„Musik entsteht im Hier und Jetzt“

Sulzbach · Beim Sulzbacher Jazzworkshop wird keine Theorie gelehrt. Das Motto ist „learning by doing“. Die Teilnehmer improvisieren einfach drauf los. So wird die Musik einzigartig und hängt ganz davon ab, wer mitspielt.

 Beim Jazzworkshop der Musikschule Sulzbach: das Ensemble von Ralph „Mosch“ Himmler. Foto: Iris Maurer

Beim Jazzworkshop der Musikschule Sulzbach: das Ensemble von Ralph „Mosch“ Himmler. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Dabedab, dabedab, dabedab" hilft Kursleiter Ralph "Mosch" Himmler der Sängerin im Kurs und bewegt dabei seinen rechten Arm im Rhythmus der Musik. "Dabedab passt immer, auch wenn du den Text einmal vergessen hast. Es ist das beim Jazz am häufigsten gebrauchte Wort", erklärt er und erhebt seine Stimme, damit er inmitten der Musik überhaupt verstanden wird. Für die sorgen die acht Kursteilnehmer an ihren Instrumenten: Trompeten, Saxofon, Jazzgitarren, Schlagzeug und Klavier.

Hier im Dachgeschoss der Sulzbacher Musikschule sitzen sie als Ensemble zusammen und werden vom international gefragten Trompeter Ralph "Mosch" Himmler angeleitet. Vier Tage lang öffnet die Musikschule ihre Tore für Jazzbegeisterte und solche, die es werden wollen. "Wir sprechen ausdrücklich auch Leute an, die sich mit Jazz bisher noch nicht auskennen", erklärt Christoph Mudrich, Mitinitiator des 1989 ins Leben gerufenen Workshop-Projekts, das dieses Jahr zum 26. Mal stattfindet. Aber auch für leidenschaftliche Jazzer und das Team aus neun Dozenten ist der Workshop immer wieder eine Erfahrung. Denn hier muss der Spagat zwischen Professionalität und familiär-lockerer Atmosphäre gelingen.

"Entstanden ist das Projekt damals aus der Idee, mit Jazz mal etwas anderes als Klassik zu machen", fügt Petra Pabst, Sekretärin der Musikschule, hinzu. Was damals als regionales Projekt begann, ist inzwischen zu einer festen Institution geworden, die jedes Jahr Teilnehmer aus ganz Deutschland anzieht. Grund dafür sind vor allem die hochkarätigen Dozenten . Aber auch der Preis spielt eine Rolle. "Wir wollen, dass auch Leute teilnehmen können, die nicht ganz so viel Geld haben", so Mudrich. Für vier Tage liegt der Teilnehmerbeitrag bei 130 Euro. Es sind so viele Interessierte, dass die Räume der Musikschule nicht ausreichen.

Zwei der neun Workshop-Gruppen sind deshalb in die historischen Gemäuer des Salzbrunnenhauses ausgelagert. Dennoch liegt die Teilnehmerzahl etwas unter der der letzten Jahre. "Es gibt jetzt kein Hotel mehr in Sulzbach . Das hat uns bestimmt zehn Teilnehmer gekostet", vermutet er.

In den Workshops gibt es keine Theorie-Einheiten. Learning by doing ist hier das Motto. "Wir wollen, dass direkt gespielt wird", so Mudrich. Die Theorie wird durch die Praxis vermittelt. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Improvisation. "Musik entsteht beim Jazz im Hier und Jetzt. Ebenso schnell ist sie wieder verschwunden. Das ist das Faszinierende", so Pabst.

"Weil sie spontan entwickelt werden, sind die Stücke alles Unikate, die speziell auf die Teilnehmer abgestimmt sind", fügt Mudrich hinzu. Bei Ralph "Mosch" Himmler im Workshop klingt das so: "Wir haben viele musikalische Legobausteine und schauen jetzt mal, wie wir die zusammensetzen." So können für Anfänger auch mal schwierige Stellen geglättet werden.

Beim Abschlusskonzert zeigt sich dann, wie gut das Zusammenspiel zwischen Amateuren und den "alten Hasen" des Jazz-Workshops funktioniert. "Hoffentlich auch in Zukunft", sagt Petra Pabst. Denn für die Musikschule sind schwierige Zeiten angebrochen, seit der Quierschieder Gemeinderat im Dezember beschlossen hat, aus dem Zweckverband auszutreten.

Die Zukunft von Musikschule und Jazzworkshop ist seither ungewiss. "Aber wir haben noch Hoffnung", gibt sich Pabst optimistisch. Jetzt wird erst einmal gejazzt.

An diesem Sonntag um 18 Uhr geben die Teilnehmer ein Abschlusskonzert im Sulzbacher Salzbrunnenhaus. Eintritt: 7,50 Euro/ermäßigt 5 Euro.

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