Neuzugang mit grünem Daumen

Sulzbach · Felix Leupoldt hatte keinen guten Start in die Arbeitswelt. Bis ein Unternehmer verstand, welches Potenzial in ihm steckte – trotz seelischer Probleme. Vom Praktikanten stieg er zum Festangestellten auf.

 Felix Leupoldt (rechts) arbeitet als Gärtner im Unternehmen von Stefan Rettenberger in Sulzbach. Er wurde nach Praktikum und Ausbildung im Betrieb übernommen. Foto: Iris Maurer

Felix Leupoldt (rechts) arbeitet als Gärtner im Unternehmen von Stefan Rettenberger in Sulzbach. Er wurde nach Praktikum und Ausbildung im Betrieb übernommen. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Zurzeit ist es noch ruhig in der Gärtnerei Rettenberger. Ab April werden Arbeitstage von zehn bis zwölf Stunden aber nicht selten. Erde wird gemischt, Zierpflanzen werden im Gewächshaus gezüchtet, Gärten gestaltet, Bäume gefällt und auf dem Friedhof Gräber mit 22 Liter vollen Kannen gepflegt. Da muss sich Meister Stefan Rettenberger voll und ganz auf sein Team verlassen können. Unter den neun Leuten, die im Sulzbacher Betrieb arbeiten, hat Felix Leupoldt einen besonderen Weg bis zur Anstellung zurückgelegt.

Der 30-Jährige leidet an Depressionen und hatte große Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Er versuchte es im Handel, doch die befristeten Verträge als Verkäufer auf 400-Euro-Basis endeten unbefriedigend. Dann war er lange arbeitslos. "Ich habe mich schon immer für Pflanzen interessiert", sagt Leupoldt, der auch gerne an der frischen Luft arbeitet. Gute Voraussetzungen, um Gärtner zu werden. Das Reha-Team im Jobcenter förderte Leupoldts berufliche Umorientierung, doch es musste noch ein Ausbildungsbetrieb gefunden werden. Vom Anfang an war klar, dass der junge Mann aus Dudweiler kein Musterbewerber war, aber Stefan Rettenberger wollte ihm eine Chance geben. Nach einem einjährigen Praktikum hatte Leupoldt bewiesen, dass er das Zeug zum Gärtner hat und begann 2011 bei Rettenberger eine Ausbildung. Jetzt ist er offiziell Zierpflanzengärtner und wurde gleich übernommen.

"Ich fühlte mich im Betrieb sofort sehr wohl. Hier kennt man sich gut, die Kollegen stehen mir zur Seite, wenn etwas nicht klappt", sagt der neue Angestellte. In einem größeren Betrieb würde er sich verloren fühlen, in der Sulzbacher Gärtnerei seien die kurzen Wege und die flache Hierarchie von großem Vorteil. Für Stefan Rettenberger hat sich die zeitintensive Betreuung gelohnt. "Wer an psychischen Problemen leidet, braucht einfach länger. Ich wusste das. Man muss viel Geduld und Verständnis aufbringen, aber Felix ist immer sehr engagiert bei der Sache", erzählt der Unternehmer. "Er ist immer da und packt richtig an. Ich kann ihn überall einsetzen, sowohl in der Produktion als auch im Verkauf", beschreibt der Chef, was er an Felix Leupoldt schätzt. Unter dem Strich machen also Zuverlässigkeit und Motivation den Mehraufwand wett. Viele junge Menschen haben in der Gärtnerei Rettenberger ausgelernt. "Ich hatte auch sehr negative Erfahrungen mit Azubis, denen ich vertraut hatte, und die mich enttäuscht haben - und sie hatten keine seelischen Probleme", sagt Stefan Rettenberger. Arbeitgebern, die das Risiko nicht eingehen wollen, erwidert er: Ob die Integration in die Firma klappt, hängt mehr von der Einstellung des einzelnen Menschen ab als von allem anderen.

Felix Leupoldt hat die richtige Einstellung. "Ich arbeite am liebsten im Gewächshaus. Es macht mir Spaß, die Pflanzen wachsen zu sehen. Außerdem habe ich bei Lehrgängen gelernt, wie man Geräte wie zum Beispiel einen Erddämpfer nutzt, und kann sie bei der Vorbereitung der Erde einsetzen", sagt er stolz. Drei Jahre lang wird seine Stelle vom Arbeitsamt gefördert. Doch Stefan Rettenberger hofft, ihn darüber hinaus halten zu können.

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