Herzlich willkommen im Hindu-Tempel

Altenwald. Es sind nur acht Stufen und wenige Schritte - und man betritt eine andere Welt. Aber nur mit Socken. Schuhe sind hier nicht erlaubt. Die muss jeder Besucher ausziehen. Vor ihnen tut sich ein riesiger Raum auf. Unwirklich und fremd. Und doch so nah

 Priester Suki zelebriert den Gottesdienst. Fotos: Blickpunkt

Priester Suki zelebriert den Gottesdienst. Fotos: Blickpunkt

 Dolmetscherin Sivajini und Töchterchen Alisa lauschen den Worten des Priesters.

Dolmetscherin Sivajini und Töchterchen Alisa lauschen den Worten des Priesters.

Altenwald. Es sind nur acht Stufen und wenige Schritte - und man betritt eine andere Welt. Aber nur mit Socken. Schuhe sind hier nicht erlaubt. Die muss jeder Besucher ausziehen. Vor ihnen tut sich ein riesiger Raum auf. Unwirklich und fremd. Und doch so nah. Mitten in der Grubenstraße in Altenwald, gleich gegenüber dem Bahnhaltepunkt, im Haus mit der Nummer 41 wohnen Götter, hinduistische Götter. Hier, in einer ehemaligen Gaststätte, ist die hinduistische Gemeinde zu Hause. In dem früheren großen Saal der Kneipe ist der Hindu-Tempel. Hier empfangen die Götter ihre Besucher. Die trauen sich nur zögerlich über die Türschwelle. Mitten im Tempel, dem Sri Maha Mariamman Tempel, steht Sukithasan Sanmugasarma, kurz nur Suki genannt. Er ist der Priester. Sein Oberkörper ist nackt. Er lächelt sanft. Die Frauen sind in lange prunkvolle Gewänder gehüllt. Die Blicke der Besucher schweifen staunend umher. Alles ist so bunt, so farbenfroh. Ein schwerer Duft von Ölen liegt in der Luft. Ein Teil des Bodens im Tempel ist mit Bastmatten bedeckt. Farbenprächtige Bilder von hinduistischen Göttern hängen an den Wänden. Mitten im Tempel steht ein riesiger Schrein. Darin sitzt Sri Maha Marimann, die hauptindische Muttergöttin. Ihr ist der Tempel gewidmet. Die Gläubigen sehen in der Göttin ihre eigene Mutter. Sie sorgt für Wohlergehen, Gesundheit, ist Begleiterin in schweren Tagen. "Gläubige beten auch zu ihr für Nachkommen oder einen guten Gatten", erklärt Elamathy Jegateehsan lächelnd. Sie ist so etwas wie die Managerin der Gemeinde, bildet mit dem Priester Suki und Somasundaram Aravindagos die Leitung der hinduistischen Gemeinde in Altenwald. Soma hat das Gebäude 1994 gekauft und die Gemeinde ins Leben gerufen. Rund um den Hauptschrein mit Sri Maha Mariamman stehen noch kleinere Schreine mit anderen Gottheiten, beispielsweise dem Elefantengott Ganesha. Er ist der Herr der Wissenschaften, steht für den Beginn und die Veränderung. "Wir suchen den Kontakt zu allen Menschen. Uns ist jeder gleichermaßen willkommen", sagt Suki, bevor er mit dem Pooja, so heißt der Gottesdienst bei den Hindus, beginnt. Es erklingt - für unsere Ohren - ungewöhnliche Musik. Suki geht singend und betend von Schrein zu Schrein, in der Hand hat er ein Glöckchen. Die ganze Zeremonie dauert eine knappe halbe Stunde. Anschließend entwickelt sich ein reger Dialog zwischen den Hindus und den zahlreichen Besuchern. Einer davon ist Pastor Manfred Kostka. Wenige Minuten zuvor hat er noch eine Messe in der katholischen Pfarrkirche in Altenwald gehalten. "Wir pflegen schon seit 1994 sehr gute und enge Kontakte zu der hinduistischen Gemeinde", sagt Kostka. Der 73-jährige Alfred Schmitz wohnt direkt neben dem Hindutempel. "Wir haben eine sehr gute Nachbarschaft", schwärmt er. "Herr Schmitz ist unsere rechte Hand", sagt Soma und lächelt. Im Vorraum zum Tempel stehen Tische und Bänke. Hier servieren die Hindus ihren Gästen indischen Tee und vegetarisches Essen. Die Stimmung ist von heiterer Gelassenheit geprägt. Das Lächeln der Hindus wirkt ansteckend.

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