Katastrophe statt Plaudereien

Sulzbach · Heiter soll es eigentlich werden, ein Essen unter Freunden. Doch zunehmend herrscht das Chaos. Viel Applaus gab es für die Premiere des Stücks „Der Vorname“, aufgeführt vom Sulzbacher Kellertheater.

 Eine Probenszene aus „Der Vorname“ (von links): Pierre (Leo Klein), Vincent (Uwe Andresen), Anna (Franziska Rundstadler), Claude (Markus Wantz) und Elisabeth (Sabine Spaendl). Foto: Iris Maurer

Eine Probenszene aus „Der Vorname“ (von links): Pierre (Leo Klein), Vincent (Uwe Andresen), Anna (Franziska Rundstadler), Claude (Markus Wantz) und Elisabeth (Sabine Spaendl). Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

In das Wohnzimmer des Ehepaars Babou Garaud-Larchet (Sabine Spaendl) und Pierre Garaud (Leo Klein) in Paris entführte das Sulzbacher Kellertheater am Samstag sein Premierenpublikum. "Der Vorname" von Alexandre de la Patellière und Matthieu Delaporte (Deutsch von Georg Holzer) stand in der Sulzbacher Jahnturnhalle auf dem Programm (Regie: Enrico Tinebra).

Der behagliche Ort wird Schauplatz eines Abends voller Diskussionen und Philosophie, Anschuldigungen und Enttäuschungen. Dabei beginnt alles harmlos, mit einer Einladung zum marokkanischen Büfett unter besten Freunden. Einfach einen netten Abend wollen Babou und ihr Mann Pierre, Babous Bruder Vincent Larchet (Uwe Andresen) und seine schwangere Freundin Anna Caravati (Franziska Rundstadler) und der Freund der Familie Claude Gatignol (Markus Wantz) haben.

Man plaudert zunächst, tauscht Floskeln, Wein und Höflichkeiten aus. Während Babou den ersten Gang serviert, erwähnt ihr Bruder Vincent, dass er und Anna sich bereits einen Namen für das Ungeborene, einen Jungen, überlegt haben. Er lässt Freunde und Schwester den gewählten Namen schnitzeljagdartig erraten. Die Katastrophe beginnt, als er bekannt gibt, seinen Sohn "Adolphe" nennen zu wollen. Unverständnis, Empörung, Entrüstung - dies alles erntet Vincent, begegnet Vorwürfen, klasse gespielt mit viel Sarkasmus und Ironie. Es folgen amüsante und teils zynische, anzügliche (Streit-)Dialoge.

Viele Situationen sind trotz oder gerade wegen ihrer Ernsthaftigkeit witzig, das Publikum lacht und amüsiert sich bestens. Kompliziertere Stellen werden von den spielstarken Schauspielern gut aufgefangen und können mit Lachern aufgelöst werden. Die Essenseinladung verkommt mehr und mehr zum Chaos : Zu jedem weiteren Büfettgang wird eine neue Diskussion serviert, die Weinflasche leert sich, die Stimmung ist gereizt und heizt sich weiter auf. So weit, bis Babou eine Moralpredigt hält, nachdem Fetzen und Fäuste geflogen sind - eine Art Höhepunkt der Eskalation, jedoch keine wirkliche Lösung. Mit viel Applaus belohnt das Publikum in der ausverkauften Jahnturnhalle die spielerische Leistung der Akteure, ebenso die köstlich-amüsante Inszenierung von Enrico Tinebra.

sulzbacher-kellertheater.de

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