Ausbildung „Lernfabrik“ mit Leuchtturm-Funktion

Sulzbach · Das Berufsbildungszentrum Sulzbach zeigt seinen Schülern, wie Produktionsprozesse miteinander verzahnt werden

 Jürgen Angel ist Lehrwerkmeister im BBZ Sulzbach-Neuweiler und zuständig für Installations- und Metallbautechnik.   

Jürgen Angel ist Lehrwerkmeister im BBZ Sulzbach-Neuweiler und zuständig für Installations- und Metallbautechnik.   

Foto: Michele Hartmann

Industrie 4.0 – das Berufsbildungszentrums (BBZ) Sulzbach  hat  hierbei eine Leuchtturm-Funktion. In der „Lernfabrik“, wie Schulleiter Josef Paul es nennt,  werden verschiedenste Produktionsprozesse vollautomatisch miteinander verzahnt, Maschinen und Programme von marktführenden Unternehmen miteinander verknüpft.

Beispiel: Ein Technischer Produktionsdesigner „zeichnet“ am PC in 3-D ein Werkstück, das automatisiert auf der ins Netz eingebundenen CNC-Fräsmaschine gefertigt wird. Diese wiederum befindet sich in einem Gesamtnetzwerk mit vielen weiteren automatisierten Maschinen und/oder Robotern.

Durch industrielle Software können die Maschinen miteinander verzahnt werden. Um die BBZ-Schüler auf Industrie 4.0 als das absolute Premium-Thema der wirtschaftlichen Zukunft  vorzubereiten, wurde ein Labor eingerichtet, das laut Josef Paul voraussichtlich Ende des Jahres fertiggestellt sein wird. 500 000 Euro wurden hier investiert.

Sehr hilfreich ist nach Angaben des 48-Jährigen dabei das finanzielle Engagement des in Neuweiler ansässigen Unternehmens Magna Exteriors GmbH sowie der VSU – Vereinigung der saarländischen Unternehmerverbände.

Ob Hydraulik-, Pneumatik- oder auch Messtechnik-Labor – die Schulleitung bemüht sich offenkundig, nicht den neuesten beruflichen Anforderungen hinterherzurennen, sondern den Schülern das in die Zukunft weisende Rüstzeug mit auf den Weg zu geben – mithilfe hochmoderner Ausstattung.

So steht auch die Anschaffung von zwei digitalen Schweißanlagen mithilfe von EU-Mitteln in der Planung. Kosten: rund 100 000 Euro.

Ein geräumiges Schulhaus mit bestens ausgestatteten Werkräumen. 96 Klassen. 76 Lehrerinnen und Lehrer. 17 Berufe, die wiederum unterteilt sind in verschiedene Fachrichtungen. Und 1800 Schüler, die nicht nur aus dem Saarland, sondern auch aus Prüm in der Eifel oder auch aus Kaiserslautern ins Saarland kommen. Weil  bestimmte Berufe – etwa Mechatroniker für Kälte- und Klimatechnik – hier unterrichtet werden.

Seit  Jahren darf das Berufsbildungszentrum Sulzbach  sich in mehrfacher Hinsicht als Vorzeige-Einrichtung präsentieren. Dank Einfühlsamkeit und pädagogischer Hartnäckigkeit gelang es, viele jugendliche Flüchtlinge in Handwerksberufen unterzubringen, wie Schulleiter Josef Paul am Standort Neuweiler im Gespräch mit der SZ erklärt. Unter ihnen Anlagenmechaniker Sanitär-,  Heizungs- und Klimatechniker. Vor allem Elke Schwarz,  die stellvertretende Schulleiterin, habe viel Herzblut in die erfolgreiche Beschulung der Flüchtlinge gesteckt, fügt der Oberstudiendirektor noch hinzu.

Ganz nebenbei erfahren wir, dass einige Splitterberufe wie etwa Klempner und Isolierer im Saarland zwar in Betrieben noch ausgebildet, aber nicht mehr beschult werden. Derweil gibt es ein neues Berufsbild, und zwar das des Produktionstechnologen mit dreijähriger Ausbildung. Er organisiert die Produktionsabläufe in einem Betrieb. Wir erfahren auch, dass es am BBZ drei Sozialpädagogen gibt. Und eine Sprachförder-Lehrkraft. „Zu wenig“, sagt der Chef des BBZ, „aber das Kultusministerium findet kein geeignetes Personal.“ Industrie 4.0 ist inzwischen in der Ausbildung definitiv angekommen, denn auch das BBZ Völklingen und das KBBZ Halberg bilden in dieser Richtung aus.

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