Mit Kunden im Gespräch bleiben
Sulzbach · Besonders im Umgang mit Lebensmitteln sind Sauberkeit und Ordnung wichtig. Das weiß auch die gebürtige Thailänderin Rattanaporn Carlino, die im Edeka-Markt in Sulzbach zurzeit ihre Ausbildung macht.
Ihre Prüfung zur Verkäuferin hat Rattanaporn Carlino sehr gut gemeistert - mit 96 von 100 möglichen Punkten lief die mündliche Prüfung fast fehlerfrei. Jetzt steht die 31-Jährige, die alle nur "Nen" rufen, vor dem Abschluss zur Kauffrau im Einzelhandel . "Ich bin 2001 nach Deutschland gekommen, hatte vorher in Thailand das Abitur gemacht", erzählt Nen über ihren Lebensweg. Eine Ausbildung zur Krankenschwester musste sie wegen ihrer Schwangerschaft abbrechen.
"Ich wollte dann aber einen Abschluss haben." Vom Einzelhandel hatten ihr Bekannte eigentlich abgeraten. Für Nen war es aber die richtige Entscheidung. "Wichtig ist mir der Kontakt mit den Kunden und mit den Lebensmitteln", sagt die Auszubildende des Edeka-Frischemarktes Hoffmann und Konrad in Sulzbach , "schließlich backe und koche ich selbst gern". Die in Deutschland übliche sogenannte duale Ausbildung findet im Betrieb und in der Berufsschule statt. "Wir hatten früher keinen Sport oder Fremdsprachen", erinnert Chefin Bärbel Hoffmann an ihre Ausbildung, "dafür aber Warenkunde. Das müssen heute die Betriebe selbst machen".
Bei Hoffmann und Konrad ist dies eine Herausforderung. 25 000 Artikel werden angeboten. In den letzten 20 Jahren hat Bärbel Hoffmann über 30 junge Menschen ausgebildet. Auffällig für sie ist ein Rückgang an Basiswissen. "Früher kannte man Kohlrabi oder Endiviensalat noch aus dem Garten der Großeltern", nennt die Geschäftsführerin Beispiele. Für Nen war dagegen die Passionsfrucht neu, als ihre Ausbildung in der Obst- und Gemüseabteilung begann. "Da muss man die Ware wirklich gründlich kontrollieren", sagt die gebürtige Thailänderin, "Sauberkeit und Ordnung sind wichtig. Und, dass alles sehr ansprechend präsentiert wird". Mittlerweile ist sie alleine für den Süßwarenbereich zuständig. Das beinhaltet auch Bestandskontrolle und die Bestellung der Ware. "Aber wir bilden hier keine Regaleinräumer aus", betont Bärbel Hoffmann, "wir sind Verkäufer. Darum gibt es bei uns in der Ausbildung auch Kommunikationsseminare".
Rattanaporn Carlino hatte damit wenig Probleme. "In Wirtschaftslehre sind ein paar Fachbegriffe aufgetaucht, die es in meiner Muttersprache so nicht gibt", erzählt die 31-Jährige in fehlerfreiem Deutsch, "aber die Chefin und der Chef helfen mir dann immer, selbst wenn ich 100 Mal nachfragen muss". An die Arbeitszeiten in Wechselschicht hat sich Nen längst gewöhnt, dass man im Handel auch samstags arbeitet, war ihr vorher bewusst. 700 Euro Ausbildungsvergütung gibt es im ersten Lehrjahr, das Einstiegsgehalt einer Kauffrau im Einzelhandel liegt bei 1800 Euro.
"Natürlich kann ich mir vorstellen, selbst einmal Filialleiterin zu sein", blickt Rattanaporn Carlino voraus in eine Zukunft im Handel, der sich auch in der Lebensmittelbranche sicher wandeln wird. "Dem kann man sich nicht entziehen", sagt Bärbel Hoffmann, "wichtig ist es aber, dass man echte Werte beibehält: Wir reden immer mit unseren Kunden ".
Zum Thema:
HintergrundDer Umzug des Edeka-Marktes Hoffmann und Konrad weg aus der Sulzbachtalstraße an den neuen Standort am Quierschieder Weg hatte seinerzeit für heftige Diskussionen gesorgt, besonders bei anderen Sulzbacher Einzelhändlern (wir berichteten). Geschäftsführer Karlfried Konrad hält dagegen: "Der Handel ist im Wandel. Wenn wir in der Sulzbachtalstraße geblieben wären, wäre hier oben jetzt jemand anderes. Und wir müssten eventuell gegen die Schließung kämpfen." 51 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat das neue Geschäft derzeit, darunter vier Auszubildende. Die Nahversorgung in der Sulzbachtalstraße sei durch den Nachfolger cap-Markt ohnehin gesichert, so Konrad, der beim Umzug unbestritten viele Stammkunden behalten, durch die besseren Parkmöglichkeiten aber weitere Kundenkreise erschlossen hat, wie er der SZ sagte. cor
