Mehr Platz zum Einkaufen

Altenwald · Der Sulzbacher Stadtrat gibt grünes Licht für den Bau eines vergrößerten Verbrauchermarktes im Altenwalder Zentrum.

Fehlgeschlagene Kommunikation führte bei der jüngsten Sitzung des Sulzbacher Stadtrates zu einer einstündigen Diskussion, an dessen Ende ein klares Votum stand: Einstimmig sprachen sich die Mitglieder des Gremiums dafür aus, mit einer Änderung des Bebauungsplanes für den Markt Altenwald den Weg dort für eine vergrößerte Ansiedlung eines Netto-Marktes freizumachen. Für Komplexität im Abstimmungsverhalten sorgte ein Antrag der SPD-Fraktion. Diese wollte der Änderung nur zuzustimmen, wenn eine bestimmte Passage hinzugefügt werde: Der Standort des Imbiss-Betriebes solle erhalten bleiben. Auch überreichte Fraktionsvorsitzender Jürgen Reimertshofer eine Liste mit Unterschriften von 400 Bürgern, die sich für den Erhalt des Imbiss aussprachen.

Wie Bürgermeister Michael Adam ausführte, sei eine Änderung des Planes deswegen notwendig, weil der Marktbetreiber statt der ursprünglich 800 Quadratmeter großen Fläche nun 1000 Quadratmeter bauen möchte. Zusätzlich sollen 70 bis 80 Parkplätze auf dem Gelände entstehen. "Die Chance für einen Durchbruch ist da", so der Verwaltungschef. Es bleibe genügend Fläche übrig, damit weiterhin mehrfach pro Jahr Feste auf dem Platz gefeiert werden könnten, die Kirmes zum Beispiel. Es gebe nur ein Problem: "Der Imbiss-Betrieb könnte das Zünglein an der Waage sein". Denn: Es sei möglich, dass der von der SPD geforderte Passus den Investor (Netto ist nur der Mieter) abschrecken könne. Am jetzigen Standort des Imbiss sollen ebenfalls Parkplätze entstehen. Das 20 Jahre lange Bemühen, den Marktplatz wieder zu beleben, könnte somit scheitern. Nach Rücksprache mit Investor und Marktbetreiber sei es seiner Meinung nach klar gewesen, dass der Imbiss an seinem jetzigen Standort kaum bestehen bleiben könnte. Doch es sei ihm zugesichert worden, dass der Betrieb auf jeden Fall auf dem Areal bleiben könne (die SZ berichtete). Dies sogar mit der Option, das Geschäft in den Markt selbst zu integrieren, der bereits vor Weihnachten eröffnen möchte. In diesem Zusammenhang teilte er auch mit, dass gemäß dem Mietvertrag die Stadt der Pächterin zu Ende September gekündigt habe.

"Ich sperre die Tür zu, und das war's dann?", fragte die sichtlich mitgenommene Betreiberin, Ursula Reb. Es gehe hier um Existenzen, nicht nur um ihre eigene. Denn aus gesundheitlichen Gründen habe sie jemanden einstellen müssen. Mehrere Zehntausend Euro habe sie bereits investiert, darunter Pacht an die Stadt Sulzbach, die Einrichtung und Ausgaben für Renovierungen wie das Dach, zwei Fenster oder einen Stromkasten. "Alles in eigener Regie", wie sie sagte. Ihr Lebenswerk könne doch nicht an ein paar Parkplätzen scheitern.

CDU-Fraktionsvorsitzender Jochen Wagner erklärte die Zustimmung seiner Fraktion zu der Änderung des Planes so: "Netto bietet eine ganz große Chance für Altenwald: Der Markt kann wiederbelebt werden." Sein Pendant der Freien Wähler, Dietmar Holzapfel, zeigte sich verwirrt wegen der Diskussion um die Aufnahme des Passus. Beim Abwiegen der Interessen sei für ihn jedoch der Investor prioritär zu behandeln.

Christoph Kleinz (FDP) sagte, dass eine "absolute Formulierung" das Projekt tatsächlich zum Scheitern bringen könnte. Monique Broquard (Die Linke) betonte, dass gerade für Ältere als Alternative der Weg zum Einkaufszentrum am Quierschieder Weg beschwerlich sei. Jedoch: "Das Bestreben sollte die Erhaltung des Imbiss sein."

Hier erklärte Michael Adam erneut, dass die Vorgespräche mit dem Vermieter positiv verlaufen seien: "Er hat sicherlich nicht vor, eine Existenz zu vernichten." Zudem habe er Mieter und Vermieter gegenseitig die Kontakte ausgetauscht, sodass ein Gespräch zwischen diesen Parteien sicherlich am Sinnvollsten sei. Er verwies auch darauf, dass bei einer etwaigen Ablehnung der Änderung des Bebauungsplanes und einem Rückzug des Marktbetreibers die bereits abgeschlossenen Verträge mit den Privatpersonen, die ihre Grundstücke auf dem Markt veräußert hatten, eventuell obsolet werden.

Als die Diskussion aus dem Ruder zu laufen drohte, meldete sich Heinz Herrmann. Das SPD-Mitglied hatte sich zuvor aus der Diskussion zurückgezogen, weil auch er zu denjenigen gehöre, die ein Grundstück auf dem Markt verkauften. Er habe noch am Nachmittag mit dem Investor telefoniert - der Imbiss könne auf jeden Fall auf dem Areal verbleiben. Die entsprechende Nachricht an seine Fraktionsspitze hatte sich verzögert. Die SPD-Fraktion zog daraufhin ihren Antrag auf Erweiterung zurück.

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