Ein wunderschönes Refugium für kleine Leute an der Weierwiesschule in Sulzbach-Neuweiler Hier gedeihen Chilischoten, Tomaten und Popcorn-Mais

Neuweiler · Der neugestaltete Schulgarten ist eingeweiht. Fruchtbare Kooperation zwischen Obst- und Gartenbauverein Neuweiler und den örtlichen Kitas.

 Die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Neuweiler freuen sich mit den Kita-Kindern über den neu angelegten Garten.

Die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Neuweiler freuen sich mit den Kita-Kindern über den neu angelegten Garten.

Foto: Thomas Seeber

Yippie, heute werden Kartoffeln geerntet. Das jedenfalls dachten Lena, Jerome, Zoe und die anderen Dreikäsehochs des städtischen Kindergartens, als sie sich auf den Weg zu ihrem Schulgarten machten – der eigentlich ein Kindergarten-Garten ist. Wird er doch ausschließlich von zwei Kitas genutzt: eben jenem, neu in der Pestalozzischule beheimateten, und dem katholischen Kindergarten St. Hildegard – seit vier Jahren. Hinter der Weierwiesschule gelegen, diente das Grundstück früher tatsächlich dem Gartenbau-Unterricht. Als der zuständige Lehrer in Rente ging, nahm sich der Obst- und Gartenbauverein Neuweiler des Schulgartens an.

Für seine Erneuerung in diesem Sommer konnte man Umweltminister Reinhold Jost als Schirmherrn gewinnen. Der 427 Mitglieder zählende Verein hat eine Grillstelle angelegt, Obstgehölze ersetzt, Bänke gestrichen, Wildwuchs beseitigt. Im Sommer will man noch Hand an den Zaun legen, informiert der Vize-Vorsitzende Alfred Herr, einer der rund 25 Aktiven. Für kostenloses Gießwasser sorgt freundlicherweise die Feuerwehr: „Die pumpen immer die Fässer voll.“

Inmitten von reich tragenden Beerensträuchern, Spalierobst und Weinreben wurde die Neugestaltung gebührend gefeiert. Was Bürgermeister Michael Adam zu einem kleinen Diskurs in Sachen Nachhaltigkeit inspirierte. Dieser Garten sei ein „Musterbeispiel“. Denn hier habe man „mehrere Themen unter einem Dach“. Man nehme nur einmal das Bienensterben: „Immer mehr Vorgärten verwandeln sich in Steinwüsten“, sagt der Chef im Rathaus. Was nicht nur ästhetisch zweifelhaft sei, sondern vor allem ein Verlust für die Insekten. Dagegen birgt solch ein Nutzgarten jede Menge Nektarquellen und Kleinstbiotope, vorausgesetzt, man lässt beispielsweise ein paar Brennnesseln stehen, legt Totholz-Haufen an und nimmt es mit dem Mähen nicht zu genau. Von großem Wert ist ein Garten nicht zuletzt für die Kinder. „Die lernen hier, wie man etwas anpflanzt“, freute sich der Bürgermeister und hofft, dass dadurch der eine oder die andere auf den Geschmack kommt. Um dann möglicherweise irgendwann „selbst mal als Vorsitzender hier zu stehen. Das wäre dann Nachhaltigkeit pur“. So oder so wünscht er dem Projekt „eine gute und lange Zukunft“.

Die Kinder inspizieren derweil die sechs Meter langen Großbeete. Jede Einrichtung hat ihr eigenes, beim städtischen wachsen viele Kräuter, aber auch Tomaten, schwarzer Popcorn-Mais und spiralförmige Chilischoten. Mal im Vorbeigehen etwas naschen ist allerdings nicht drin: „Bitte fragt uns vorher“, lautet der Standardspruch von Alfred Herr und seinen „Kollegen“. So ist etwa bei den leckeren Walderdbeeren Vorsicht geboten, in Bodennähe droht der Fuchsbandwurm. Die Radieschen sind schon abgeerntet, der Salat noch zu klein.

Aber was war jetzt eigentlich mit den Kartoffeln? „Da lernen die Kinder zu warten“, schmunzelt Kita-Leiterin Edeltraut Frisch. Beim letzten Besuch hier haben die Mädchen und Jungen Löcher gegraben und die Saatkartoffeln gelegt. Dass es fürs Wachsen und Reifen Zeit braucht, den ganzen Sommer, ist eine der wertvollen Erfahrungen, die hier nebenbei mit herausspringen. „Es ist umso schöner, wenn man Geduld hat, dann zu ernten.“ Gezwungen wird natürlich kein Kind zum Gärtnern, kennenlernen sollten die rund 100 jungen Menschen den Garten aber alle. Auch als Gegenpol in unserer konsumorientierten Zeit. „Bei uns erleben die Kinder von klein auf noch Dinge, die wichtig sind. Wir gehen mit ihnen zu den Ursprüngen“, erläutert Edeltraut Frisch.

Bleibt die Frage, was in den Sommerferien mit dem Garten passiert? „Wir werden die Pflanzen gießen“, teilt der Vorsitzende Horst-Dieter Hetrich mit. „Das haben wir den Kindern versprochen.“

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