Große Hilfe für kleine Tiere in Gefahr

Sulzbach-/Fischbachtal · Es wird wärmer, und so sind die Kröten wieder auf Wanderschaft. Die SZ war dabei, als Tierschützer des Naturschutzbundes einige Leben retteten.

Wie ein kleiner König thront der handflächengroße Fadenmolch auf der Außenmarkierung der Fahrbahn und streckt keck den Kopf in die Luft. Hat er was gehört? Das reichlich laute Quaken der männlichen Erdkröten oder das Knurren der Springfrösche vielleicht, das wie ein geheimnisvolles konstantes Grummeln durchs Netzbachtal dröhnt? "Der sitzt da wie ein Model", sagt Wega Kling lachend. Sie und Eva Rabanus bewundern kurz den kleinen Gesellen und laufen dann weiter. Die beiden Frauen sind Mitglieder der Ortsgruppe Saarbrücken des Naturschutzbundes (Nabu) und gehören zu denjenigen, die sich fast täglich um die Amphibienwanderung im Großraum rund Saarbrücken kümmern.

Um zu laichen müssen die Tiere die L 127 zwischen Fischbach-Camphausen und Riegelsberg beziehungsweise Saarbrücken-Rußhütte überqueren - das ist lebensgefährlich. Denn bereits das knappe Vorbeifahren und der dadurch entstehende Strömungsdruck könnte die Tierchen töten, erläutert Kling, die 2. Vorsitzende der Saarbrücker Ortsgruppe. Um dem Amphibien-Tod den Kampf anzusagen, stellte der Nabu anfangs Krötenzäune auf, durch den die Tiere zu sicheren Durchgängen geleitet wurden. Fast 6000 Frösche, Kröten und Molche wurden so in einem Jahr gerettet. Mittlerweile wird die Strecke zum großen Teil gesperrt. Das sorgt komischerweise für weniger Verärgerung bei den Autofahrern, als man meinen könnte. Zumindest beim Nabu treffen dazu kaum Beschwerden ein, so Wega Kling.

"Das Gewässer ist ganz schwarz", merkt Eva Rabanus an. Sie deutet auf den kleinen Bachlauf an der Böschung unterhalb des Straßenrandes, wo eine Vielzahl von gallertartigen Massen im Taschenlampenlicht erscheint - die Brutstätte der Grasfrosch-Larven, die auch als Schutz dient. Die kleinen Kaulquappen ernähren sich am Anfang noch vom Dottersack, bevor sie im Wasser Nahrung aufnehmen können. Die Amphibien wandern vor allem bei Einbruch der Nacht bei entsprechendem Wetter. Die Tierchen kommen aus Richtung Waldschutzgebiet Steinbachtal/Netzbachtal, um in den Tümpeln und Weihern des Fischbachtals einen Platz zum Laichen zu suchen.

Etwa vier Wochen lang dauert es, bis die Amphibien von ihrer Heimatstätte über die Straße zum Brutort gehen, dort sie Eier ablegen und dann wieder zurückkehren. Sollte es innerhalb dieser Zeit Kältephasen geben, die sich über mehrere Tage hinziehen, wird die Sperrung vorübergehend wieder aufgehoben. Behilflich bei der Suche nach der Laichstelle, an der sie selbst einst geschlüpft sind, ist ein spezielles Organ, eine Art Bio-Navigationsgerät. Wenn das einst heimische Gewässer ausgetrocknet ist, suchen sie sich einen anderen Platz.

"Diese Füße - eine Perfektion der Natur", frohlockt Wega Kling, als sie einen Grasfrosch in die Hand nimmt. Wenn sie ihren etwa zwei Kilometer langen Kontrollgang vom Parkplatz am Netzbachweiher bis fast zur Abzweigung Richtung Neuhaus geht, sammelt sie die putzigen Tierchen auf und hilft ihnen per Hand über die Straße. An der L 127 geht es in erster Linie um die Beobachtung der Arten und die Ausdehnung ihrer Wanderwege. Ebenso aber darum, dass Verkehrsteilnehmer sich nicht über die Sperrung hinwegsetzen. Das würde bei einer starken Amphibienwanderung ein Massaker mit sich bringen.

An den mobilen Amphibienschutzzäunen sind Eimer aufgestellt, in die die Kröten und Molche sanft purzeln und am Abend dann auf die andere Straßenseite getragen werden. Natürlich könne man einige Straßen nur schwer sperren, sagt sie und nennt als Beispiel den Meerwiesertalweg, wo Zäune aufgebaut sind. Sollte man mal auf einer Straße fahren und einer Massen-Wanderung begegnen, haben die beiden Naturschützerinnen eine Bitte: "Am besten anhalten und warten - oder drehen".

Weitere Informationen findet man im Internet.

 In höchster Lebensgefahr sind derzeit die Kröten. Foto: Pleul/dpa

In höchster Lebensgefahr sind derzeit die Kröten. Foto: Pleul/dpa

Foto: Pleul/dpa
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