Mensch, das hat richtig Laune gemacht

Sulzbach · Begeisterungswellen erntete das junge Ensemble der Theater-AG der Gemeinschaftsschule Vopeliuspark bei der Premiere von „Hau ab mit verliebt!“

 Die jungen, vom Publikum gefeierten Akteure auf der Bühne des Salzbrunnnenhauses. Foto: Thomas Seeber

Die jungen, vom Publikum gefeierten Akteure auf der Bühne des Salzbrunnnenhauses. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

"Es geht um Ihren Sohn Juri." Auf einer Skala von eins bis zehn gucken Dr. Kotten (Nico Hißler) und Frau Sonsterlein (Valerie Nicklas) mit einer satten 9,5er Strenge auf das Ehepaar Kasakow herunter, das unter den Blicken der Lehrer zu schrumpfen scheint. "Er war noch nie verliebt", barmt Polja Kasakowa (Emely Berlinghof) nach einem herzzerreißenden Heulkrampf. "Juri war immer ein normaler Junge. Sicher, er hat schon mal andere Schüler verprügelt ... mit Drogen gehandelt ... hier und da etwas geklaut ... Feuer gelegt." "So war'n wir doch alle mal", sagt schmunzelnd Gatte Dimitrij (Marc Wommer), die Lehrer nicken nostalgisch verklärt. Ja aber L I E B E - das geht natürlich gar nicht, da sind sich Eltern und Pädagogen ausnahmsweise einmal völlig einig.

Mensch hat das Laune gemacht! Wann wird man auch schon mal von einem jungen Ensemble so dermaßen überrascht wie bei der Premiere von "Hau ab mit verliebt!" im Salzbrunnenhaus. Das sahen nicht nur die Angehörigen so, sondern auch unparteiische Besucher wie Karin Elsner vom Ministerium für Bildung und Kultur. "Authentisch, aktuell, originell - einfach spitzenmäßig", lobte sie und empfahl AG-Leiterin Nathalie Reichard: "Geht damit auf die Theatertage."

Vor allem sollte die Gruppe öfter den Mut haben, im öffentlichen Raum aufzutreten. "Sonst spielen wir immer vor den Sommerferien im Schulbistro", erklärte Nathalie Reichhard. Doch ihr nächstes, privates "Projekt" - sie kriegt ein Baby - machte diesmal ein etwas zügigeres Arbeiten notwendig. Da einige der AG-Teilnehmer die Schule beenden, wählte man für die Abschiedsvorstellung erstmals den größeren Rahmen: ein Glücksgriff. "Die Leistung war noch einmal 200 Prozent besser als bei der letzten Probe", staunte die AG-Leiterin und mit ihr Thomas Engel, der die Arbeit professionell begleitet hatte (wir berichten).

Als gute Wahl erwies sich nicht zuletzt das Stück selbst aus der Feder von Markus Mohr, das eine Grundfeste menschlichen Zusammenlebens - die Liebe - zum Unglücksfall degradiert.

Schauplatz ist der Klassenraum der 9c, wo alles soweit ganz normal zu laufen scheint. Von der blitzgescheiten Streberin Gloria (Clarissa Matthieu) mal abgesehen, wird im Unterricht alles, nur nicht gelernt: Man pokert, Dana (Alexa Verch) schläft sich aus, Collin (Dennis Feick) spielt mit Messern und in der letzten Bankreihe betreiben die Schwestern Tülay und Büsra (Emma und Lilly Hoffmann) einen mobilen Frisörsalon. Den kleinkriminellen Juri (Tobias Nissler) lernen die Zuschauer nur als auf Wolke sieben schwebenden Träumer kennen. Und dann ist da noch der tumbe Deutsch-Türke Tarek (Daniel Feick): Er baut sich gerade einen neuen Freundeskreis auf - in der Neonaziszene: "Jedes Wochenende Bier trinken und Klopperei, das is doch voll krass."

Vom Slang der jungen Türken bis hin zum latent gewalttätigen, autoritären Gehabe der Lehrer und der zum Himmel schreienden Inkompetenz der Schulleitung (Lea Altmeier und Lukas Kolling) agierten die Schüler souverän und mit einer erstaunlichen Bühnenpräsenz. Wofür Karin Elsner das schönste Kompliment parat hatte: "Wer heute nicht da war, hat etwas verpasst. Ab heute kommt ihr alle in den A-Kurs."

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