Dreharbeiten in Klinik im Warndt Schnappacher erobert die Welt des Films

Großrosseln/Schnappach · Sebastian Pink hat mit kurzen Werken großes Aufsehen erregt. Jetzt laufen die Dreharbeiten für das nächste Werk des begabten Filmers. Womöglich ziert schon bald die nächste Auszeichnung Pinks Biografie.

 Dreh mit „Komapatient“ Leon für Sebastian Pinks Kurzfilm „Miracle for Christmas“.

Dreh mit „Komapatient“ Leon für Sebastian Pinks Kurzfilm „Miracle for Christmas“.

Foto: Stefan Bohlander

Drei Kurzfilme in einem Jahr zu drehen, ist eine ordentliche Leistung. Wenn zudem zwei davon bald 80 Preise bei Filmfestivals rund um den Globus abräumen, erklärt sich die gute Laune am Sonntagmittag fast von selbst.

Filmemacher Sebastian Pink aus Schnappach dreht mit seinem Team gerade in der Cura-Med Süd-Warndt Klinik in Großrosseln. Es ist nun das besagte dritte Werk und trägt den Titel „Miracle for Christmas“. Es ist ein Familienfilm, und passenderweise spielen seine beiden Söhne mit.

Leon, der Ältere der beiden, liegt gerade in einem Zimmer auf Station 12 im Koma – natürlich nur für den Film. „Das ist voll gemütlich“, sagt er lachend und spekuliert bereits darüber, ob er für den Rest der Dreharbeiten einfach hier liegen bleiben soll. Er spielt Nils Wagner und wurde von einem Auto angefahren. Das wiederum geht auf seinen Vater (in echt wie im Film) Sebastian Pink zurück. Der hat nämlich seine Filmfrau Sarah betrogen. Das bekommt diese durch eine SMS heraus. Sie stellt ihren Mann zur Rede und will die Scheidung.

Völlig aufgelöst rennt Filmsohn Nils aus dem Haus und wird von einem Pkw erwischt. Seine Mutter wird dargestellt von Alica Hubiak. Die 34-Jährige dürfte einem größeren Publikum durch ihre Rolle in der RTL-Serie „Unter Uns“ bekannt sein, wo sie 2020 zur Stammbesetzung gehörte.

„Noch bin ich tiefenentspannt“, sagt sie. Doch die Anspannung wächst minütlich, da gleich die erste Szene des Tages gedreht wird und sie immer mehr in die Konzentration geht. Sie sitzt im Wartezimmer und wartet auf den Chefarzt, der ihr Neuigkeiten über Filmsohn Nils bringen soll.

Aus Köln kam sie her, wie sie zwischendurch erzählt, hat dafür rund drei Stunden gebraucht und übernachtet in einem Hotel, da sie bereits am ersten Drehtag am Start war, also am Samstag. Sie erwähnt auch, dass zu einem Dreh ja auch eine Menge Vorbereitungszeit gehöre, etwa das Anlegen eines Rollenprofils oder die Kommunikation via Mail und Telefon.

Am Sonntag trifft auch Dirk „Raven“ Rabe ein. Er ist als Schauspieler Quereinsteiger, wie er erzählt. Er lacht dabei. Er war unter anderem bereits in „Alarm für Cobra 11“ und „Ein Fall für zwei“ zu sehen, fast immer als Bösewicht, wie er erzählt. Daher habe er das Angebot sehr gern angenommen, auch mal einen netten Charakter darzustellen. „Man wird ja auch nicht jünger“, sagt Dirk Rabe und lacht. Er spielt den Chefarzt Dr. Heiko Gerke. Der Mediziner bringt Alica Hubiak einen Kaffee und redet ihr dabei ins Gewissen, sie möge ihrem Noch-Ehemann Michael (Sebastian Pink) doch die Chance geben, den Sohn auch im Krankenhaus zu besuchen.

