Serie Menschen im Regionalverband Michael Seibert bringt Riesen ins Rollen

Sulzbach · Der Altenwalder macht alte Lokomotiven wieder einsatzbereit. Fünf der Schmuckstücke zieren schon seinen Garten.

 Lokomotiven-Fan Michael Seibert wartet hier eines der Schmuckstücke in seinem Garten in Altenwald.

Lokomotiven-Fan Michael Seibert wartet hier eines der Schmuckstücke in seinem Garten in Altenwald.

Foto: BeckerBredel

Die Leidenschaft von Lokomotiven-Liebhaber Michael Seibert ist nicht zu übersehen. Schon im Vorgarten der Familie grüßt ein altes Modell des deutschen Maschinenbauers Orenstein & Koppel. Insgesamt fünf Lokomotiven stehen auf dem Grundstück in Sulzbach-Altenwald. Zwei von ihnen sind fahrbereit. Seibert steigt ins Führerhaus und startet eine restaurierte Deutz-Lok. Der Dieselmotor schnauft und qualmt. Dann kommt er auf Touren, gemächlich tuckert das Schmuckstück durch den Garten. Die 1938 erbaute Lok fährt auf Feldbahn-Schienen. „Die Gleise kann man überall hinlegen“, erklärt der Fachmann. Auf Schotter, auf Asphalt, sogar in den Garten.

Ein Gleisstück misst fünf bis sechs Meter, zwei kräftige Männer können es tragen. „An die richtige Stelle legen, vier Schrauben rein, fertig“, erklärt der 38-Jährige. „Eine ganz simple Sache.“ Nicht ganz so einfach war der Transport der 4,5 Tonnen schweren Lok. Sie kam zerlegt auf zwei Anhängern. Seibert baute ein neues Dach und einen neuen Tank, den Motor brachte er ebenfalls wieder in Schuss. „Man muss fast alles selbst anfertigen, es gibt nirgends Ersatzteile“, erläutert der Experte.

In die Lok hat er viel Arbeit gesteckt, etwa ein Jahr gefräst, gehobelt und gedreht. Die Vorgehensweise bei den Restaurierungen ist immer gleich: Zunächst fotografiert und vermisst Seibert die Lok; anschließend fertigt er Schablonen aus Pappe. Mit ihrer Hilfe werden die fehlenden Teile dann aus Eisenplatten ausgeschnitten. In seiner professionellen Werkstatt stehen große Maschinen von der Drehbank bis zum Bohrwerk.

Michael Seibert ist vom Fach. Bei Saarstahl wurde er zum Zerspanungsmechaniker ausgebildet. Bisher hat er noch jede Lokomotive zum Fahren gebracht. Beim aktuellen Projekt soll es Ende des Jahres soweit sein. An der Drei-Gang-Zugmaschine, die bis zu 15 Stundenkilometer schafft, hat der Zahn der Zeit kräftig genagt. Sie soll so rostig bleiben und im aktuellen Zustand konserviert werden.

Seibert bedauert, dass die Betriebsnummer fehlt. Ohne das Typenschild ist nicht mehr nachvollziehbar, wo sie gebaut und eingesetzt wurde. Die Lok hat er von einen anderen Sammler bekommen, nur selten werden Exemplare zum Kauf angeboten. Die kleinen, relativ leicht zu transportieren Feldbahnen wurden früher in Steinbrüchen genutzt, auch unter Tage kamen sie zum Einsatz.

Und nach dem Zweiten Weltkrieg halfen sie als Trümmerbahnen, den Schutt aus dem Innenstädten zu transportieren. War eine Fläche freigeräumt, wurden die Gleise demontiert und woanders wieder verlegt.

Michael Seibert engagiert sich auch im Erlebnisbergwerk Velsen. Mit einem Kollegen kümmert er sich dort um die Wartung der Lokomotiven. Seine erste eigene Lok schaffte er sich vor vier Jahren an. Schon als Kind war er fasziniert von den Maschinen; er wollte überall hin, wo es dampft. Und natürlich hat er gern mit der Modelleisenbahn gespielt.

Heute widmet er sich seinen Märklin-Modellen vor allem im Winter. Bei gutem Wetter schraubt er lieber an den großen Maschinen. Seine Feldbahn-Loks würde er gern der Öffentlichkeit in einem kleinen Freilichtmuseum zeigen. „Ich suche ein geeignetes Grundstück“, erzählt Seibert. Die benötigten Schienen würde er mitbringen. Auf seinem Grundstück lagern rund 280 Meter Gleise.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort