Rückblick Große Feste, große Bauten, großer Frust – das Jahr 2023 in Friedrichsthal, Quierschied und Sulzbach

Friedrichsthal/Quierschied/Sulzbach · 2023 gab es in Friedrichsthal, Quierschied und Sulzbach nach der Corona-Pause viele Gelegenheiten, das Beisammensein zu genießen. Doch die Niederungen des Alltags blieben der Region nicht erspart. Dauerbaustellen boten ebenso Zermürbungspotenzial wie die Kommunalpolitik.

Das Fest zum 300-jährigen Bestehen von Friedrichsthal und gleichzeitig das Glashüttenfest krönten ein Sommerwochenende.

Foto: Heiko Lehmann

Nach dem offiziellen Ende der Corona-Pandemie konnte schon zu Beginn des Jahres im Sulzbach- und Fischbachtal (Regionalverband Saarbrücken) gefeiert werden. Den Start machte das Knutfest in Göttelborn direkt zu Beginn des Jahres, ein Wettwerfen mit den Weihnachtsbäumen aus dem Vorjahr. Ansonsten gehörten der Januar und der Februar den Karnevalisten. Nach zwei Jahren Pause gab es wieder Kappensitzungen, Rathausstürme und Umzüge.

Die Stadt Sulzbach, dank der Partnerschaften mit Rémelfing und Arc-et-Senans der deutsch-französischen Freundschaft eng verbunden, erinnerte an das 60. Jubiläum des Elysée-Vertrages. Er wurde 1963 zum Fundament der deutsch-französischen Freundschaft. „Ein Jahr mit vielen Begegnungen auf über 70 Veranstaltungen mit deutsch-französischem Bezug aus den Bereichen Kultur, Politik, Wirtschaft, Sport oder Gesellschaft zeigte, wie stark unsere Verbundenheit mit unseren französischen Nachbarn ist“, blickt Bürgermeister Michael Adam (CDU) zurück.

Hunderte kamen zum Festakt und zum Finale des Chanson-Wettbewerbs „Sulzbacher Salzmühle“, oder bestaunten das Kunstprojekt „Band der Freundschaft“ von Martin Steinert. Zudem gab es in Sulzbach endlich wieder eine Kirmes.

Jubiläen in Quierschied

Auch in Quierschied gab es in diesem Jahr ein 60-jähriges Jubiläum zu feiern, die Partnerschaft mit Trieben in Österreich. Eine Delegation aus Trieben kam zu Besuch und feierte mit den Quierschiedern beim Gourmetmarkt und beim Heimatabend. „Es war wieder eine tolle Begegnung mit unseren Freunden. Bei uns gab es in diesem Jahr einige Jubiläumsfeiern. Ich denke an 125 Jahre DRK Quierschied und Kirchenchor ,Cäcilia Fischbach’, 110 Jahre SV Germania Göttelborn oder 50 Jahre Blasorchester im Musikverein Quierschied“, sagt Quierschieds Bürgermeister Lutz Maurer (parteilos).

Das größte Jubiläum gab es 2023 in Friedrichsthal. Die Stadt feierte ihr 300-jähriges Bestehen mit dem Glashüttenfest. Drei Tage lang ging auf dem Marktplatz die Post ab. „Bei diesem Fest hat wirklich alles gepasst. Die Vereine haben sich ganz toll engagiert und es kamen mehrere tausend Menschen. Sogar das Wetter hat mitgespielt. Auf die nächsten 300 Jahre“, sagt Bürgermeister Christian Jung (SPD). Wie in Quierschied und Sulzbach konnten in Friedrichsthal die Vereine wieder ohne Corona-Auflagen feiern.

Es war aber auch ein Jahr der Skandale. Die SZ veröffentlichte die Enthüllungen über den verstorbenen Friedrichsthaler Priester Edmund Dillinger. Er hat offenbar über Jahrzehnte Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht.

Brandbrief an Bundeskanzler Scholz

Zur Flüchtlingspolitik schickte Bürgermeister Christian Jung einen Brandbrief an Bundeskanzler Olaf Scholz. Jung beschwerte sich, dass bei der Unterbringung von Geflüchteten zu wenig an die Kommunen gedacht werde und viele finanzielle Fragen ungeklärt seien.

In Quierschied gab es einen Eklat im Gemeinderat. Während einer Sitzung verließen beim Tagesordnungspunkt „Mitteilungen und Anfragen“ bis auf Uwe Beyer, ein Fraktionsmitglied der Linken, alle Ratsmitglieder den Sitzungssaal. Der Grund war eine nach Ansicht der übrigen Ratsmitglieder unnötig lange Liste an Themen, die der Linken-Politiker abgehandelt haben wollte. Eine SZ-Anfrage bei der Kommunalaufsicht ergab, dass der Auszug der Politiker aus dem Sitzungssaal nicht rechtens war.

Noch mehr Aufsehen als diese Episode aus der Kommunalpolitik erregte in Quierschied die Behelfstreppe am Bahnhof – notwendig geworden für ein Brückenbau-Vorhaben. Die Konstruktion aus Holz und Stahlrohren war so groß, dass manche Quierschieder behaupteten, die Treppe sei vom Mond aus sehen. Nach mehr als einem Jahr Baustelle wurde die Brücke fertig. Allerdings ohne Fahrstuhl und damit ohne Barrierefreiheit.

