Hofdamen lauschen lustigen Musikanten

Sulzbach · Eine gelungene Premiere erlebte Sulzbach am vergangenen Wochenende bei strahlendem Sonnenschein: Das 1. Historische Salinenfest gefiel den Akteuren, Besuchern und den Marktleuten aus nah und fern.

Sulzbach. Wenn die Rostwurst zum Saliner und der Flammkuchen zwei Tage lang als Salzfladenbrot verzehrt wird, dann hat das Mittelalter Einzug gehalten. Und das sehr zum Gefallen der Tausende von Besuchern. Wie Bürgermeister Michael Adam (nicht in historischem Gewand und damit im Gegensatz zu seiner Ehefrau und den vier Töchtern) am Samstag kurz vor 17.30 Uhr in seiner Eröffnungs- und Begrüßungsansprache sagte, gab es drei gute Gründe zum Feiern: Erstens wurde die offizielle Übergabe des Gradierwerks begangen, zweitens ging das 1. Historische Salinenfest in Sulzbach über die Bühne und drittens wurden Josef Todesco und Caspar Staudt geehrt. Unter Todesco, dem "fürstlichen Salzdirektor" erlebte Sulzbach ab 1730 seine letzte große Salzperiode. Der Chemiker Staudt hat großen Anteil an der Eisengewinnung mittels Kohlekoks.Das neue Gradierwerk wurde im kleineren Maßstab angepasst an große Werke wie zum Beispiel in Bad Kreuznach. Wie Architekt Klaus Hubig am Samstag erläuterte, wird im Gradierwerk die Salzkonzentration durch Beträufeln der Salinen erhöht. Der jetzt offiziell eingeweihte Holzbau soll nach Hubigs Worten sowohl einen Nutzwert haben, indem hier ein Blick in die Geschichte der Stadt und der Salzgewinnung möglich ist, als auch einen Erholungswert beim Einatmen der konzentrierten Salzdämpfe.

Die Neugierde der vielen Besucher, einige von ihnen in historischen Gewändern, weckten aber auch die historischen Marktstände im Salzbrunnenensemble. Da gab es zum Beispiel das Zelt von Karel Scheithauer, dem "immer durstigen Waffenschmied" (wie es auf seiner Visitenkarte steht) aus Tschechien. Scheithauer zieht als Schaukampfwaffenschmied von Markt zu Markt. Sein Stand erregte die Aufmerksamkeit der großen und kleinen Fans von Messern, Schwertern oder Brustpanzern und Ritterhelmen. Nach mittelalterlichen Rezepten zubereitete Marmeladen und Aufstriche (zum Beispiel einen Löwenzahnsirup) gab es bei Jutta Ende. Sie bekocht Gäste in deren Heim im Stile der mittelalterlichen Küche, wie sie verriet.

Wer eine kleine Pause einlegen wollte, konnte das im Zelt von Martin aus München tun, der - natürlich gegen heutiges Geld - Aladins orientalische Köstlichkeiten in fester und flüssiger Form anbot, so zum Beispiel die salzige Nuss-Mischung oder orientalischen Granatapfelsaft.

Großes Zuschauerinteresse erregte Nico Runge aus Bruchsal. Runge, im Hauptberuf Ausbilder an der Handwerkskammer für Metallbauer, schmiedete das Eisen, solange es heiß war. Innerhalb von ein paar Minuten entstanden so kleine Messer oder kleine Schmuckstücke - etwa aus Nägeln. Seine Lederprodukte (Gürtel, Beutel oder Schuhe in mittelalterlicher Art) hatte Norbert Margardt aus Neuweiler dabei. Auch an seinem Zelt herrschte zeitweise Hochbetrieb. Natürlich wurden auch Keramik, Kochutensilien aus Holz und Dekoratives aus Metall sowie Öle aus dem Saarland und diverse Seifen angeboten. Über großen Andrang konnte sich auch Martin Degen, Leiter der Stadtbücherei, freuen. Beim Bücherflohmarkt ging die Ware weg "wie warme Semmeln", verriet er der SZ. Das Highlight des Samstagabends war der große Feuerzauber, der etwa 1000 Besucher auf den "Salzplatz" lockte, wie die Verwaltung gestern schätzte.

Die Größe des Besucherandrangs lässt sich auch daran messen, dass noch vor Festschluss am Samstag der Weißwein "alle" war, wie ein Besucher der SZ sagte.

Das 2. Historische Salinenfest ist fürs Wochenende 14./15. September 2013 fest terminiert.

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