Häuser zeugen von Sulzbacher Geschichte(n)

Sulzbach · Nicht nur für auswärtige Gäste gibt es in der Salzstadt klassische und moderne Architektur zu entdecken. Auch Sulzbacher selbst können in ihrer Stadt noch einige Schätze aus Stein, Glas und Beton finden.

 Die Aula dient heute unter anderem als Veranstaltungsstätte. Fotos: Willems

Die Aula dient heute unter anderem als Veranstaltungsstätte. Fotos: Willems

 Im früheren Sulzbacher Schlachthof befindet sich heute ein moderner Bürokomplex.

Im früheren Sulzbacher Schlachthof befindet sich heute ein moderner Bürokomplex.

"Früher war nicht alles besser, aber anders." So kommentierte ein Mitarbeiter einer Firma im alten Schlachthof die von Wildschweinen durchwühlte Grünanlage des heutigen Bürokomplexes. "Früher wären keine Schweine freiwillig zum Schlachthof gekommen!" Vor einiger Zeit durchpflügten die Tiere mit ihren starken Rüsselnasen die Rasenflächen vorm Haus, um sich mit Würmern und anderem Kleingetier Speckreserven anzufressen. Sie schienen zu wissen, dass ihnen in menschlicher Umgebung weniger Gefahren drohen als in ihrem Waldrevier.

1996 wurde der Sulzbacher Schlachthof im Rahmen der Wirtschaftsförderung von der Saarbrücker Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU) zur BauWerkStatt "revitalisiert". Über drei Millionen Euro kostete die Renovierung des 1898 errichteten Gebäudes. 1951 war der Schlachtbetrieb wegen andauernder Unwirtschaftlichkeit aufgegeben worden. Die Pläne für den neuen Schlachthof kamen von dem Sulzbacher Architekten Manfred Schaus, der seiner Heimatstadt neben der Aula im alten Gymnasium und dem Sparkassenneubau von 1973 einige bemerkenswerte Bauten hinstellte.

Die Sparkasse kam 1882 nach Sulzbach . Ihr Gebäude musste 1973 dem damaligen Trend zu Neubauten weichen. Wie bei der gegenüberliegenden Volksbank wurde die Stadtarchitektur modernisiert, obwohl - wie noch heute gut erhaltene Häuser der Sulzbachtalstraße zeigen - das Stadtzentrum der Salz-, Glasmacher- und Bergarbeiterstadt über viele erhaltenswerte Gebäude mit prachtvollen Fassaden verfügt.

So veranstaltete das Kulturamt der Stadt im Juli gemeinsam mit der Künstlerin Bärbel Schorr einen Wettbewerb, bei dem zehn "Kostbarkeiten" als Details gut erhaltener Jugendstilhäuser zu suchen waren. Eines dieser Gebäude "am anderen Ende der Stadt" wird jetzt von der Verwaltung mit dem Ziel, neuen Wohnraum zu gewinnen, restauriert.

Historismus findet sich in Sulzbachs Hauptstraße auch umgesetzt am Sitz der Stadtverwaltung. Klassizistische Elemente schmücken das 1903 erbaute Rathaus, während das daneben befindliche Berufsbildungszentrum, 1901 als Volksschule erbaut, mit Renaissance-Elementen verziert wurde. Neorenaissance findet sich auch am 1906 erbauten Sulzbacher Gymnasium. Seinerzeit waren noch 130 Mark als jährliches Schulgeld aufzubringen. Das entsprach dem Monatsgehalt eines Bergmannes. Mitte der 50er Jahre erhielt das die Stadt überragende Bildungsbauwerk einen zeitgenössischen Dachaufbau mit weiteren Schulräumen. Wachsende Schülerzahlen ließen jedoch Mitte der 60er Jahre den Neubau des Gymnasiums am Mellinweg folgen. Dem fiel dann mit der Villa Vopelius ein - nach heutigen Gesichtspunkten - erhaltenswertes, historisches Gebäude zum Opfer.

Als "Heil-Anstalt" für Bergleute 1862 gegründet, öffnete sich das Sulzbacher Krankenhaus nach dem Ersten Weltkrieg der Behandlung von Frauen und Kindern. Aus Friedrichsthal kommend, durch die Sulzbachtalstraße am Rathaus und den umgebenden - einst prachtvollen - Bürgerhäusern vorbeifahrend, lässt das am Horizont alles überragende Knappschaftskrankenhaus eine großstädtische Atmosphäre erahnen, die an Sulzbachs Blütezeit mit dem Bergbau erinnert. 1987, zum 125-jährigen Bestehen des Knappschaftslazaretts, wurde das elfstöckige Hochhaus nach dreieinhalbjähriger Bauzeit als ein neues Wahrzeichen von Sulzbach bezogen. An das alte Lazarett erinnern heute nur noch die von einem Holz-Künstler genutzte Totenkapelle der früheren Heilanstalt sowie das ruinös dastehende Schwesternhaus mit einem Türsturz aus dem Jahr 1845 sowie die Straßennamen "Lazarettstraße" und "An der Klinik".

Neben diesen historischen Gebäuden gibt es in Sulzbach einiges zu sehen. Deshalb bietet die Volkshochschule seit einem Jahr (in Verbindung mit dem Salzknecht, der Saline und Salzbrunnenhaus erläutert) jeden zweiten Samstag im Monat einen Stadtspaziergang (10 Uhr ab Rathaus) an.

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