Serie Kunst aus der Region Die Kunst erinnert an die Vergänglichkeit
Sulzbach/St. Ingbert · Im Kunstverein Sulzbach versammeln sich Kreative aus der Region. Wir stellen die Künstlerinnen und Künstler und ihre Werke in einer Serie vor. Heute: Johannes Becher.
Verwelkte Blüten, vertrocknete Teebeutel, die Verästelungen einer Weinrebe, sich verändernde Wolkenformationen oder der eigene Körper – all das sind Zeugen der Vergänglichkeit.
Johannes Bechers Kunst lebt mitunter von Eindrücken dieser Art: „Wenn etwas vergeht, ist das für die Menschen oft sehr tragisch und wird als negativ bewertet. Dabei macht das Vergehen erst den Prozess der Erneuerung möglich. In der Natur kommt alles im nächsten Jahr wieder. Wie in solch kurzer Zeit etwas so Komplexes entsteht, fasziniert mich. Ich bewundere und achte die Vergänglichkeit“, so Becher, welcher seine Arbeit wie folgt analysiert: „Das spielerische Erkunden spielt eine Rolle. Ich nutze die Formen, die ich sehe, bei der Arbeit und bringe etwas Eigenes mit herein.“
Freude bereitet dem Internisten im Ruhestand die Arbeit mit verschiedenen Materialien. Darunter finden sich Pflastersteine, Schotter, Pappe aber auch Pappteller von Kuchen. Bei Steinbildhauerarbeiten aus Sandstein habe sich der Künstler ebenfalls geübt. Mit Blattgold arbeite der 74-Jährige ebenfalls. Jedoch auf ironische Weise, da dieses mit wertlosen Gegenständen kombiniert werde.
Auch wenn der in Wissen an der Sieg gebürtige Künstler schon seit Kinderjahren künstlerisch tätig ist, gäbe es einige wichtige Begegnungen, die den ehemaligen Arzt zur kreativen Arbeit veranlasst haben. Zum einen haben ihn Unterhaltungen mit dem Künstler Josef Seitz sowie das Zuschauen bei der Arbeit und die Dokumentation dieser sowie der Kunstunterricht bei einem besonderen Lehrer inspiriert. Werke von Bernard Schultze oder Emil Schumacher, dessen Arbeit eine feine Balance aus Abstraktion und Gegenständlichkeit habe, hätten Einfluss auf Bechers Kunst gehabt. „Bei meinen Arbeiten fließt der Grundgedanke von Schumachers Kunst mit ein. Was ich sehe, hinterlässt etwas in mir. Unabhängig von allem Kunst zu schaffen, geht nicht. Das ist auch nicht mein Anspruch, da ich ja ein Teil des ganzen Systems bin“, sagt der Kreativschaffende, den die Kunst schon das ganze Leben lang begleitet.
Gesellschaftspolitische Themen, wie der Überfluss an Fakten, mit dem man in der der heutigen Welt bombardiert werde, greift Becher in seiner Arbeit auf. Auch die Wissenschaft, insbesondere die Membranforschungen der Biochemie, würden eine Rolle spielen. „Membranen, wie sie Informationen durchlassen oder blockieren, faszinieren mich sehr. Das lässt sich auch auf das Zwischenmenschliche beziehen. Diese Durchgängigkeit und Variabilität möchte ich in Bildern zeigen“, erläutert der Pensionierte. Wie die Arbeit den Maler beeinflusst, beschreibt Becher wie folgt: „Wenn ich richtig intensiv gearbeitet habe, bin ich hinterher kaputt und erschöpft. Manchmal auch eher ‚grätzig‘. Wenn es gut läuft, bin ich während der Arbeit voll im Moment, das ist dann sehr schön“, sagt der Künstler.
Oft sehe Becher erst nach mehreren Wochen, ob ein Werk gelungen ist. „Es gibt keine objektive Bewertung der Bilder. Es kann sein, dass ich Werke erst nach langer Zeit gut finde. Dann gibt es welche, die ich einmal gut fand, nun aber weniger gerne mag. Am liebsten sind mir Werke, die in dieser Hinsicht eine Spannung beinhalten und einen länger begleiten.“ Mit der Zeit habe sich auch die Arbeitsweise geändert. Während Becher früher wilder gemalt habe, läge der Fokus heute eher in filigraneren Arbeiten. In den Kunstverein Sulzbach/Saar, habe der Zeichner durch das Format „Malende Ärzte“ gefunden, welchem der Verein damals eine Plattform gegeben habe. Weitere Ausstellungen gab es bereits im Rondell in Homburg, der Orangerie in Blieskastel, im Kölner Päffgen oder dem Neunkircher Rathaus.