt er. Jeder habe da nur an seinen eigenen Vorteil gedacht. Das missfiel ihm. Seit knapp zwei Jahren ist Stephan Kunz bei den Sulzbacher Freien Wählern engagiert. "Der Vorsitzende Bernd Schlachter hat mich umgarnt", erklärt er schmunzelnd. Und wie kam es zur Kandidatur? "Ich habe mich da nicht aufgedrängt", verrät Kunz. "Wir haben ihn einfach gefragt, und nach einer Bedenkzeit von einer Woche hat er zugesagt", sagt der Vorsitzende. "Mit 45 Jahren ist er ein junger Mann im Gegensatz zu uns", so Schlachter mit Blick auf sich und seinen Kollegen Hermann Kreis. Außerdem bringe Kunz mit seiner Berufsausbildung die besten Voraussetzungen mit für den Job als Bürgermeister. Kreis rechnet damit, dass die Sulzbacher SPD Karl-Heinz Christmann ins Rennen schicken wird. Er verspricht ihm und dem CDU-Kandidaten Michael Adam einen heißen Wahlkampf. Schlachter sieht sehr gute Chancen für Kunz. Schlachters Rechnung: "Er kommt in die Stichwahl und gewinnt dann." Und was will Kunz als Bürgermeister anders machen? "Ich bin schon mal kein Parteifunktionär", schickt er voraus. Er stehe für mehr Transparenz in der Verwaltung, für nachvollziehbare Gebührenkalkulationen. Ansonsten stünden bei ihm auch die Themen Sauberkeit, Schwerlastverkehr und Verbesserung der Parkmöglichkeiten auf seiner Agenda. Sulzbach. Keine Schaulustigen, kein dicker Blumenstrauß, keine staatstragenden Worte: Die Atmosphäre war nüchtern-nett, als Gabriele Pauli - "Grüß Gott" - gestern um 11.15 Uhr in der Sulzbacher Vopeliusstraße 4 a elegant aus dem Auto von Prof. Bernd Richter stieg. Glamour-Faktor? Zwei minus bis Drei plus, um's mal in Schulnoten auszudrücken. Wenngleich die Herren sich einig sind, dass die Frau optisch was dahermacht. Ja, hat man denn schon vergessen, dass die heute 51-Jährige den ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber als Landrätin in Fürth das Fürchten lehrte? Und dass sie mal atem(be)raubende Fotos in einem Hochglanzmagazin ablieferte - mit Latexhandschuhen und so? Alles Schnee von anno Tobak. Die CSU hat sie weit hinter sich gelassen. Heute ist sie die Spitzenkandidatin der Freien Wähler für die Europawahl. Bernd Richter, der Spitzenkandidat der Freien Wähler (FW) für die Landtagswahl, wiederum geleitete sie galant vom Auto zur kleinen Sulzbacher Geschäftsstelle mit den vielen Wahlplakaten. "Sparen? An Berufspolitikern!" steht auf einem der Poster. Die Kandidatin - am Mittwochabend aus München mit dem Flugzeug angereist - nächtigte im Hotel Europa in Saarlouis, ehe sie am Morgen nach Sulzbach aufbrach. Empfangen wurde sie von Stephan Kunz, frisch gekürter FW-Kandidat für die Bürgermeisterwahl, sowie von den Stadtratsmitgliedern Bernd Schlachter und Hermann Kreis. "Dòòher oder dòòher" gab Kreis mit ausgebreiteten Armen der versammelten FW-Mannschaft, ein paar Pressefotografen und nicht zuletzt dem weiblichen Ehrengast zu verstehen, dass für jeden genug Platz am großen Tisch vorhanden sei. Um gleich darauf Gabriele Pauli mit Zahlen in die regionale Materie einzuführen: 1600 FW-Mitglieder im Saarland, zurzeit in 19 Kommunalparlamenten mit 62 Abgeordneten vertreten. Und: "Wir treten bei der Kommunalwahl in 31 Städten und Gemeinden an." Einen Tag lang weilte die aus Schweich stammende Politikerin im Saarland. Ein Parforceritt durch einige Kommunen stand ihr bevor. Und so war sie auch nur knapp zehn Minuten in Sulzbach. Als Einstieg, sozusagen. "Frau Pauli sorgt für frischen Wind", ließ Bernd Richter noch flugs wissen, ehe der attraktive Gast ein paar Worte verlor - über die Chancen der Freien Wähler bei dem, was da alles an Wahlen ansteht und - über Beleuchtungsmittel. "Wir haben was Besseres zu tun, als Glühbirnen auszutauschen", ließ sie einen kleinen Seitenhieb los aufs Polit-Hühnerklein in Zeiten ausgewachsener Wirtschaftskrisen. Sprach's und setzte sich wieder in den Mercedes-Kombi von Bernd Richter ("Der Herr Professor fährt recht flott"). Und schon war sie weg. mh

Zur PersonStephan Kunz kam am 3. März 1964 in Saarbrücken zur Welt. Nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium und dem BWL-Studium an der Saar-Uni zog es ihn nach Köln. Dort arbeitete er in der Konzernsteuerabteilung einer Baufirma und bei einem Beratungsunternehmen, ehe er 2001 bei einem Steuerberater in St. Arnual anheuerte. Im April 2002 machte er sich als Steuerberater in Neuweiler selbstständig. Dort lebt Kunz auch mit Frau Marion und den Kindern Peter und Anne. me/ll

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