Sie fühlen sich brutal im Stich gelassen

Altenwald. Am Freitagmorgen ging in der Sulzbacher Lokalredaktion unserer Zeitung ein Hilferuf von Carsten Bach, 36, ein. Er wohnt mit Frau Anke und Tochter Angelina in der Moorbachstraße in Altenwald. "Sie sind unsere letzte Hoffnung. Berichten Sie bitte über unsere Situation, damit endlich etwas passiert", schrieb er in seiner E-Mail. Seit der Hochwasserkatastrophe vom 3

Altenwald. Am Freitagmorgen ging in der Sulzbacher Lokalredaktion unserer Zeitung ein Hilferuf von Carsten Bach, 36, ein. Er wohnt mit Frau Anke und Tochter Angelina in der Moorbachstraße in Altenwald. "Sie sind unsere letzte Hoffnung. Berichten Sie bitte über unsere Situation, damit endlich etwas passiert", schrieb er in seiner E-Mail. Seit der Hochwasserkatastrophe vom 3. Juli ist in der idyllischen Straße mit nur vier Wohnhäusern nichts mehr wie es mal war. Die sintflutartigen Regenfälle machten aus dem harmlosen Moorbach einen reißenden Fluss, der alle Keller der vier Häuser und auch Wohnungen unter Wasser setzte. Alle Heizungen gingen kaputt, Öltanks liefen aus. Übel riecht es heute noch. Immer wenn am Himmel dunkle Wolken auftauchen, bekommen die Bewohner Nervenflattern. So war es auch am Donnerstagabend, als wieder ein Unwetter über Sulzbach niederging. "Gott sei Dank dauerte das Ganze nur wenige Minuten. Hätte es noch eine Viertelstunde weiter geregnet, dann wäre der Moorbach wieder übergelaufen und unsere Keller hätten erneut unter Wasser gestanden", sagt Carsten Bach. Alle in der Straße fühlen sich im Stich gelassen. Vor allem kritisieren sie, dass am Bachlauf nichts passiert. Denn der verdreckte und zugewachsene Moorbach war ihrer Meinung nach mit verantwortlich für die Katastrophe vom 3. Juli. Immer wieder sei das Gitter im Röchling Park, wo der Bach unter der Erde verschwindet, verstopft. Das Gitter sei zwar bisher schon einige Male gereinigt worden, aber immer wieder setze sich dort Dreck und Unrat ab. "Der Bachlauf müsste mal komplett gesäubert werden", empfiehlt Carsten Bach. Bei jedem größeren Regen würde wieder alles vom Ufer weggeschwemmt und verstopfe dann das Gitter, kritisieren Ramon Wahlen und seine Frau Gerlinde. Sie wohnen in Haus Nummer 4, sind die Vermieter der Familie Bach. Beim halbstündigen Platzregen am Donnerstag habe sich das Wasser wieder zurückgestaut. Da hätten nur noch wenige Zentimeter gefehlt, und der Bach wäre wieder übergelaufen. "Wir sind der Kommunalen Dienstleistungsgesellschaft KDI sehr dankbar, dass sie uns Container und Trocknungsgeräte kostenlos zur Verfügung gestellt hat, aber mit dem Bachlauf muss etwas passieren", sagt Carsten Bach. Und auch etwas mehr Anteilnahme an ihrem Schicksal hätten sich die Bewohner gewünscht. "Nachdem wir auf unsere Probleme aufmerksam gemacht haben, waren sie alle mal da. Danach haben wir aber nichts mehr von ihnen gehört", sagt Josie Pupo, die jeden Tag zu ihrer Mutter Rosa Candoloro kommt. Sie wohnt in Haus Nummer 1. Besonders hart getroffen hat es die 24-jährige Jennifer Scherer. Sie wohnt mit ihrer Mutter Ilona im Haus Nummer 3. Jennifer kann ihre Wohnung - sie ist im Erdgeschoss - nicht mehr nutzen. Sie stand mehrere Zentimeter unter Wasser. Alles wurde zerstört. Alle Möbel hat sie auf den Müll geschmissen. Im Keller lief Öl aus. Jetzt muss alles raus - Decke, Wände und Böden. Aber noch müssen die Trocknungsgeräte einige Tage laufen. Sulzbachs Bürgermeister Hans-Werner Zimmer kann die Ängste der Bewohner in der Moorbachstraße nachvollziehen. Der Rathaus-Chef sagt aber: "Wir lassen das Gitter und den Bach jetzt regelmäßig sauber machen." Am Freitag versprach er, dass er jetzt mit Umweltexperten über die Situation des Moorbaches sprechen werde.

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