Ein weiteres Brückenbau-Vorhaben, und zwar in Sulzbach, strapazierte ebenfalls die Nervenkostüme. Die Brücke auf der L126 zwischen Sulzbach und Neuweiler wurde ein dreiviertel Jahr lang repariert und war in dieser Zeit gesperrt. Um von Sulzbach nach Neuweiler zu gelangen oder umgekehrt, waren lange Umleitungen vonnöten. Der Landesbetrieb für Straßenbau verschob die Wiedereröffnung der Brücke mehrfach. Manchen wurde es zu bunt, sie schoben die Absperrungen weg, um trotzdem über die Brücke zu fahren.

Blitzer erhitzte Sulzbacher Gemüter

Auch ein Blitzer erhitzte Sulzbacher Gemüter. Bürgermeister Michael Adam (CDU) ließ ihn am Quierschieder Weg gegenüber den Schulen zur Sicherheit der Kinder installieren. Viele ärgerte das. Von „Abzocke“ war im Internet die Rede. Und schon nach wenigen Tagen war die umstrittene Tempo-Messsäule mutwillig beschädigt.

Bei den Investitionen standen Bildung und Sicherheit in den drei Kommunen obenan. „Zu den investiven Maßnahmen in der Gemeinde Quierschied in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro und dem Unterhaltungsaufwand, beispielsweise für gemeindeeigene Kindertagesstätten, Schulen und Spielplätze, kamen Mittel aus dem Vorjahr und Zuschüsse: Von den Gesamt-Investitionen in Höhe von rund einer Million Euro entfallen rund 335 000 Euro auf die Grundschule in Göttelborn, rund 415 000 Euro auf die Grundschule Lasbach in Quierschied und rund 250 000 Euro auf den Grundschul-Standort in Fischbach-Camphausen“, so Bürgermeister Lutz Maurer (parteilos). Darüber hinaus begann Quierschied mit der Erstellung eines Starkregenvorsorge-Konzeptes als Grundlage für ebenfalls geförderte Baumaßnahmen zum Schutz vor Starkregen in der Gemeinde. Ein Großprojekt, das die Umgestaltung der Ortsmitte abschließt, ist die Erneuerung des Triebener Platzes. Diese Maßnahme hat im November begonnen und soll im Juni 2024 enden.

Bei den Ausgaben für Bildung und Betreuung sind bezogen auf Sulzbach der Kitabau in Schnappach und Investitionen in die Kita Neuweiler zu nennen. „Ein weiterer Schwerpunkt lag in der Verstärkung unserer Sicherheitsarchitektur bei unserer Feuerwehr. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass es immer öfter zu Umweltkatastrophen und Starkregenereignissen kommen kann. Daher ist eine gut funktionierende Sicherheitsarchitektur mit Feuerwehr, DLRG, DRK und THW, die Hand in Hand mit der Stadt agieren, von großer Bedeutung. Um an dieser Stelle weiterhin zukunftsorientiert arbeiten zu können, wurden die Neuanschaffung einer Drehleiter und der geplante Neubau einer Fahrzeughalle in Altenwald vorangetrieben“, berichtet Sulzbachs Bürgermeister Michael Adam (CDU). Ein großes Thema in Sulzbach ist das Klima. Die Stadt und ihr Klimamanager luden deswegen zu vielen Veranstaltungen ein.

In Friedrichsthal begannen ebenfalls Projekte aus den Bereichen Bildung und Sicherheit. Wie es damit im neuen Jahr weitergeht, wird der neue Haushalt der klammen Stadt zeigen. Anders als Quierschied und Sulzbach, die ihre Haushalte bereits in diesem Jahr verabschiedeten, bearbeitet Friedrichsthal das Thema Haushalt erst im neuen Jahr.

Friedrichsthal auf erstem Platz beim Stadtradeln

Auf dem Fitness-Sektor kann Friedrichsthal sich sehen lassen, mausert sich immer mehr zur Sportstadt. Gleich die erste Teilnahme am landesweiten Stadtradeln brachte Friedrichsthal den ersten Platz bei den Newcomern. Zudem war zum zweiten Mal eines der größten Nachwuchsradrennen der Welt, „Die Trofeo“, zu Gast in Friedrichsthal.

Zu Beginn des Jahres ehrte Bürgermeister Christian Jung die erfolgreichsten Friedrichsthaler Sportler. Darunter war sogar ein Weltmeister, der Karate-Sportler Philipp Henrikus.

In Quierschied gelang der 1905 gegründeten Sportvereinigung der Aufstieg in die Oberliga, der Höhepunkt der Vereinsgeschichte. Damit zählen die Quierschieder neben dem SV Auersmacher und dem FV Diefflen zu den besten drei Amateur-Fußballvereinen des Saarlandes.

Im Cornhole (Sackloch) wurde der 71-jährige Edgar Fetzer deutscher Vizemeister im Einzel. Die Tischtennisspieler des TV Quierschied wurden Meister in der Landesliga und stiegen in die Saarlandliga, die höchste Liga des Saarlandes, auf. Das gleiche Kunststück gelang dem TTC Altenwald, der als Vizemeister in der Landesliga über die Relegation auch den Aufstieg in die Saarlandliga schafften. Damit sind die Altenwalder die erfolgreichste Sportmannschaft des Jahres in Sulzbach.