Stadt setzt umstrittene FristBei Familie Finkler in Schnappach stinkt's noch immer

Sulzbach. Nach den Sommerferien bekommen rund 1600 Sulzbacher Hausbesitzer, die noch eine Klärgrube auf ihrem Grundstück haben, einen Brief von der Stadt. Darin werden sie aufgefordert, ihre Hausklärgruben auf eigene Kosten bis spätestens 30. Juni 2010 mit dem Abwasserkanal kurzzuschließen

Sulzbach. Nach den Sommerferien bekommen rund 1600 Sulzbacher Hausbesitzer, die noch eine Klärgrube auf ihrem Grundstück haben, einen Brief von der Stadt. Darin werden sie aufgefordert, ihre Hausklärgruben auf eigene Kosten bis spätestens 30. Juni 2010 mit dem Abwasserkanal kurzzuschließen. Zur Begründung heißt es: Der Bau des Hauptsammlers zur Kläranlage Jägersfreude sei abgeschlossen, und der Sammler des Entsorgungsverbandes Saar sei in Betrieb gegangen. Somit sei die Vorbehandlung der häuslichen Abwässer in Hausklärgruben im gesamten Gebiet der Stadt nicht mehr zulässig. In der jüngsten Stadtratssitzung teilte Bürgermeister Hans-Werner Zimmer (SPD) mit, dass er zu dem Thema eine Informationsveranstaltung mit dem Verein Haus&Grund in Sulzbach plane. Hermann Kreis, umweltpolitischer Sprecher der Sulzbacher Freien Wähler, kritisierte die Zwei-Jahres-Frist. Sie sei für viele Hausbesitzer zu kurz angesetzt. Kreis plädierte dafür, die Frist auf vier Jahre zu verlängern. In dieser Zeit hätten die Bürger die Möglichkeit, Geld für die Arbeiten zu sparen. Je nach Lage der Klärgruben könne das Kurzschließen mehrere tausend Euro kosten, erläuterte Kreis. Außerdem sollte die Stadt erst das Kanalnetz überprüfen, bevor sie alle Besitzer von Klärgruben auffordere, diese abzuklemmen. Es sei fraglich, ob die Kanäle in der Lage sind, alle Fäkalien überhaupt aufnehmen zu können. Nach Angaben von Kreis hat der Zentrale Kommunale Entsorgungsbetrieb (ZKE) den Bürgern in Dudweiler für das Kurzschließen der Klärgruben eine Frist vom vier Jahren gesetzt. Die Stadt Sulzbach sehe zurzeit keine Gründe, die Frist weiter nach hinten zu verschieben, machte Verwaltungschef Zimmer deutlich. Eine Nachfrage der Saarbrücker Zeitung bei den drei anderen Fraktionen im Sulzbacher Stadtrat ergab jedoch, dass diese durchaus bereit wären, die Frist zu verlängern. So erklärten Michael Adam (CDU) und Gabriele Gandner (SPD) übereinstimmend: "Wir können uns eine Verlängerung auf vier Jahre vorstellen, wenn dies gegen keine gesetzliche Regelung verstößt." Dies müsse vor einer Fristverlängerung erst überprüft werden. FDP-Mann Dr. Wolfram Brokate (Foto: Uli Barbian) ist überzeugt, dass es in der "Sulzbacher Unterwelt", also dem Kanalnetz, viele Probleme gibt. Die Kanäle müssten erst genau untersucht werden. Auch die FDP, so Brokate, halte eine Frist von vier Jahren für angebracht. "Mit der Zwei-Jahres-Frist wird unnötig Druck auf die Besitzer von Klärgruben ausgeübt", meint Brokate. Schnappach. Am 20. Mai berichtete die Saarbrücker Zeitung von Problemen der Eheleute Sabine und Manfred Finkler im Schürer Weg in Schnappach. Über deren Grundstück verlaufen zwei Abwässerkanäle. Zudem sind zwei Schächte direkt am Haus. Und seit Nachbarn ihre Hausklärgruben kurzgeschlossen haben, sammeln sich die Fäkalien in den beiden Schächten. Wenn nicht genügend Wasser kommt und es längere Zeit warm ist, stinkt's bei den Finklers. Vergangene Woche nun hat die Sulzbacher Kommunale Dienstleistungsgesellschaft KDI, sie kümmert sich im Auftrag des städtischen Entwässerungsbetriebes um die Klärgruben, den alten Kanaldeckel vor der Garage durch einen neuen, vakuumdichten Deckel ersetzt. Nach Angaben von Manfred Finkler hat sich die Situation dadurch aber nicht verbessert. Er sagt: "Es stinkt weiterhin bei uns am Haus." ll

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