Pfarrer lockt seine Schäfchen mit Gottesdienst für Ausgeschlafene
Altenwald. Der Sonntag, besonders der Sonntagmorgen, ist vielen Leuten, die unter der Woche arbeiten, heilig. So heilig, dass sie nicht mal den Weg in die Kirche finden. Weil ihnen der Gottesdienst zu früh erscheint. Kann man halt nichts machen, sagen die einen. Kann man doch was machen, sagt ein anderer
Altenwald. Der Sonntag, besonders der Sonntagmorgen, ist vielen Leuten, die unter der Woche arbeiten, heilig. So heilig, dass sie nicht mal den Weg in die Kirche finden. Weil ihnen der Gottesdienst zu früh erscheint. Kann man halt nichts machen, sagen die einen. Kann man doch was machen, sagt ein anderer. Der andere, das ist Pfarrer Rolf Kiwitt (50) von der evangelischen Kirchengemeinde Altenwald. Er will sich nicht abfinden mit halbleeren Gotteshäusern und Christen, die er das ganze Jahr über nicht zu Gesicht bekommt. Und deshalb macht er was Neues: einen "Gottesdienst für Ausgeschlafene". An diesem Sonntag, 25. Januar, gibt es diesen Gottesdienst in der evangelischen Kirchengemeinde zum ersten Mal. Er findet statt um 15 Uhr. Weil dann wohl jeder ausgeschlafen hat. Im Anschluss daran, informiert Julia Schäfer vom Presbyterium, gibt es auch noch selbst gebackenen Kuchen und Kaffee und ein gemütliches Beisammensein. Ein solcher Nachmittagsgottesdienst soll nun an jedem vierten Sonntag im Monat stattfinden. An Weihnachten, an Karfreitag und Ostern, sagt Rolf Kiwitt, da sei die Kirche ja immer schön gefüllt. Und sonst? Nicht so toll, gibt der Geistliche zu. Wie auch etliche seiner Kollegen dies tun. In seiner kleinen Gemeinde, sagt Kiwitt, würden die normalen Gottesdiensten, also die, die nicht an hohen Feiertagen stattfinden, etwa 15 bis 30 Christen besuchen. Was sich Kiwitt vom Nachmittagsgottesdienst verspricht, sind nicht in erster Linie mehr Gläubige in den Kirchenbänken, sondern vor allem, dass auch mal andere Menschen vorbeischauen, um das Wort Gottes zu hören und sich daran aufzurichten. Als wir den Altenwalder Geistlichen nach seiner bisher niedrigsten Besucherzahl in der Kirche befragen, da fällt ihm seine seelsorgerische Vergangenheit am Niederrhein ein. Da kamen eines Sonntags mal nur fünf Leute, weil parallel dazu ein großes Volksfest lief. Kiwitt schloss sich kurzerhand den Feiernden an. mh