Lebendige Industriegeschichte Historie soll der Nachwelt erhalten bleiben

Sulzbach/Altenwald. "Ein einzigartiger Wegbegleiter in die Vergangenheit Sulzbachs." Mit diesen Worten beschreibt der Erfurter Sutton-Verlag den historischen Bildband, den die Autoren, Mitglieder des Arbeitskreises Dorfgeschichte Altenwald, am Freitag, 5. Dezember, im Stadtteilbüro Altenwald der Öffentlichkeit vorstellen werden

 Die Grube Altenwald mit Verladebahnhof im Jahr 1904. Fotos: Arbeitskreis Dorfgeschichte Altenwald

Die Grube Altenwald mit Verladebahnhof im Jahr 1904. Fotos: Arbeitskreis Dorfgeschichte Altenwald

 Arbeiter der Kokerei Altenwald beim Koksverladen - von Hand.

Arbeiter der Kokerei Altenwald beim Koksverladen - von Hand.

 Bergleute haben sich zur Halbschicht (Pause) versammelt.

Bergleute haben sich zur Halbschicht (Pause) versammelt.

Sulzbach/Altenwald. "Ein einzigartiger Wegbegleiter in die Vergangenheit Sulzbachs." Mit diesen Worten beschreibt der Erfurter Sutton-Verlag den historischen Bildband, den die Autoren, Mitglieder des Arbeitskreises Dorfgeschichte Altenwald, am Freitag, 5. Dezember, im Stadtteilbüro Altenwald der Öffentlichkeit vorstellen werden. Der Arbeitskreis Dorfgeschichte, das sind sieben Männer, die mit Enthusiasmus, Hingabe und Spaß das Leben der Vorfahren der Vergessenheit entreißen. Indem sie das Dasein rund um Glas, Kohle und Koks im Sulzbachtal wieder lebendig werden lassen. Die Anfänge der Sulzbacher Industriegeschichte reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Mit Gründung der Glashütte Mariannenthal 1784 beginnt auch der Kohleabbau in der Region. Der Niedergang der Glasindustrie nach dem Ersten Weltkrieg führte dazu, dass die Bergwerke und Kokereien Sulzbachs ihren Hauptabnehmer in der saarländischen Stahlindustrie fanden. Bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts prägte der Bergbau das Gesicht der Stadt, wovon der Bildband in eindrucksvollen Aufnahmen erzählt. Den Anfang der Industriegeschichte in Sulzbach bilden zwei Erfolgsgeschichten, die die Region weltbekannt machen sollten. Die Unternehmerfamilien Saueracker, Vopelius und Appolt produzierten in ihrer chemischen Fabrik das lichtechte "Preußisch Blau", das die Uniformen vieler Heere des 19. Jahrhunderts färbte. Die Familie Vopelius erlangte auch mit ihren Glashütten in Schnappach und Sulzbach große Bedeutung. Aufnahmen aus der Glanzzeit dieser Hütten zeigen die schwere Arbeit der Glasbläser, die Produktion von Fensterglas im Streckofen oder die Urkunde für technische Innovationen von der Weltausstellung von 1873. Sehr gut dokumentiert, schreibt der Sutton-Verlag, sei die Geschichte der Gruben und Schächte in und um Sulzbach. Seit den ersten Tagen des Bergbaus begleiteten Fotografen den Alltag der Bergleute und ihrer Familien. Die Kokereibelegschaft des Jahres 1878 ist ebenso im Bild festgehalten wie die Werksfeuerwehr der Benzolfabrik von 1905 oder die Gründungsversammlung des Pensionär- und Witwenvereins im Jahr 1953. Seltene Aufnahmen zeigen darüber hinaus die Arbeit über und unter Tage, das beengte Zusammenleben in den Schlafhäusern der Bergarbeiter oder Ärzte, Schwestern und Patienten des Knappschaftslazaretts Sulzbach. Freude und Trauer spiegeln sich überdies in Fotografien von der Fahnenweihe des Hüttenarbeiter-Vereins 1914, der Jahrhundertfeier der Grube Mellin 1953 oder vom großen Trauerzug nach der Schlagwetterexplosion 1930. Ein nostalgischer Rundgang durch das alte Sulzbach rundet den Band ab. Und zeigt idyllische Straßenzüge des Ortskerns und der Bergarbeiterkolonien ebenso wie die schweren Gebäudeschäden in Schnappach und Altenwald durch Grubensenkungen in den 1930er- und 1950er-Jahren. Die Altenwalder Heimatforscher haben die Bilder für diesen Band aus eigenen Beständen und Archiven von Firmen und Kommunen ausgewählt, und kenntnisreich kommentiert, schreibt der Verlag. Sulzbacher Industriegeschichte, Sutton-Verlag, ISBN 978-3-86680-398-5; 128 Seiten, 194 Abb.; 17,90 Euro.Altenwald/Sulzbach. Im Rahmen der "Stadtteilentwicklung Altenwald" hat sich im November 2001 eine Projektgruppe "Altenwalder Dorfgeschichte" gegründet. Das Ziel war und ist es, die Geschichte von Altenwald zu erforschen, zu bewahren und den interessierten Bürgern und Bürgerinnen zugänglich zu machen, erläutern die Mitglieder Robert S. Fuchs, Peter Bickelmann, Alois Thomas, Leo Heß, Hermann Henschel, Erich München und Albert Ottenbreit. Die Heimathistoriker treffen sich regelmäßig jeden zweiten Mittwoch im Monat um 16 Uhr in der Grubenstraße 5 in Altenwald. Sie halten in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Sulzbach Vorträge über die Dorfgeschichte Altenwalds, veranstalten industrie- und ortsgeschichtliche Wanderungen und geben den Altenwalder Dorfkalender heraus. Und mehrmals im Jahr - zum Dorffest und zu anderen Gelegenheiten - zeigt der Arbeitskreis seine Sammlung historischer Fotos. Zudem haben die sieben Männer begonnen, die Ortsgeschichte im Internet (www.gugg.emol.de/sulzbach-altenwald) zu dokumentieren. Große Resonanz in der Bevölkerung fand die mehrtägige Fotoausstellung im Frühjahr dieses Jahres über die Knappschaftsklink Sulzbach im Foyer des Krankenhauses. Mitarbeit ist erwünschtDes weiteren gab es eine Fotoausstellung anlässlich der Einweihung der Aula in Sulzbach sowie eine Fotoausstellung über die Vereinsgeschichte des SC Viktoria 1912 Sulzbach/Hühnerfeld im Clubheim des Vereins. Der Altenwalder Dorfkalender erscheint derweil für das Jahr 2009 zum sechsten Mal - in einer Auflage von 450 Exemplaren. Großes Interesse an dem Kalender besteht vor allem bei vielen Ex-Altenwaldern quer durch die Republik, selbst nach England und den USA wurde er schon verkauft oder verschenkt. Die Mitarbeit interessierter Bürger in der Projektgruppe ist ausdrücklich erwünscht. Auch ruft die Gruppe dazu auf, dauerhaft oder leihweise Dokumente, Biographien, Chroniken von Vereinen, Verbänden, Parteien, Kirchen oder Gewerkschaften, Urkunden, Bilder oder Gemälde, Zeitschriften, Zeitungen und einzelne Zeitungsartikel sowie Bücher, die in Beziehung zu Altenwald stehen, zur Verfügung zu stellen, um sie der Nachwelt zu erhalten. mh "Seltene Aufnahmen zeigen die Arbeit über und unter Tage, das beengte Zusammenleben in den Schlafhäusern der Bergarbeiter."Aus der Zusammenfassung des Verlags über den Bildband

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