Zwischen den Aufnahmen zeigt der durchtrainierte Kampfsportler immer gern seinen beeindruckenden Bizeps. Ihre Texte bringen sie reibungslos und emotional aufgeladen in die Kamera. Danach heißt es: „Habt ihr Ängste, Sorgen. Nöte?“ Die Worte spricht Nico Martinelli, der Regie führt, immer in Absprache mit Sebastian Pink, der das Drehbuch verfasst hat und auch alle Szenen im Kopf hat.

Das etwa einminütige Gespräch wird aus mehreren Perspektiven aufgezeichnet, in de Totalen, aber auch in Nahaufnahmen, damit Martinelli später im Schnitt Material zum Variieren hat. Zudem versucht er, Szenen, die am selben Ort spielen, auch direkt nacheinander zu drehen, damit zum Beispiel das Licht nicht jedes Mal auf- und abgebaut werden muss. Falls doch, geht ihm Assistent Steven Franz zur Hand.

Nico Martinelli hat mit Sebastian Pink bereits bei dessen zweitem Film „The Way Home“ zusammengearbeitet, wie er erzählt. Er versucht immer, die Nerven zu behalten, was an langen Drehtagen durchaus mal eine Herausforderung sein kann. Neben solchen Projekten drehe er mit seinem Unternehmen Brandmovie.de vor allem Werbefilme, Imagefilme, Drohnenaufnahmen und alles Sonstige, was die Mediengestaltung hergibt.

Für „The Way Home“ wurden Pink und er unter anderem für den besten Schnitt beim Cine Paris Film Festival ausgezeichnet, wie er stolz berichtet. Der rund siebenminütige Spannungsfilm hat bereits mehr als 40 Preise erhalten, weswegen Pink ihn früher als gedacht aus dem Wettbewerbszyklus herausnimmt, wie der Filmemacher erzählt.

Unter anderem war er siegreich in der Kategorie „Thriller“ bei den Vegas Movie Awards und dem Diamond Bell International Film Festival in Malaysia. Wohlgemerkt wurde „The Way Home“ erst Ende vergangenen Jahres fertiggestellt und in die Wettbewerbe geschickt. Schon Pinks Debüt, das etwa fünfzehnminütige Drama „Memories“, räumte ordentlich ab.

Für beide Streifen erhielt er unter anderem Auszeichnungen als „Bester Darsteller“. Er ist mächtig stolz darauf, doch auch nun beim dritten Streich hochkonzentriert zu Gange. Immer zeigt er sich ansprechbar, arbeitet lösungsorientiert an der bestmöglichen Reihenfolge der zu drehenden Szenen, organisiert zwischendurch, was zu organisieren ist, und hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen.

Doch auch streng kann er sein, etwa, wenn es gilt, ruhig zu sein, da gerade gedreht wird. „Nachher werde ich vom Pink sogar verprügelt“, sagt Peter Baltes lachend. Er ist im Film mit ein Grund, weswegen es zur Trennung des Paars kommt, wie eingangs beschrieben.

Er stand mit dem und für den Filmemacher bereits für „Memories“ vor der Kamera. Wenn er dies nicht macht, ist er gern gesehener Statist beim Saarländischen Staatstheater.

Wurde am ersten Drehtag am Samstag noch in einem Privathaus gedreht, so konnte Pink für den Sonntag die Cura-Med Süd-Warndt Klinik GmbH für sein Vorhaben gewinnen, nachdem einige andere Kliniken abgesagt oder sich gar nicht erst zurückgemeldet hatten. Station 12 der Fachklinik für Beatmungsmedizin und Weaning (Beatmungsentwöhnung; Anm. d. Red.) hat derzeit keine Patienten, weswegen man dies realisieren konnte.

 Die Schauspieler Dirk Rabe und Alica Hubiak mit Paul (Bildmitte), Sohn von Filmemacher Sebastian Pink.

Die Schauspieler Dirk Rabe und Alica Hubiak mit Paul (Bildmitte), Sohn von Filmemacher Sebastian Pink.

Foto: Stefan Bohlander

Man habe sich zu einem etwa einstündigen Rundgang getroffen, „da war es schnell klar, dass es der perfekte Drehort ist“, erklärt Geschäftsführerin Susanne Schmidt.

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