Hohe Nachfrage von Studenten und Flüchtlingen Saarbrücken hat die höchsten Mieten

Saarbrücken/Sulzbach · Die Mieten im ganzen Saarland haben sich verteuert. Vor allem Studenten und Flüchtlinge suchen eine bezahlbare Bleibe. Am stärksten sind die Kaltmieten in Sulzbach gestiegen, und das gleich um 25 Prozent.

 Gerade Studenten mit kleinem Geldbeutel sind auf billige Wohnungen angewiesen.

Gerade Studenten mit kleinem Geldbeutel sind auf billige Wohnungen angewiesen.

Foto: dpa/Marijan Murat

Die Wohnungsmieten im Saarland sind im vergangenen Jahr um durchschnittlich 8,5 Prozent gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Immobilienpreisspiegel hervor, den der Immobilienverband IVD West herausgegeben hat. Dabei wurde die Preisentwicklung in 14 saarländischen Kommunen untersucht. Am stärksten sind die Kaltmieten in Sulzbach gestiegen, und das gleich um 25 Prozent (wir berichteten). Ralph Raue vom IVD West erklärt das „mit der hohen Nachfrage von Studenten und Flüchtlingen“.

Nachdem es in Saarbrücken kaum noch bezahlbare Wohnungen gebe, würden viele Studenten nach Dudweiler und Sulzbach ausweichen. Aber auch Neunkirchen und St. Wendel verzeichneten zweistellige Zuwachsraten bei den Kaltmieten. Helmut Petsch, Vorsitzender des Rings Deutscher Makler im Saarland, sieht seinerseits „eine große Nachfrage im unteren Preissegment“ in Sulzbach wie in Saarbrücken. Ob das im Wesentlichen auf Studenten zurückgehe, stelle er jedoch infrage. Für Studenten seien bei der Wohnungssuche kurze Wege zur Uni sowie ein schneller Internetzugang wichtige Kriterien.

Die genaue Zahl der Studenten in Sulzbach kann nach Angaben der Stadt nicht ermittelt werden, da der Status nicht im Meldeprogramm hinterlegt ist. Die Zahl der Flüchtlinge lässt sich dagegen angeben: „In den von der Stadt angemieteten Wohnungen sind insgesamt 147 Flüchtlinge untergebracht. Die Flüchtlinge, die privaten Wohnraum in Sulzbach beanspruchen, werden in diesem Status ebenfalls nicht erfasst“, teilt die Stadt Sulzbach auf Anfrage mit. Die Stadt Sulzbach hat derzeit 37 Wohnungen angemietet, in denen Flüchtlinge und Obdachlose untergebracht werden. Unter den 37 Objekten ist das ehemalige Hotel „Kirner Eck“, in dem derzeit 31 Personen leben. Die übrigen „Sozialwohnungen“ wurden schon vor Jahren durch Verkauf privatisiert. Die Stadt verfüge ansonsten über keine Sozialwohnungen.

Mit elf Euro pro Quadratmeter Wohnfläche müssen die Saarländer in der Landeshauptstadt für gut gelegene Wohnungen rechnen. In Saarbrücken fiel der Mietanstieg nach Angaben des IVD West mit einem durchschnittlichen Plus von 2,3 Prozent deutlich geringer als in den Vorjahren aus. Mietpreissenkungen jedoch waren nirgendwo festzustellen. Bei neun Euro liegen die Mieten in vergleichbaren Lagen in Homburg, bei acht Euro in Dudweiler und St. Ingbert. In Saarlouis‘ guten Lagen steigt die Kaltmiete mit 9,50 Euro leicht (zum Vorjahr plus sechs Prozent).

Einen amtlichen Mietpreisspiegel, wie ihn Paragraf 558 des Bürgerlichen Gesetzbuches ermöglicht, gibt es für Saarbrücken nach Angaben der Landeshauptstadt nicht und wird es wohl auch so schnell nicht geben, teilte Stadtpressesprecher Thomas Blug auf Anfrage mit. Der Gesetzgeber stellt es den Kommunen frei, einen Mietspiegel zu erstellen. Blug: „Wir planen derzeit nicht, einen Mietspiegel zu erstellen. Dies hat mehrere Gründe. Einen qualifizierten Mietspiegel zu erstellen, ist eine freiwillige kommunale Ausgabe. Diese Aufgabe ist zudem teuer und personalintensiv. Die erstmalige Erstellung dauert gut ein bis anderthalb Jahre, danach ist eine regelmäßige Fortschreibung notwendig. Kostenschätzung für die erstmalige Erhebung: 210 000 Euro (inklusive Personalkosten, Erhebung und Auswertung). Hinzu kämen Folgekosten für die Fortschreibung.“

Zudem bezweifele die Landeshauptstadt, dass der Mietspiegel positive Auswirkungen für die Mieter in Saarbrücken hätte. „Unbestritten ist: Mietspiegel sollen und können zu mehr Markttransparenz führen und Konflikte zwischen Mietvertragsparteien schlichten. Aber: Ein Mietspiegel wirkt zunächst tendenziell Miete erhöhend, da nur Mietabschlüsse der letzten Jahre berücksichtigt werden. Gerade länger bestehende Bestandsmieten haben oft ein geringeres Mietniveau. Die größere Markttransparenz könnte demnach zur Folge haben, dass das Mietniveau laut Mietspiegel höher ist, als es in der Realität der Fall ist“, sagt Stadtpressesprecher Thomas Blug. Die Folge wäre unter Umständen, dass die Mieten stärker steigen und es zu einem verringerten Angebot an preiswertem Wohnraum kommt.

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