Existenzangst und Verständnis

Sulzbach · Der Sulzbacher Stadtrat beschloss eine Erhöhung der Nutzungsgebühren für die städtischen Hallen. So mancher Verein in der Stadt fürchtet nun um seine Existenz, doch es gibt auch Verständnis für die Entscheidung der Räte.

 Vor allem die Sport treibenden Vereine trifft die Erhöhung der Hallennutzungsgebühren. Unser Bild entstand bei einer Veranstaltung im Sportzentrum am Quierschieder Weg. Archiv-Foto: Iris Maurer

Vor allem die Sport treibenden Vereine trifft die Erhöhung der Hallennutzungsgebühren. Unser Bild entstand bei einer Veranstaltung im Sportzentrum am Quierschieder Weg. Archiv-Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Florian Kern hält die Saarbrücker Zeitung vom 16. Oktober in der Hand und lächelt bitter. "Da steht: Vereine, die Kinder- und Jugendförderung betreiben, sollen weiterhin von der Stadt unterstützt werden", zitiert Kern aus einem Bericht über die künftige Gestaltung der Hallenmieten für Vereine. Kern spielt Tischtennis beim TTC Altenwald. Eine Sportart, die ganzjährig auf Trainings- und Spielmöglichkeiten in der Halle zurückgreifen muss. "Bisher betrugen die Hallennutzungskosten für unseren Verein 30 Cent je Stunde im Aktivenbereich, für das Jugendtraining wurden keine Kosten in Rechnung gestellt. Macht in der Summe eine Jahresrechnung von 336 Euro", rechnet Kern vor, "mit dem Beschluss des Stadtrates, die Nutzungskosten auf 2,50 Euro anzupassen und zusätzlich Nutzungszeiten der Jugendlichen und Kinder in Rechnung zu stellen, steigt die jährliche Abrechnung auf 3440 Euro."

Die Stadt gibt an, in den letzten 30 Jahren keine Erhöhung der Hallennutzungsgebühren durchgeführt zu haben. "Doch selbst bei Annahme einer jährlichen Kostensteigerung von fünf Prozent, was Inflations- und Steigerungsraten in etwa nähern sollte, wären die entsprechenden 30 Cent Nutzungskosten aus 1984 heute auch nicht höher als 1,30 Euro", stellt der Mathematik-Student seine Kalkulation vor. Damit wären die Kosten nur halb so hoch wie nun von Verwaltung und Stadtrat veranschlagt.

"Im gleichen Kontext allerdings von Unterstützung der Vereine, Stärkung von Ehrenämtern und Förderung von Jugendarbeit zu sprechen, entbehrt jeglicher Grundlage und ist ein Schlag ins Gesicht für jeden ehrenamtlichen Jugendförderer in Sulzbach ", schimpft Florian Kern Richtung Rathaus, "sämtliche Sportvereine werden vor vollendete Tatsachen gestellt und mit ihren Problemen allein gelassen. Die Zukunft und gar Existenz kleinerer Sport treibender Vereine in Sulzbach darf ab sofort diskutiert werden."

"Wenn jetzt die Preise um ein Vielfaches steigen, soll uns die Stadt vormachen, wie wir das bezahlen sollen", sagt Wolfgang Kuntz von der DJK Neuweiler. Er rechnet vor, dass sein Klub schon mit der Pflege des Rasen- und Kunstrasenplatzes an seine Belastungsgrenze stößt. Sein Verein nutze mehrere Hallen in der Stadt, doch der Vorsitzende der DJK bezweifelt, dass er die Kosten auf die Mitgliedsbeiträge umlegen kann: "Eine Austrittswelle würde uns bevorstehen. Die neuen Preise reißen ein riesiges Loch in unsere Vereinskasse." Zudem hält er es für ungerecht, wenn für Hallen mit veralteter Ausstattung die gleichen Preise gelten, wie für die Nutzung moderner Hallen.

Einen komplett anderen Standpunkt vertritt der Vorsitzende des Sulzbacher Kneippvereins, Rüdiger Eckel: "Man muss dagegenrechnen, dass die Stadt in allen Belangen den Vereinen entgegenkommt. Ich habe in 20 Jahren noch nie das Wort ‚Nein' gehört. Außerdem wird gerade eine fabrikneue, moderne Halle gebaut." Er hat Verständnis dafür, dass Sulzbach die Preise nach 30 Jahren anheben muss und sagt: "Man muss nicht alles negativ kommentieren." Von einer Erhöhung der Mitgliedsbeiträge sieht er dennoch ab: "Wir werden keinen Schnellschuss unternehmen und ad hoc nichts entscheiden. Die Sachlage muss zuerst in aller Ruhe betrachtet werden."

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