Im Salzbrunnenhaus Mundart sorgt für ein volles Haus

Sulzbach · Der Abend voller Sketche, Lieder und Theater begeistert das Publikum. Die Autorin Gisela Bell liefert Nachdenkliches dazu.

 Der HeartChor Saar sang Mundart und Schlager.

Der HeartChor Saar sang Mundart und Schlager.

Foto: Iris Maria Maurer

Mundart ist seit einigen Jahren wieder in und erfreut sich großer Beliebtheit. Manche Menschen meinen gar, sie wäre „salonfähig“ geworden. Wiederum anderen Zeitgenossen war das schon immer egal und sie sprechen einfach schon immer, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Diesen Eindruck konnte man auch am vorigen Samstagabend gewinnen, als der Bezirk Süd des Verbandes Saarländischer Amateurtheater in Zusammenarbeit mit der Stadt Sulzbach im Salzbrunnenhaus seinen mittlerweile schon traditionellen Mundartabend veranstaltete. Der Raum war nämlich voll besetzt.

Den Auftakt macht die noch junge Theatergruppe Ü 50 der Volkshochschule der Stadt Sulzbach (VHS). Sie hatte sich das Stück „Das Testament“ ausgewählt. Brigitte Thul leitet die Gruppe und hat das Stück auf Saarländisch umgeschrieben: Fünf Geschwister streiten sich im Wartezimmer eines Notariats über das Erbe des verblichenen Bruders, dessen Testament gerade eröffnet werden soll. „Isch hann noch 20 Mark vun demm se griehn“, erinnert sich plötzlich die eine Schwester. Nach und nach fällt einer dem anderen in den Rücken und stellt sich auf die Seite des Bruders. Dann wieder anders herum. Man kriegt sich in die Wolle und diskutiert gar den Geiz des Verblichenen. Die Erbsumme von über 400 000 Mark ist aber auch nicht von Pappe. 80 000 Mark wären das für jeden. Dumm nur, dass noch rund 7000 Mark Steuern und Notarkosten dazukommen.

Doch es kommt noch doller: Im Wahn des Geldes übersehen die Geschwister, dass es sich um Reichsmark handelt. Und die sind nicht mehr gültig. Dafür haben sie zuvor schriftlich zugesagt, die Kosten zu zahlen . . .

Diese Sorgen hatten die rund 40 Sänger des Saarbrücker HeartChor Saar nicht. Seit 2008 gibt es die Truppe, die in Sulzbach bereits zum dritten Mal dabei war. „Mir singe Lieda, die jeda kennd“, rief Chorleiter Rouven Wildegger-Bitz dem Publikum zu, ehe der Chor mit „Rock’in all over the world“ startete. Natürlich auf Saarländisch. Immerhin ging es um einen Mundartabend. Mit Marius Müller-Westernhagens „Sexy“ riss der HeartChor so manche mit.

„Wir kommen jetzt zu einem großen Höhepunkt“, hatte Brigitte Thul in ihrer Ansage die Messlatte für Gisela Bell hoch gelegt. Die saarländische Autorin wird in den nächsten Tagen den Preis „Der Goldene Schnabel“ in der Kategorie Mundartpreis für Kurztexte erhalten. Bell kam mit Lampenfieber auf die Bühne. Das war doppeldeutig. Denn dabei handelt es sich gleichzeitig um ein Gedicht. In Sulzbach widmete sie sich insbesondere dem Thema Zeit in seinen verschiedenen Facetten. „Alles hat seine Zeit“ heißt beispielsweise ein Werk. „Fünf vor zwölf“ widmet sich hingegen der Lebenszeit, die so schnell zerrinnt. Mit „Ganz nah“  thematisiert die 68-Jährige die Demenz. Fast schon eine Art Tabu-Bruch. Doch das schafft sie mit viel Fingerspitzengefühl. Geht es doch um die eigene Großmutter, die an Demenz erkrankt ist. Bells Mutter wird von der Oma nicht mehr erkannt.

In einem anderen Werk verarbeitet Gisela Bell den Tod der Eltern in den Jahreszeiten. Sie scheint es zu mögen, Themen, die als heikel gelten, anzukratzen. Mit „De Penner“ thematisiert sie auf Saarländisch Obdachlose. Oder sie nimmt Top-Modells und deren kosmetische OPs auf die Schippe.

„Mir waren da zu wenig Theater und Sketche dabei“, fand Hermann Sosniok am Ende. „Irgendwie für jeden Geschmack das Richtige. Mein Mann und ich kommen wieder“, versprach dagegen Inge Waßmann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort